Vielversprechender Ansatz zur Tinnitus-Therapie

Foto: RFBSIP/stock.adobe.com

Eine aktuelle Studie US-amerikanischer Forschender liefert einen neuen Ansatz zur Tinnitus-Therapie: Die Autoren untersuchten, wie das Gehirn bi-sonsorische Informationen verarbeitet und wie die Stimulation dieser Prozesse zur Behandlung von Tinnitus genutzt werden könnte.

Die randomisierte, doppelblinde klinische Studie wurde von Froschenden der University of Michigan’s Kresge Hearing Research Insitute um Susan Shore, MD, durchgeführt. Insgesamt wurden 99 Personen mit somatischem Tinnitus rekrutiert. Bei dieser Form von Tinnitus führen bestimmte Bewegungen zu einer spürbaren Veränderung von Tonhöhe oder -stärke der wahrgenommenen Geräusche. Etwa 70 Prozent aller Tinnitus-Patienten sind von der somatischen Form betroffen.

„Nach Aufnahme in die Studie erhielten die Teilnehmer ein tragbares Gerät für zu Hause, entwickelt und hergestellt von dem Unternehmen ‚2being‘“, erklärte Shore. Die Geräte seien so programmiert, dass sie Töne generieren, die das individuelle Tinnitus-Spektrum des einzelnen Teilnehmers repräsentieren. Das sei mit einer elektrischen Stimulation kombiniert worden, um einen bi-sensorischen Stimulus zu kreieren. Gleichzeit sei die Verblindung von Teilnehmern und Studienteam sichergestellt worden, so Shore weiter. Die Teilnehmer wurden einer von zwei Gruppen zugeteilt. Die erste Gruppe erhielt zunächst die bi-sensorische oder aktive Behandlung, während die zweite Gruppe die Kontroll-Therapie – nur mit Tönen – bekam.

Die Teilnehmer sollten für die nächsten sechs Wochen ihr Gerät 30 Minuten täglich nutzen. Danach folgten sechs Wochen Pause vom täglichen Gebrauch, gefolgt von sechs weiteren Wochen der Therapie, die die Teilnehmer zu Beginn der Studie nicht erhalten hatten. Jede Woche füllten die Patienten zwei Fragebögen aus, den Tinnitus Functional Index (TFI) und das Tinnitus Handicap Inventory (THI). Außerdem wurde die Tinnitus-Lautstärke der Teilnehmer evaluiert.

Studienteilnehmer, die die bi-sensonsorische Behandlung bekamen, berichteten durchweg von einer verbesserten Lebensqualität, niedrigeren Scores für Beeinträchtigungen und signifikanter Reduktion der Tinnitus-Lautstärke. Diese Effekte konnten bei der Kontrollgruppe, die nur Geräuschstimulation erhielt, nicht beobachtet werden.

Außerdem berichteten mehr als 60 Prozent der Teilnehmer mit bi-sensorischer Therapie von signifikant reduzierten Tinnitus-Symptomen nach Ablauf der sechswöchigen Behandlungsdauer, was nicht für Teilnehmer der Kontrollgruppe galt. Die Studienergebnisse bestätigen Ergebnisse einer früheren Studie von Shores Team. Diese hatte gezeigt, dass die Reduktion der Tinnitus-Symptome stärker ausfiel, je länger die Teilnehmer die aktive Behandlung bekommen hatten. (ja)