Vestibularisschwannom: Frühe OP rettet meist Hörvermöggen

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Eine klinische Studie unter Leitung der MedUni Wien konnte zeigen, dass eine frühe Operation des Vestibularisschwannoms das Hörvermögen mit einer Erfolgsquote von bis zu 83 Prozent erhalten kann.

Ein Team der MedUni Wien unter der Studienleitung von Karl Rössler, Leiter der Universitätsklinik für Neurochirurgie der MedUni Wien und des AKH Wien, untersuchte gemeinsam mit KollegInnen der Universität Erlangen retrospektiv 138 PatientInnenfälle aus dem Zeitraum von 2014 bis 2017, denen Vestibularisschwannome operativ entfernt worden waren.

Die mittlere Tumorgröße betrug 20,4 mm (SD 7,6 mm) mit einer Ausdehnung in den Fundus in 67,4 Prozent der Fälle. Die Resektionsrate lag bei insgesamt 93,5 Prozent. Die Tumoren wurden präoperativ entweder mittels des 3-tier-Erlangen-Grading-Systems basierend auf der Tumorgröße klassifiziert oder auf Basis der Antomie mit dem 4-tier-Koos-Garding-System.

Erhalt des Gehörs lag präoperativ bei 70,3 Prozent der PatientInnen vor und korrelierte signifikant mit der Tumorgröße (p=0,001). Bezogen auf die Erlangen-Klassifizierung konnte eine mittlere Hörerhaltungsrate von 32 Prozent erreicht werden, abhängig von der Tumorgröße (83,3% für Tumoren <12 mm, 30,3% für Tumoren zwischen 12 u. 25 mm, 5,3% für Tumoren >25 mm).

Im Gegensatz dazu lag die Hörerhaltungsrate für die Koos-Klassifizierung bei 100 Prozent für Grad-1-Tumoren (meatal), bei 35,6 Prozent für Grad-2-Tumoren (cisternal), bei 23,1 Prozent für Grad-3-Tumoren (Kontakt zum Hirnstamm) und bei 21,7 Prozent für Grad-4-Tumoren (Kompression des Hirnstamms).

Bezogen auf die gesamte Kohorte hatten 86 Prozent der PatientInnen postoperativ normal oder fast normale Gesichtsfunktion (House-Brackmann-Grad 1 u. 2).

Als Fazit zeigte sich, dass die neuen Techniken und das Monitoring während der OP bei der Entfernung kleiner Tumoren zu einer Hörerhaltungsrate nach der Operation von bis zu 83 Prozent führt. Die AutorInnen konstatieren in ihrer Studie, dass die Tumorgröße für den Hörerhalt wichtiger zu sein scheint als die anatomische Lage.

Die Angst postoperativ das Gehör zu verlieren, gehört zumindest für kleine Neurinome der Vergangenheit an“, erklärt Studienleiter Rössler, „unsere Arbeit bestätigt aber auch, dass die frühe Abklärung von Hörstörungen notwendig ist und Neurinome bereits in einem frühen Stadium operiert werden müssen.“ (red/ja)

Originalpublikation: Bozhkov Y, Shawarba J, Feulner J et al. Prediction of Hearing Preservation in Vestibular Schwannoma Surgery According to Tumor Size and Anatomic Extension. Otolaryngology–Head and Neck Surgery May 25 2021.