Wahrnehmungsstörung Neglect: Neue Online-Therapie entwickelt27. September 2024 Georg Kerkhoff.Foto.©Oliver Dietze/Universität des Saarlandes Neuropsychologen der Universität des Saarlandes haben eine Therapie entwickelt, mit der sich Patienten mit Neglect-Syndrom nach kurzer Zeit wieder im Alltag zurechtfinden können. Wenn das menschliche Gehirn durch einen Schlaganfall oder eine Kopfverletzung Schaden nimmt, kann es passieren, dass die betroffene Person nur noch einen Teil der Außenwelt oder ihres eigenen Körpers wahrnimmt. Diese Erkrankung wird als Neglect bezeichnet. Die Patienten haben dann Probleme, mehrere Dinge oder Personen gleichzeitig visuell zu erfassen. Allein in Deutschland leiden schätzungsweise 50.000 Menschen pro Jahr an dem Neglect-Syndrom, das meist durch einen Schlaganfall verursacht wird. Es wirkt sich auf viele Alltagsbereiche aus, besonders häufig und anhaltend ist dabei die beschriebene Unfähigkeit der Betroffenen, mehrere Dinge gleichzeitig visuell zu erfassen. Sie können die Gegenstände oder Personen mit ihren Augen sehen, aber es gelingt ihnen nicht, diese Informationen im Gehirn zu verarbeiten. „Für verschiedene Symptome der akut an einem Neglect erkrankten Menschen gibt es bereits wirksame Behandlungen, nicht jedoch für chronische Restsymptome des Neglects wie diese häufig auftretende Wahrnehmungsstörung“, erklärt Georg Kerkhoff, Professor für Klinische Neuropsychologie der Universität des Saarlandes. Sein Team hat in zwei verschiedenen Studien jeweils 23 beziehungsweise acht Patientinnen und Patienten mit dieser Symptomatik über mehrere Wochen mit der neu entwickelten Therapie behandelt. „Schon nach etwa 18 Therapiestunden konnten alle Betroffenen wieder besser mehrere visuelle Dinge gleichzeitig erfassen, wie etwa verschiedene Gegenstände oder Personen auf einem Bild“, berichtet Kerkhoff. Die Studienteilnehmer nahmen diese Fortschritte auch selbst wahr, da sie sich wieder sicherer im Alltag fühlten und sich auch wieder besser zurechtfanden. Zwei Drittel der Teilnehmer konnten nach der Behandlung in ihren früheren Beruf zurückkehren. „Das Besondere an unserer Therapie ist, dass die Betroffenen eine neue Blickstrategie schrittweise erlernen, mit der sie visuelle Reize im gesamten Gesichtsfeld schneller erfassen. Erst werden ihnen verschiedene Reize nacheinander angezeigt, dann in immer kürzeren Abständen, am Ende fast gleichzeitig“, erklärt der Forscher. Die Patienten wurden für die Studien in der Neuropsychologischen Hochschulambulanz an der Universität des Saarlandes behandelt. Das neue Programm kann aber auch als Home-Training verwendet werden, wenn Betroffene in abgelegenen ländlichen Regionen wohnen oder keinen Behandlungsplatz für diese Therapie bekommen. Für die Therapie zu Hause ist lediglich ein PC mit einem Internetzugang nötig. „Mit dieser neuen Form der ‚hybriden‘ Therapie des Rest-Neglects könnten in Zukunft noch viel mehr Betroffene behandelt werden. Da jährlich mehrere zehntausend Patienten unter dieser Wahrnehmungsstörung leiden, liegt hier ein enormes Potenzial, damit diese Menschen wieder ins Berufsleben zurückkehren können“, erklärt Kerkhoff.
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