Von KI bis Virtual Reality: DGMKG gestaltete Gemeinschaftskongress in Berlin mit

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Die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) legte den Fokus auf KI und Virtual Reality beim 4. Gemeinschaftskongress der zahnmedizinischen Fachgesellschaften, der vom 30. Oktober bis zum 1. November 2025 in Berlin tagte.

Welche Rolle spielen moderne Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Virtual Reality (VR) im Behandlungsalltag von Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen? Wie gestalten sich die Chancen, Grenzen und Perspektiven dieser Entwicklungen? Diese Fragen standen im Fokus der Agenda, die die DGMKG auf dem 4. Gemeinschaftskongress der zahnmedizinischen Fachgesellschaften setzte.

Der Gemeinschaftskongress fand in diesem Jahr unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) vom 30. Oktober bis 1. November in Berlin statt. Auch die Themen Fehlbildungschirurgie und Tumortherapie stehen als Höhepunkte auf dem Programm der DGMKG.

Die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sei traditionell ein Vorreiter beim Einsatz neuer Technologien, so die DGMKG. „Heute zeigt sich der Einfluss von KI und VR insbesondere in einer wachsenden Zahl von Forschungsprojekten sowie in einem breiten Bewusstsein unter MKG-Chirurgen für das Potenzial dieser Technologien, das starke Veränderungen im Behandlungsalltag mit sich bringt“, betonte DGMKG-Experte Dr. Dr. Behrus Puladi, Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Aachen.

ChatGPT statt „Dr. Google“ – auch Patienten nutzen vermehrt KI-Anwendungen

Während computergestützte Chirurgie und virtuelle OP-Planung schon seit einigen Jahren Einzug in der MKG-Chirurgie halten, ist die Verbreitung klinischer Anwendungen nach Einschätzung der DGMKG-Experten bislang noch überschaubar – trotz des zunehmenden indirekten Einflusses: Patienten informieren sich längst nicht mehr nur über „Dr. Google“, sondern nutzen KI-Anwendungen wie ChatGPT. Auch viele MKG-Chirurgen greifen bereits auf solche Tools zurück.

In der Praxis liegt der Schwerpunkt von KI bislang auf der Bildverarbeitung etwa zur automatischen Detektion, Klassifikation und Segmentierung anatomischer und pathologischer Strukturen über verschiedene Bildmodalitäten hinweg. Auch bei der computergestützten Chirurgie, beziehungsweise bei der virtuellen OP-Planung spielt der Einsatz von KI mittlerweile eine zentrale Rolle.

Virtual Reality im Operationssaal

Im VR-Bereich ermöglichen moderne Headsets eine breite Nutzung; ein klarer Mehrwert ist vor allem in der Lehre und bei Trainingszwecken sowie bei navigierten Eingriffen belegt. „Prinzipiell ist der Einsatz dieser Anwendungen für nahezu jedes Krankheitsbild denkbar“, so Puladi. „Der Nachweis eines echten klinischen Nutzens sowie die verlässliche Integration in die chirurgische Praxis bleiben jedoch zentrale Aufgaben, die uns in der MKG-Chirurgie in den nächsten Jahren stark beschäftigen werden.“

In der Operationsassistenz eröffnen sich besondere Chancen: „Denkbar sind hier beispielsweise Systeme, die repetitive Schritte – etwa das Setzen von Nahtknoten – übernehmen oder virtuelle Assistenz-Einblendungen zu jedem OP-Schritt liefern“, betont der DGMKG-Experte. Darüber hinaus kann KI zur objektiven Bewertung und zum Monitoring operativer Ergebnisse beitragen. DGMKG-Experten berichten auf dem Kongress über diese Einsatzgebiete. 

Risiken und Grenzen beim Einsatz von KI und VR

Zugleich sensibilisieren sie aber auch für die Risiken und Grenzen beim Einsatz von KI und VR: „Viele Ansätze haben bisher lediglich Proof-of-Concept-Charakter, multizentrische Studien zum Einsatz von KI in der MKG-Chirurgie fehlen weitgehend“, so PD Dr. Dr. Michael Neuhaus, DGMKG-Experte und Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). VR-Simulationen hätten besonders im Bereich der zahnmedizinischen Lehre bereits ihren Stellenwert gezeigt, doch im Bereich der MKG-Chirurgie müsse der Nachweis noch erbracht werden, dass Simulator-erlernte Fähigkeiten auf reale Operationen übertragen werden könnten.

Auch beim Datenschutz und bei der Datenvalidität bestehen wesentliche Anforderungen: Patientendaten gelten als besonders sensibel und dürfen nur mit höchster technischer Sicherheit verarbeitet werden. Für MKG-Chirurgen ist dafür eine gute Zusammenarbeit mit Patienten zentral: „Wir wollen sie verständlich und klar darüber informieren, wofür wir die Technologien einsetzen, welchen konkreten Nutzen sie bringen können und wo ihre Grenzen liegen“, so Neuhaus.

Warum dieses Thema beim Gemeinschaftskongress eine große Rolle spielte

„Die prominente Rolle von KI und VR spiegelt die wachsende gesellschaftliche und klinische Bedeutung dieser Technologien – und unsere Hoffnung, unseren Patienten damit einen klaren Mehrwert zu bieten“, so Prof. Henning Schliephake, DGMKG-Kongresspräsident 2025 und Direktor der Abteilung Mund-, Kiefer-Gesichtschirurgie an der Universitätsmedizin Göttingen.

Weitere Themenschwerpunkte der DGMKG auf dem Gemeinschaftskongress sind die Themen Tumortherapie und Fehlbildungschirurgie. „Wir erwarten einen fachlich hochkarätigen Austausch von etwa 3000 Teilnehmern. Auch die hochkarätige Industrieausstellung wird ein schöner Höhepunkt des Kongresses“, betont Prof. Jörg Wiltfang, Kongresspräsident und Präsident der DGMKG und der DGZMK.