Vogelgrippe: Ausbrüche in Sachsen und auf Rügen – Forderungen nach Impfungen12. Dezember 2025 Frankreich hat eine andere Impfstrategie als Deutschland. (Symbolbild) Foto: © S. Leitenberger – stock.adobe.com Wegen eines Vogelgrippe-Ausbruchs müssen in Ebersbach rund 80.000 Legehennen getötet werden. Während Sachsens Sozialministerin Geflügelhalter zur Vorsicht aufruft, wirbt Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus für eine offene Debatte über das Impfen. Er empfindet Mitgefühl für die leidenden Tiere und die Menschen, die das Leid ertragen müssen. Und er ist nicht der einzige, der das so sieht. Wegen eines Vogelgrippe-Ausbruchs müssen in einem Geflügelbetrieb in Ebersbach im Landkreis Meißen rund 80.000 Legehennen getötet werden. „Die Geflügelpest hat nun leider einen zweiten großen Nutzgeflügelbestand in Sachsen erreicht. Die Folgen sind gravierend. Die erforderlichen und rechtlich notwendigen Maßnahmen wurden unmittelbar eingeleitet“, teilte die zuständige Sozialministerin Petra Köpping (SPD) mit. Bereits im November hatte es ebenfalls in Ebersbach einen ersten Vogelgrippe-Fall bei Puten gegeben. Damals wurden 8.000 Tiere vorsorglich getötet. Zudem wurde laut Ministerium bei bislang 28 Wildvögeln in Sachsen – darunter Kraniche, Gänse und Schwäne – eine Infektion nachgewiesen. Der Zoo Leipzig ließ nach einem Vogelgrippe-Fall bei einem Pelikan 350 weitere Vögel testen – und gab inzwischen Entwarnung. Köpping rief alle Geflügelhalter in Sachsen zur Vorsicht auf. „Nur gemeinsam können wir verhindern, dass sich die Tierseuche weiter großflächig ausbreitet. Ich empfehle nochmals dringlich allen Geflügelhaltern in Sachsen, ihre Tiere in Ställen unterzubringen“, betonte die Ministerin. Der beste Schutz vor dem Virus sei die Einhaltung strenger Biosicherheitsmaßnahmen. Gänsezüchter will anderes Vorgehen gegen Vogelgrippe In einer Gänsezucht im Landkreis Leipzig hat sich der Verdacht auf Vogelgrippe bestätigt. Rund 6.500 Tiere werden getötet. Was bedeutet das für den Verkauf von Weihnachtsgänsen? In einem Gänsezucht-Betrieb in Landkreis Leipzig müssen wegen der Geflügelpest rund 6.500 Tiere getötet werden. Die sächsische Landesuntersuchungsanstalt habe den Vogelgrippe-Verdachtsfall bestätigt, teilte das Landratsamt in Borna mit. Die Zuchtgänse würden gekeult, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Betroffen ist eine Anlage von Sachsens größtem Gänsezüchter Lorenz Eskildsen. Er kritisiert, dass der bisherige Umgang mit der Vogelgrippe nicht ausreicht und spricht sich vehement für die Impfung von Tieren aus. Zwei weitere Betriebe an dem Standort im Grimmaer Ortsteil Mutzschen werden laut Landratsamt derzeit überwacht. Sie werden räumlich getrennt von der betroffenen Zuchtanlage geführt, deswegen gelten sie als seuchenhygienisch unabhängig. Insgesamt halte er am Standort 11.000 Zuchtgänse, sagte Eskildsen. Er betreibt noch eine zweite große Gänsefarm in Königswartha in der Lausitz. Verkauf von Weihnachtsgänsen geht weiter Der zum Betrieb gehörende Gänsemarkt könne geöffnet bleiben, teilte das Landratsamt mit. Die Weihnachtsgänse, die dort verkauft würden, stammten aus anderen Standorten. Von dem Vogelgrippe-Verdacht seien ausschließlich Zuchtgänse betroffen. Die sächsische Landesuntersuchungsanstalt habe den Verdachtsfall bestätigt. Amtlich festgestellt werden kann ein Ausbruch nur durch das Friedrich-Loeffler-Institut. Dieses Ergebnis stehe noch aus. Nach Angaben