Vogelgrippe breitet sich langsamer aus – 2,3 Millionen Tiere bisher betroffen1. Dezember 2025 (Symbolbild) Foto: © tearsze – stock.adobe.com Seit 1. September 2025 wurden bundesweit etwa 2,3 Millionen Tiere bei Geflügelhaltern infolge einer Vogelgrippe-Infektion in dem jeweiligen Tierbestand getötet oder sind an dem Virus verendet. Zehntausende Kraniche starben auf dem Zug gen Süden. Inzwischen scheint die Zahl der Infektionen bei ihnen abzunehmen. Insgesamt aber gebe es weiter eine gewaltige Welle, erklärt ein Experte. Die verheerende Vogelgrippewelle bei Kranichen ist nach Ansicht von Experten weitgehend vorüber. „Die Infektionswelle ebbt jetzt komplett ab“, sagte Günter Nowald, Geschäftsführer der Gesellschaft Kranichschutz Deutschland. Das sei auch in anderen europäischen Ländern entlang der Zugroute so. Dass in diesem Herbst auf ihrem Zug nach Süden so viele Kraniche starben, liegt dem Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) zufolge womöglich daran, dass die über Deutschland ziehende Population vom Virus in den Vorjahren weitgehend verschont blieb und keine Immunität aufgebaut hat. Auf der Route fliegen etwa 400.000 Tiere aus Skandinavien, dem Baltikum und Mitteleuropa mit Zwischenstopps in Deutschland in ihre Winterquartiere in Frankreich und Spanien. Drastische Viruslast im Gehirn Auf anderen Zugrouten waren Kraniche schon früher stark vom Vogelgrippevirus H5N1 betroffen. Bei den Vögeln verlaufe die Infektion oft drastisch, sagte FLI-Vizepräsident Martin Beer kürzlich bei einem Symposium des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Ihr Gehirn sei voll mit H5N1. Nach wie vor bestimmt demnach eine H5N1-Variante aus der Klade 2.3.4.4b das Infektionsgeschehen. Die meisten Kraniche seien mittlerweile durch Deutschland durchgezogen, sagte Nowald. Eine mittlere fünfstellige Zahl befinde sich noch im Land. Die Vogelgrippe allerdings kursiert weiter – und das vehement. Es gebe eine gewaltige Infektionswelle, sie sei aber kaum erkennbar, sagte Beer. Tests bei Wildenten etwa in Holland zeigten, dass bis zu 25 Prozent betroffen seien. Viele Wildvögel sind derzeit immun Aufgrund der Ausbrüche in den Vorjahren gibt es in vielen Wildvogelbeständen eine ausgeprägte Immunität: Die Vögel stecken sich an, erkranken und sterben aber weitaus seltener. Unter anderem über den Kot infizierter Tiere wird das Virus weiterhin verteilt. In Geflügelhaltungen kam es in den vergangenen Wochen zu etlichen Ausbrüchen – so schnell so stark seien die Fallzahlen zuvor noch nie gestiegen, sagte Beer. Nachweise gibt es demnach auch bei Füchsen, Marderhunden, Dachsen und anderen wildlebenden Fleischfressern – Tests bei Milchkühen hierzulande hingegen blieben bisher immer unauffällig. Weltweit gibt es Experten zufolge etwa 1,5 Milliarden Rinder. Trotz des weltweiten Handels mit Tieren und Lebensmitteln sind H5N1-Infektionen bisher weiterhin nur von Kühen in den USA bekannt. Rinder sind Beer zufolge neben dem Menschen die einzigen bekannten Lebewesen, bei denen das Virus nicht vor allem das Gehirn betrifft: Bei Milchkühen sei das Euter, beim Menschen Augen und Atemwege betroffen. Eine H5N1-Infektion bei einem Menschen in Deutschland ist dem Robert Koch-Institut zufolge bisher nicht bekanntgeworden. Weltweit sind bisher weniger als 100 humane Infektionen mit der Klade 2.3.4.4b erfasst, wie Beer sagte. Nordrhein-Westfalen Keine Entwarnung: Über 20 Betriebe in Nordrhein-Westfalen von Vogelgrippe betroffen. Geflügel ist gerade in der Weihnachtszeit gefragt. Eine Zwischenbilanz. Für die Geflügelhalter gibt es nach dem Durchzug von besonders für die Vogelgrippe anfälligen Kranichen keine Entwarnung. „Wir müssen abwarten, wie sich das weiter entwickelt“, sagte eine Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts. Es werde bislang weiter davon ausgegangen, dass auch andere Wildvogelarten das Virus tragen. Möglicherweise hätten sich die empfindlichen Kraniche an Rastplätzen bei anderen Wildvögeln infiziert. Nicht mehr die hohe Dynamik Vor drei Wochen seien bei der Vogelgrippe noch stark steigende Zahlen verzeichnet worden. So eine Dynamik, wie sie in diesem Jahr von Mitte Oktober an verzeichnet worden sei, habe man zuvor noch nicht erlebt. Das habe sich nicht in diesem Ausmaß fortgesetzt: „Die Fallzahlen gehen nicht mehr so rasant hoch“, erklärte die Sprecherin weiter. Das Infektionsgeschehen habe sich in Deutschland nach Westen, also auch nach Nordrhein-Westfalen, verlagert. Bundesweit über 2 Millionen Tiere getötet Seit dem 1. September seien bundesweit insgesamt etwa 2,3 Millionen Tiere bei Geflügelhaltern an der Vogelgrippe verendet oder wegen einer Infektion in dem