Vollständige Kehlkopftransplantation bei Krebspatient15. August 2024 Bild: snike/stock.adobe.com Bei einem Patienten mit aktiver Krebserkrankung eine vollständige Kehlkopftransplantation durchgeführt – mit Erfolg: Vier Monate nach der Operation kann der Patient sprechen, schlucken und selbständig atmen. „Die Operation und die Fortschritte des Patienten haben unsere Erwartungen übertroffen“, sagt Dr. David Lott, Vorsitzender der Abteilung für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO)- Kopf-und Halschirurgie/Audiologie an der Mayo Clinic in Arizona (USA). Einen Fallbericht haben Lott und sein Team kürzlich im Fachjournal „Mayo Clinic Proceedings“ veröffentlicht. Sechs Chirurgen der Mayo Clinic führten die 21-stündige Transplantation durch, die den Kehlkopf, den Rachen, die obere Luftröhre, die obere Speiseröhre, die Schilddrüse und die Nebenschilddrüsen sowie Blutgefäße und Nerven Vollständige Kehlkopftransplantation bei Krebspatient umfasste. Die Transplantation wurde bei Marty K. durchgeführt, bei dem ein Chondrosarkom diagnostiziert worden war. Im Laufe von 10 Jahre lang musste er sich Dutzenden von Operationen unterziehen, die ihn schließlich seiner Stimme und seiner Fähigkeit, normal zu schlucken und zu atmen, beraubten. Vor einigen Jahren musste zudem eine Tracheotomie durchgeführt werden. Insbesondere die Tracheotomie in Verbindung mit dem Verlust seiner Stimme habe seine Lebensqualität erheblich beeinträchtigt, Marty K. Eine Laryngektomie lehnte er ab. Er wurde als Patient in die klinische Studie zu Kehlkopftransplantation von Lott und seinem Team aufgenommen und erhielt am 29. Februar eine vollständige Kehlkopftransplantation. Aufgrund der Durchführung der Operation im Rahmen einer klinischen Studie, gilt der Fall von Mayo als wichtiger Schritt, um das seltene Verfahren weiteren Betroffenen zugänglich zu machen. „Diese klinische Studie ermöglicht es uns, eine echte wissenschaftliche Untersuchung durchzuführen, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Kehlkopftransplantation als verlässliche Option für Patienten gründlich zu erforschen,“ betonte Studienleiter Lott. Das Programm ist für die Durchführung weiterer Kehlkopftransplantationen in den kommenden Jahren zugelassen. Die American Cancer Society schätzt, dass es in diesem Jahr in den USA 12.650 neue Fälle von Kehlkopfkrebs geben wird. Bislang hatten viele dieser Patienten wenig Hoffnung auf eine Kehlkopftransplantation als mögliche Option für die Zukunft, da die Anwendung einer immunsuppressiven Therapie mit Risiken verbunden ist. Allerdings erhöhen immunsuppressive Medikamente auch das Risiko einer Ausbreitung des Krebses. Der Fall von Marty K. war einzigartig, weil er bereits eine immunsuppressive Therapie aufgrund einer früheren Nierentransplantation erhielt. „Bei einem Patienten mit aktiver Krebserkrankung, der bereits eine eigene Immunsuppression hatte, konnten wir die Transplantation sicher durchführen, ohne ein zusätzliches Risiko einzugehen, wie es bisher nur selten, wenn überhaupt, der Fall war“, sagt Girish Mour, M.B.B.S., medizinischer Leiter des Programms. Dr. Lott fügt hinzu: „Die Tatsache, dass wir diese Transplantation bei aktivem Krebs und einem Patienten, der bereits eine immunsuppressive Therapie erhält, unter der strengen Aufsicht einer klinischen Studie durchführen konnten, ermöglichte es uns, einen entscheidenden Schritt in Richtung eines besseren Verständnisses der Sicherheit für Krebspatienten zu machen und die Kehlkopftransplantation möglicherweise zu einer Standardoption zu machen.“ Vier Monate nach der Operation kann der Patient mit seiner neuen Stimme sprechen, schlucken und selbständig atmen, was Lott als bemerkenswert bezeichnet. Der Patient habe etwa etwa 60 Prozent seiner Stimme wiedererlangt, was Lott frühestens in einem Jahr erwartet habe. Die Trachealkanüle soll entfernt, wenn der Patient wieder vollständig selbstständig atmen kann. „Dieser Fall stellt einen monumentalen Durchbruch dar. Er steht für die Zukunft der Kehlkopftransplantation, bei der jeder Patient, der eine totale Laryngektomie benötigt, die Möglichkeit einer Rekonstruktion hat, die es ihm ermöglicht, seine Lebensqualität zu erhalten“, kommentierte Dr. Marshall Strome, der die weltweit erste totalen Kehlkopftransplantation im Jahr 1998 durchführte. Neben der klinischen Studie zu Kehlkopftransplantationen erforscht das Forschungsteam von Lott Möglichkeiten zur Wiederherstellung der Kehlkopffunktion durch verbesserte Transplantationstechniken und bahnbrechende Technologien der regenerativen Medizin.
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