des Landkreises hat es seit Anfang Oktober deutschlandweit 171 Vogelgrippe-Ausbrüche in Geflügelhaltungen gegeben. Es wurden bereits mehr als zwei Millionen Tiere deswegen getötet. Eskildsen fordert Impfung als Mittel gegen Vogelgrippe Eskildsen hält dies nicht mehr für tragbar. „Wir können nicht mehr so mit den Tieren umgehen. Das geht einfach nicht“, sagte er. Eine Impfung senke die Viruslast und damit auch das Risiko der Übertragung um 90 Prozent. Bund und Länder müssten den Weg für Impfungen freimachen. „Ich beharre darauf und will impfen“, sagte der Gänsezüchter. Zwar sei das ein großer Aufwand, aber gerade Zuchtgänse, die mehrere Jahre lebten, eigneten sich für diese Maßnahme. Eskildsen erinnerte daran, dass er vor 20 Jahren den ersten großen Vogelgrippe-Ausbruch in seinem Unternehmen hatte. „Wir haben 20 Jahre gelitten und wollen, dass jetzt was getan wird.“ Mecklenburg-Vorpommern Auf Rügen ist ein weiterer Großbetrieb von der Tierseuche betroffen. Rund 33.000 Tiere wurden getötet. Trotz sinkender Fallzahlen bleibt die Gefahr der Geflügelpest hoch. Die aktuelle Geflügelpest-Welle hat in Mecklenburg-Vorpommern einen weiteren Großbetrieb erfasst. Wie der Landkreis Vorpommern-Rügen mitteilte, brach die Tierseuche in einer Geflügelhaltung in Poseritz, Ortsteil Grabow, im Süden der Insel Rügen aus. Rund 33.000 Tiere seien vorsorglich getötet worden, um das Seuchengeschehen möglichst einzudämmen. Im unmittelbaren Umkreis der betroffenen Hühnerfarm, in der nach eigenen Angaben seit fast 70 Jahren Legehennen gehalten werden, wurden die obligatorischen Schutz- und Überwachungszone festgelegt. Dort gelten, abgestuft, besondere Vorschriften, Hygiene- und Schutzmaßnahmen sind streng einzuhalten. Loeffler-Institut schätzt Seuchengefahr als weiterhin hoch ein Nach Angaben des für Tierseuchen zuständigen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) auf der Insel Riems bei Greifswald gehen die Fallzahlen bundesweit zwar merklich zurück. Dennoch werde das Risiko für Infektionen bei Wildvögeln und gehaltenen Vögeln weiterhin als hoch eingeschätzt. Das Seuchengeschehen bei Kranichen, die in diesem Jahr in Deutschland außergewöhnlich stark von der Vogelgrippe betroffen waren, sei weitgehend abgeklungen, das Virus zirkuliere aber nach wie vor in der Wildvogelpopulation. Das FLI hat heute, 12.12.2025, eine aktuelle Risikoeinschätzung zur Vogelgrippe herausgegeben: Risikoeinschätzung zur Hochpathogenen Aviären Influenza H5 (HPAI H5) Klade 2.3.4.4B In MV sind mehr als 300.000 Tiere betroffen – in Niedersachsen erheblich mehr Seit Beginn der herbstlichen Infektionswelle sind in Mecklenburg-Vorpommern nach Angaben des Agrarministeriums mehr als 300.000 Nutztiere der Seuche zum Opfer gefallen. Sie starben an der hochinfektiösen Krankheit oder mussten getötet werden. Ein gutes Dutzend kommerzieller Geflügelhöfe im Nordosten erlitt massive Tierverluste. Die Tierseuchenkasse MV geht nach Angaben von Agrarminister Till Backhaus (SPD) davon aus, dass die durchschnittlichen Entschädigungszahlungen von jährlich rund einer Million Euro in diesem Jahr deutlich überschritten werden. Diese Summe sei bereits bis Mitte November an die betroffenen Tierhalter ausgezahlt worden, hieß es aus dem Ministerium. Die Geflügelpest bleibe weiterhin eines der größten Risiken für Geflügelhalter mit erheblichen wirtschaftlichen Folgen. Die Tierseuchenkasse MV geht nach Angaben von Backhaus davon aus, dass die durchschnittlichen