jeweiligen Tierbestand getötet worden. Die weitere Entwicklung bei der Vogelgrippe hänge von verschiedenen Faktoren ab, zu denen auch das Winterwetter zähle, erklärte die Sprecherin. Bei einem heftigen Kälteeinbruch könnten weitere Wildvögel aus dem Osten Richtung Deutschland ziehen. Nach einer Übersicht des Instituts zu Tierseuchen sind in diesem Jahr mit Stand Freitagabend 2.056 Fälle von Vogelgrippe bei Wildvögeln registriert worden – so viele wie in keinem Jahr zuvor in der bis zum Jahr 2000 reichenden Zeitreihe. Bei den Geflügelbeständen in Betrieben sind es bundesweit 181 Fälle. Auf NRW entfallen 148 Fälle bei Wildvögeln – wie bundesweit ein langjähriger Höchststand. In Tierhaltungen sind es 28 Fälle. Das ist nah dran an dem langjährigen Höchststand von NRW-weit 30 Fällen aus dem Jahr 2022. Nach Angaben des Landesagrarministeriums sind in Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr rund 230.000 Tiere in den Geflügelbeständen der Betriebe durch das Virus verendet oder infolge einer Infektion in dem Geflügelbestand getötet worden. Von Infektionen betroffen sind nach Auskunft des Landesministeriums unter anderem Regionen im Kreis Paderborn, im Kreis Kleve, im Kreis Wesel, im Kreis Coesfeld, im Kreis Gütersloh, im Rhein-Erft-Kreis sowie im Kreis Soest. Besondere Schutzmaßnahmen Das Landesministerium verwies darauf, dass das Friedrich-Loeffler-Institut das Risiko des Eintrags der Erkrankung in Geflügelhaltungen und bei Wildvögeln als „hoch“ eingestuft hat. Wo es die Lage erfordere, seien beziehungsweise werden Sperrzonen eingerichtet, in denen besondere Schutzmaßnahmen gelten. Derzeit gebe es acht Sperrzonen – darunter Regionen in den Kreisen Recklinghausen, Kleve, Wesel, Paderborn, Gütersloh sowie im Raum Köln. Ministerium richtet sich an Verbraucher Außerdem erklärte das NRW-Agrarministerium: „Verbraucherinnen und Verbraucher in NRW können unverändert davon ausgehen, dass sie sichere, frische und hochwertige Lebensmittel kaufen können, dazu gehört auch der Einkauf von Eiern oder Geflügelfleisch“, betonte die Ministeriumssprecherin. Wie groß sind die Bestände? Nach Daten des Statistischen Landesamtes sind 2024 in NRW 36,8 Millionen Tiere im Geflügelbereich geschlachtet worden. Darunter waren knapp 10.000 Enten und 23.000 Gänse. Mit 58,3 Millionen Tonnen war das die höchste Schlachtmenge der vergangenen 15 Jahre. In NRW haben 2024 mehr als 300 Betriebe insgesamt 5 Millionen Legehennen gehalten. Darunter waren 3,5 Millionen in Bodenhaltung. Die Legehennen in NRW legten 1,4 Milliarden Eier. Knapp die Hälfte der Eier wurde im Regierungsbezirk Münster produziert. Niedersachsen Fast 1,4 Millionen Tiere wurden in Niedersachsen wegen der Geflügelpest getötet – für das Land bedeutet das Entschädigungen in Millionenhöhe. Die Vogelgrippe-Welle trifft Niedersachsens Landeshaushalt mit Entschädigungen in Millionenhöhe. Alleine die Ausbrüche in diesem Herbst schlagen bei der Niedersächsischen Tierseuchenkasse bisher mit knapp 32 Millionen Euro zu Buche, wie eine Sprecherin des Agrarministeriums in Hannover sagte. „Davon wird etwa die Hälfte das Land zu tragen haben und damit auch der Steuerzahler.“ Tierhalter bekommen eine Entschädigung, wenn ihre Tiere auf behördliche Anordnung hin getötet werden oder sie nach der Anordnung verenden. Der Höchstbetrag dafür liegt bei Geflügel derzeit bei 50 Euro pro Tier – der Bund plant eine Anhebung auf bis zu 110 Euro. Die Entschädigung bezahlt zur Hälfte das Land, die andere Hälfte trägt die Niedersächsische Tierseuchenkasse. Hinzu kommen Kosten für die Tötung und Entsorgung der Tiere. Ministerium: Kaltes Wetter spielt in die Karten Die Zahl der Ausbrüche der Geflügelpest geht unterdessen langsam zurück, wie die Ministeriumssprecherin sagte. Habe es Ende Oktober und Anfang November landesweit noch rund 20 Ausbrüche pro Woche gegeben, seien es in dieser Woche erst 3 Ausbrüche. Das Friedrich-Loeffler-Institut begründe das auch damit, dass die Kraniche weiter in den Süden ziehen. „Da spielt uns das kalte Wetter ziemlich in die Karten“, sagte die Sprecherin. „Von daher können wir hier vorsichtigen Optimismus an den Tag legen, wobei natürlich die Gesamtzahlen mit 85 Ausbrüchen und fast 1,4 Millionen getöteten Tieren kein Grund zur Freude insgesamt sind.“ Mehr als 100 Millionen Geflügeltiere in Niedersachsen In Niedersachsen wurden seit Beginn der offiziellen Aufzeichnungen noch nie so viele Tiere wegen der Vogelgrippe getötet wie in diesem Jahr. Das Bundesland ist laut Ministerium mit mehr als 100 Millionen gehaltenen Geflügeltieren das Geflügelland Nummer eins in Deutschland.
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