Vier Berner Forschende erhalten Pfizer-Preis29. Januar 2021 Symbolbild: ©athitat – stock.adobe.com Vier von insgesamt fünfzehn Pfizer-Forschungspreisen gehen dieses Jahr an Berner Medizinerinnen und Mediziner der Universität Bern und des Inselspitals, Universitätsspital Bern. Die ausgezeichneten Arbeiten befassen sich mit Leukämie, Herzrhythmusstörungen und der Fiebergrenze bei krebskranken Kindern und Jugendlichen. Der Pfizer Forschungspreis ist einer der bedeutendsten Forschungspreise für Medizin in der Schweiz. Er geht alljährlich an herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an Schweizer Forschungsinstituten oder Spitälern hervorragende und zukunftsweisende Beiträge im Bereich Grundlagenforschung oder klinische Forschung erbracht haben. Die Preise sind mit je 15.000 Schweizer Franken (rund 14.000 Euro) prämiert und werden auf Antrag unabhängiger wissenschaftlicher Kommissionen in fünf Bereichen vergeben. Im Bereich Onkologie wird Prof. Carsten Riether vom Department für BioMedical Research (DBMR) der Universität Bern und Universitätsklinik für Medizinische Onkologie am Inselspital ausgezeichnet. PD Dr. Jin Li, Institut für Biochemie und Molekulare Medizin (IBMM) und PD Dr. Ange Maguy, Institut für Physiologie der Universität Bern, erhalten je einen Preis im Bereich Herzkreislauf, Urologie und Nephrologie. Im Bereich Pädiatrie wird Dr. Christa König von der Universitätsklinik für Kinderheilkunde am Inselspital und MedizinischeFakultät der Universität Bern ausgezeichnet. Prof. Claudio Bassetti, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Bern: „Ich freue mich sehr über diesen Erfolg. Die PfizerForschungspreise sind eine wichtige Anerkennung für Berner Forscherinnen und Forscher – und auch für das starke Commitment unserer Fakultät für die Nachwuchsförderung.“ Therapieresistenz bei Blutkrebs bekämpfen Die akute myeloische Leukämie ist eine bösartige Erkrankung des blutbildenden Systems, die vor allem bei Menschen über 65 Jahren auftritt und in Leukämie-Stammzellen ihren Ursprung hat. Diebetroffene Altersgruppe kann aufgrund von Begleiterscheinung und einem schlechten Allgemeinzustand oftmals nicht mit intensiver Chemotherapie mit allfälliger Stammzellentransplantation behandelt werden, sondern nur mit Hypomethylierenden Substanzen,speziellen Medikamenten, welche die Blutbildung unterstützen. Leukämie-Stammzellen sind gegenüber diesen Substanzen aber resistent. Carsten Riether. Foto: ©Inselgruppe Carsten Riether und sein Team haben entdeckt, dass durch die Gabe von Hypomethylierenden Substanzen das Molekül CD70 auf der Oberfläche der Leukämie-Stammzellen häufiger auftritt. Die Forschenden untersuchten daraufhin, ob es möglich wäre, CD70 als Ziel für eine Antikörperbehandlung zu nutzen und damit den Erfolg der Therapie zu verbessern. Durch eine solche Behandlung mit einem Antikörper, der auf CD70 abzielt, konnten Leukämie-Stammzellen in präklinischen Modellen und in einer klinischen Phase I Studie signifikant reduziert werden. „Unsere Studie konnte somit einen neuen Therapie-Resistenzmechanismus entdecken und hat dazu beigetragen, einen neuen Therapieansatz zu entwickeln“, sagt Riether. Den Herzrhythmus stabilisieren Jeder Kontraktion des Herzmuskels geht eine elektrische Erregung voraus. Dafür muss die elektrische Aktivität über Herzzellen korrekt vermittelt werden. Genau dies funktioniert bei Patientinnen und Patienten mit einem Long-QT-Syndrom nicht: sie haben ein defektes Protein auf der Oberfläche von Herzzellen, die die elektrische Aktivität weiterleiten. Dies führt dazu, dass die QT-Zeit bei jedem Schlag krankhaft verlängert wird, was lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen begünstigt und auch bei jungen und sonst gesunden Menschen zum plötzlichen Herztod führen kann. Bisher gibt es nur unspezifische Behandlungsmöglichkeiten, welche auch nicht bei den Ursachen des Long-QT-Syndroms ansetzen. Ange Maguye und Jin Li. Foto: ©zvg Nun haben PD Dr. Ange Maguy und PD Dr. Jin Li einen Antikörper entdeckt, der gegen einen bestimmten Ionenkanal gerichtet ist und die elektrische Stabilität in Herzzellen wiederherstellt. „Wir konnten zudem zeigen, dass diese Antikörper das Auftreten von Herzrhythmusstörungen in Herzzellen eines Patienten mit Long-QT-Syndrom vollständig unterbinden können“, sagt Jin Li. „Dies ist die allererste Studie, die Antikörper zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen untersucht“, ergänzt Ange Maguy. Neue Fiebergrenze für Kinder und Jugendliche mit einer Krebserkrankung Die häufigste Nebenwirkung von Chemotherapie bei Kindern und Jugendlichen mit einer Krebserkrankung ist Fieber in der Neutropenie. Behandelt wird FN mit Notfallhospitalisation und sofortiger Gabe von Antibiotika, aber es ist unklar ab welcher Fiebergrenze diese Therapie gestartet werden muss. Christa König.Foto: ©zvg Ein Team um Christa König der Universität Bern und Inselspital und Cécile Adam vom Universitässpital Lausanne hat untersucht, ob für die Diagnose von FN eine höhere Fiebergrenze (Ohrtemperatur 39.0°C) bezüglich Sicherheit nicht schlechter ist als eine tiefere Fiebergrenze (38.5°C). Diese weltweit erste Studie zur Fiebergrenze bei FN wurde an sechs Schweizer Kinderonkologiezentren durchgeführt. 269 Kinder und Jugendliche waren daran beteiligt. «Unsere Resultate zeigen, dass die höhere Fiebergrenze von 39.0°C nicht weniger sicher ist. Durch den Wechsel auf die höhere Temperatur können behandelnde Kliniken künftig Übertherapien reduzieren», erläutert Christa König. Dies beeinflusst das individuelle Patientenmanagement und hat zusätzlich gesundheitsökonomische Auswirkungen.
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