Entschädigungszahlungen von rund 1,1 MillionenEuro pro Jahr in diesem Jahr deutlich überschritten werden. „Ich habe wirklich Mitleid“ Der Minister warb für eine offene Debatte über den möglichen Einsatz von Impfungen gegen die Geflügelpest. Impfungen seien kein Ersatz für Biosicherheit, könnten aber perspektivisch eine Ergänzung darstellen, um den Infektionsdruck zu senken und die wirtschaftliche Stabilitätder Geflügelbranche zu sichern.Zugleich erinnerte Backhaus an das Leid der Tiere und die hohe emotionale Belastung der Tierhalter, wenn deren Bestände betroffen seien. „Ich habe wirklich Mitleid, nicht nur mit den Tieren, sondern auch den Menschen, die dieses Leid mit ertragen müssen. Auch dasgehört zur Wahrheit“, so Backhaus. Sachsen Zoo Leipzig tötet alle Krauskopfpelikane wegen Vogelgrippe Der Zoo Leipzig hat wegen der Vogelgrippe alle seine Krauskopfpelikane getötet. Mit der Maßnahme solle verhindert werden, dass sich das Virus ausbreite, teilte Direktor Jörg Junhold mit. „Der Verlust der Pelikane ist bitter, aber notwendig. Wir werden weiterhin alles tun, um unseren Bestand und den Zoo zu schützen.“ Voriges Wochenende hatte der Zoo den Tod eines ersten Pelikans gemeldet. Daraufhin waren Proben von rund 350 weiteren Vögeln genommen und untersucht worden. Mitte der Woche war eigentlich Entwarnung gegeben worden. Doch nun sei noch ein Pelikan gestorben und ein weiteres Tier der Gruppe erkrankt, teilte der Zoo mit. Bedrohte Vogelarten sollen erhalten werden Das Veterinäramt habe am Freitag die Tötung der sieben übrigen Pelikane angeordnet. Dass nicht noch mehr Vögel vorsorglich getötet werden, liege daran, dass versucht werden soll, bedrohte Arten zu erhalten. Der Zoo sei in verschiedene Hygienebereiche eingeteilt worden. Die anderen Vögel seien in Ställen untergebracht worden. An Ein- und Ausgängen müssen Besucherinnen und Besucher über Desinfektionsmatten gehen. Der Teich, an dem die Pelikane bislang gelebt haben, werde geleert. Der Schlamm werde entsorgt. Ein ähnliches Vorgehen war 2022 im Rahmen eines Vogelgrippe-Ausbruchs im Zoo Karlsruhe erstmals durchgespielt worden. Damals waren fast alle Vögel des Zoos nach Arten separiert worden und der Zoo blieb für vier Wochen geschlossen. Dank einer Ausnahmegenehmigung mussten 2022 im Zoo Karlsruhe keine Tiere vorsorglich getötet werden. Dies stellte eine deutschlandweit bis dahin einmalige Entscheidung dar – und einen Testlauf für andere Tierparks. Probennahmen für den Test auf Vogelgrippe (Symbolbild) Foto: © diy13 – stock.adobe.com Peta fordert Ende der Vogelhaltung Die Tierrechtsorganisation Peta forderte den Zoo auf, die Vogelhaltung vollständig zu beenden. Das Friedrich-Loeffler-Institut habe schon vor Jahren vor einem hohen Infektionsrisiko in Zoos und Tierparks gewarnt. Krankheiten und Viren könnten sich schnell ausbreiten, wenn Tiere auf relativ engem Raum gehalten werden. Peta spricht sich generell gegen die Zucht und Haltung von Tieren in Zoos aus. Schweizer Zoos untersuchen Nutzen von Impfungen bei Zoovögeln in einer Studie In der Schweiz wird derweil in fünf Schweizer Zoos untersucht, ob eine Impfung Wildvögel wirksam vor der Vogelgrippe schützt. Die Institutionen erhoffen sich, dass dadurch Schutzmaßnahmen wie die Stallpflicht in Zukunft reduziert werden können. In fünf Schweizer Zoos werden Vögel in einer Studie gegen Vogelgrippe geimpft – Biermann Medizin
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