Viren unter Beobachtung: Pandemievorsorge ist Forschungsschwerpunkt von Gisa Gerold21. Januar 2025 Gisa Gerold, Direktorin des Instituts für Virologie, im Labor. (MUI/Florian Lechner) Das Institut für Virologie der Medizin Uni Innsbruck hat mit Gisa Gerold seit 1. November 2024 eine neue Leiterin. Die Pandemievorsorge gehört zu ihren Forschungsschwerpunkten. Gemeinsam mit ihrem Team erforscht die Expertin Erreger, die zu einer Herausforderung für die globale Gesundheit werden könnten und entwickelt innovative Methoden zur besseren Vorhersage und Prävention. Aktuell stehen nicht nur die Vogelgrippe, sondern auch das Dengue- und das Chikungunya Virus unter besonderer Beobachtung. Die Vogelgrippe, die weltweit in Tierbeständen auftritt, steht aktuell im Fokus der Überwachung. Besondere Aufmerksamkeit erlangte kürzlich eine Übertragung auf Milchvieh in den USA – ein Szenario, das auch in Europa nicht ausgeschlossen werden kann. „Es gibt derzeit keine Evidenz für eine Übertragung auf Nutztiere in Europa, doch die theoretische Möglichkeit besteht, insbesondere bei Kontakt zwischen Vögeln und Nutztieren“, sagt die neue Direktorin des Instituts für Virologie, Gisa Gerold, In Ostösterreich wurden seit 1. September 2024 61 Ausbrüche in Wildvögeln, sechs in Geflügel und zwei bei Vögeln, die in Gefangenschaft leben, registriert. In Tirol gibt es aktuell keine bekannten Fälle. Das Institut für Virologie der Medizin Uni Innsbruck ist jedenfalls vorbereitet: Dank intensiver Zusammenarbeit mit der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) stehen bereits Testmethoden bereit, um im Fall eines Ausbruchs schnell reagieren zu können. Zudem betont Gerold die Bedeutung von Vorsichtsmaßnahmen, insbesondere bei toten Vögeln: „Verendete Tiere sollten niemals mit bloßen Händen angefasst werden.“ „Das Beispiel der Vogelgrippe zeigt, wie wichtig die universitäre Virologie auch für den Schutz der Bevölkerung ist“, erklärt Rektor Wolfgang Fleischhacker. „Mit Gisa Gerold haben wir eine hochkompetente und maximal engagierte Institutsleiterin berufen können, die auch viel internationale Vernetzung mitbringt.“ Gerold ist nach dem Studium der Biochemie in Tübingen und ihrer Promotion am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin an die Rockefeller Universität in New York gewechselt, wo sie im renommierten Labor für Virologie des späteren Nobelpreisträger Charles M Rice gearbeitet hat. Tropenviren auf dem Vormarsch Einer der Forschungsschwerpunkte von Gisa Gerold ist die Pandemievorsorge. „Ich finde Viren einfach faszinierend. Trotz ihrer geringen Größe schaffen sie es, Krankheiten auszulösen und beispielsweise eine ganze Zelle umzuprogrammieren. Nach meinem Studium habe ich mir daher die Frage gestellt, wie schaffen sie das?“, sagt Gisa Gerold. Gemeinsam mit ihrem Team arbeitet sie intensiv an der Erforschung des Dengue-Virus und des Chikungunya-Virus (CHIKV). Beide Erreger waren bisher vor allem in tropischen und subtropischen Regionen verbreitet, dringen aber zunehmend nach Europa vor. 2024 gab es beispielsweise einen Dengue-Virus Ausbruch mit 214 Fällen in Mittel- und Norditalien. Das CHIKV wird durch Insektenstiche übertragen und löst bei Infizierten schwere Gelenksentzündungen aus. Der Name des Virus, der aus einer afrikanischen Stammessprache stammt, beschreibt die Haltung Erkrankter, die sich vor Schmerzen nach vorne beugen. 2024 wurden 480.000 Fälle weltweit registriert, in Europa gab es nur einen Fall in Frankreich. „Unser Ziel ist es, die molekularen Mechanismen zu verstehen, die diese Symptome auslösen und darauf basierend Medikamente zu entwickeln“, erklärt Gerold. In Europa ist die Bekämpfung von Stechmücken daher eine zentrale Präventionsmaßnahme, etwa durch die Reduzierung von Brutstätten zum Beispiel indem stehende Wasserflächen in Gärten vermieden werden. Mit modernen Methoden Viren besser verstehen Um den Aufgaben der Virologie in der Pandemievorsorge gerecht zu werden, arbeiten Gisa Gerold und ihr Team auch an der Entwicklung neuer Methoden zur Analyse von Virus-Wirt-Interaktionen. „Mit Massenspektrometrie und anderen Ansätzen können wir besser verstehen, warum manche Viren Gelenkschmerzen und andere Atemwegsinfektionen verursachen“, erklärt Gerold. Diese Erkenntnisse sind essenziell für die Entwicklung neuer Medikamente. Neben der Forschung legt Gerold großen Wert auf die Förderung junger WissenschafterInnen. Als Vorstand des DACH-Verbands für Virologie setzt sie sich aktiv für die Vernetzung und Weiterbildung von Nachwuchstalenten ein.
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