Vesikorenalen Reflux bei Kindern per Ultraschall diagnostizieren

Gradeinteilung beim vesikoureteralen Reflux. Grafik: Pepermpron – stock.adobe.com

Mittels kontrastmittelverstärkter Sonographie lässt sich ein vesikorenaler Reflux bei Kindern diagnostizieren, ohne die Gonaden einer Strahlenbelastung auszusetzen. Das wurde auf einer Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) deutlich.

Prof. Hans-Joachim Mentzel, Leiter der Sektion Pädiatrie der DEGUM, stellte das Verfahren mit dem Namen Miktionsurosonographie (MUS) bei der Online-Pressekonferenz am 03.03.2025 vor. Der Leitende Arzt der Sektion Kinderradiologie am Universitätsklinikum Jena betonte zunächst, warum es wichtig ist, einen vesikorenalen Reflux bei kindlichen Harnwegsinfektionen aufzudecken. Hierbei steigen Keime den Harnleiter hoch und infizieren die Niere. Dann kann es zu einer Nierenbeckenentzündung kommen, bei der Narben in der Niere und in der Folge auch Nierenfunktionseinschränkungen auftreten können. Zudem könne der intrarenale Reflux das Nierenfunktionsgewebe schädigen.

Normalerweise wird ein vesikorenaler Reflux mittels Miktionszysturographie (MCU) aufgedeckt. Dies ist jedoch ein Verfahren der Röntgendiagnostik, bei welcher das Kind einer Strahlenbelastung ausgesetzt wird. „Wir haben als Kinderradiologen, insbesondere bei Mädchen, keine Chance, die Gonaden zu schonen. Sie liegen bei MCU immer im Strahlungsfeld“, erklärte Mentzel.

Strahlenbelastung vermeiden

Die MUS kommt dem Kinderradiologen zufolge ohne Strahlung aus. Sie nutzt ein Kontrastmittel, das zuvor in die Blase instilliert wird und dort winzige Bläschen bildet. Deren Bewegung verfolgt der Radiologe dann am Bildschirm.

PD Dr. Jüngert, Leiter pädiatrische Sonographie am Universitätsklinikum Erlangen, hatte das Kontrastmittel zuvor in der Pressekonferenz genauer beschrieben: Die Gasbläschen bestehen außen aus einer Phospholipidhülle und innen aus chemisch inertem Schwefelhexafluorid-Gas. Die Bläschen von 2–9 µm Durchmesser werden zum Schwingen gebracht, was zu Signalen führt, welche der Radiologe als Leuchtpunkte auf dem Bildschirm verfolgen kann. Wie Jüngert betonte, zeigen Registerdaten, dass solche Ultraschall-Kontrastverstärker bei Kindern deutlich verträglicher als Röntgen-Kontrastmittel seien. Dennoch sei auch hier „sehr, sehr selten“ eine allergische Reaktion möglich.

Für die von Mentzel beschriebene MUS ist das Kontrastmittel bereits zugelassen. Eine intravenöse Verabreichung, wie für Jüngerts Forschungen zur Bildgebung des Gehirns, ist hier nicht nötig. Allerdings räumte Mentzel ein, dass die notwendige Kathetereinführung unangenehm für die Kinder ist.

Derzeit soll über die DEGUM eine S2e-Leitlinie entwickelt werden, die laut Mentzel im Mai 2026 fertig sein könnte. Es gebe gute Daten, dass die MUS ein sehr sensitives Verfahren sei. Man erhoffe sich, dass die MUS durch die Leitlinie stärker anerkannt werde.

(ms)