Versorgung von Patienten nach überwundener Krebserkrankung

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Glücklicherweise überleben dank Früherkennung und verbesserter Behandlung immer mehr Menschen ihre Krebserkrankung. Doch nach der Behandlung verbleiben Spuren an Körper, Seele und oft auch am Geldbeutel, denen Versorgungsmodelle bislang oft nicht richtig gerecht werden können.

In dem Review fassen Prof. Jon Emery vom Victorian Comprehensive Cancer Centre in Melbourne, Australien, und seine Kollegen die Evidenz zum Umgang mit häufigen klinischen Problemen, mit denen Überlebende von Krebserkrankungen im Erwachsenenalter konfrontiert sind, zusammen. Zudem diskutieren sie, wie diese Probleme in einer Beratung behandelt werden können.

So beleuchtet die Überprüfung der Krebsanamnese und der Behandlungen potenzielle Langzeit- oder Spätfolgen, die zu berücksichtigen sind, sowie die empfohlene Überwachung auf Rezidive. Zu den zu identifizierenden körperlichen Folgen spezifischer Behandlungen gehören kardiale Dysfunktion, metabolisches Syndrom, Lymphödem, periphere Neuropathie und Osteoporose. Immuntherapien können spezifische immunassoziierte Wirkungen hervorrufen, am häufigsten im Magen-Darm-Trakt, im endokrinen System, in der Haut und in der Leber. Ferner empfehlen die Autoren, Schmerzen zu untersuchen und mögliche Ursachen sowie nichtpharmakologische und pharmakologische Behandlungsansätze zu bewerten.

Zu den häufigen psychosozialen Problemen, für die es wirksame psychologische Therapien gibt, gehören die Angst vor einem Rezidiv, Fatigue, Schlaf- und Wahrnehmungsstörungen sowie Auswirkungen auf Sex und Intimität, Finanzen und Beschäftigung.

Darüber hinaus rät das Autorenteam, Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Fettleibigkeit und Alkohol zu überprüfen, um das Risiko für ein Rezidiv und eine weitere Krebserkrankung zu reduzieren. Bewegung könne die Lebensqualität und möglicherweise auch das Überleben bei Krebs verbessern, ergänzen die Wissenschaftler. Sie könne auch zur Behandlung von Fatigue, Schmerzen, metabolischem Syndrom, Osteoporose und kognitiver Beeinträchtigung beitragen. Ferner könne die Verwendung eines Screening-Tools für Supportivtherapie, wie zum Beispiel das Distress-Thermometer, bestimmte Problembereiche identifizieren und dabei helfen, Bereiche zu priorisieren, die in einer Beratung abgedeckt werden sollten. (sf)

Autoren: Emery J et al.
Korrespondenz: Jon Emery; [email protected]
Studie: Management of common clinical problems experienced by survivors of cancer
Quelle: Lancet 2022;399(10334):1537–1550.
Web: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(22)00242-2