Wann ist der Richtige Zeitpunkt für ein Kunstherz?11. Juli 2025 Am DHZC wurde der erste Patient in Europa (2. v. r.) in die Studie TEAM-HF eingeschlossen. Hier ist er mit dem DHZC-Studienteam Evgenij Potapov, Luise Röhrich und Felix Schönrath (v. l.) zu sehen. (Foto: © DHZC/Maier) Kann eine kontinuierliche Überwachung des Pulmonalarteriendrucks dabei helfen, den bestmöglichen Zeitpunkt für die Implantation eines Kunstherzens zu bestimmen? Dem geht die weltweite Studie TEAM-HF bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz nach. Die Frage, wann ein Kunstherz implantiert werden sollte, entscheidet bei vielen Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz über Lebensqualität und Überlebenschancen. In der Praxis wird diese wichtige Entscheidung jedoch häufig erst sehr spät getroffen – oft dann, wenn sich die Betroffenen bereits in einem kritischen, lebensbedrohlichen Zustand befinden. Mit einer weltweit einzigartigen Studie an 75 medizinischen Zentren suchen Wissenschaftler nun nach besseren Antworten. An der Studie beteiligt ist auch das Deutsche Herzzentrum der Charité (DHZC), wo nun der erste Patient in Europa in die Studie eingeschlossen wurde. Kunstherz: Lebensrettend, aber mit Risiken Verschlechtert sich eine Herzinsuffizienz so weit, dass Medikamente und andere Therapien nicht mehr ausreichen, kann ein VAD-System (Ventricular Assist Device) zum Einsatz kommen, das die Pumpfunktion des geschwächten Herzens teilweise oder vollständig übernehmen kann. Allerdings ist die Implantation eines solchen Systems mit Risiken verbunden. Diese konnten in den vergangenen Jahren durch Optimierung der Pumpen und Behandlungsverfahren deutlich gesenkt werden. Die Lebensqualität beschreiben Patienten mit einem VAD-System als gut bis sehr gut. Trotzdem gibt es durch das Leben mit dem Kunstherz gewisse Einschränkungen – beispielsweise durch das Mitführen externer Komponenten und regelmäßige Kontrollen. Die Systeme sollten daher, wenn möglich, nicht ohne sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiken und auch nicht zu früh implantiert werden. Mit bis zu 75 beteiligten Kliniken weltweit und mehr als 800 geplanten Teilnehmenden ist TEAM-HF die erste Studie, die die Frage nach dem optimalen Zeitpunkt einer VAD-Implantation im internationalen Umfang systematisch untersucht. Prof. Felix Schönrath, Leiter des Studienteams am DHZC, ist Mitglied im wissenschaftlichen Leitungsgremium der Studie. TEAM-HF soll insbesondere: klären, ob die Messung des Lungendrucks durch miniaturisierte Sensoren helfen kann, Hochrisikopatienten frühzeitig und objektiv erkennen zu können und den exakten Zeitpunkt des Einbaus eines Kunstherzsystems definieren: nicht zu spät, aber eben auch nicht zu früh. Sensor soll frühzeitig drohende Verschlechterung anzeigen Wesentliches Instrument der Studie ist dabei ein Pulmonalarterien-Drucksensor, der minimalinvasiv in die Lungenschlagader eingesetzt wird. Hier misst er kontinuierlich den Druck – ein Frühindikator dafür, wie stark die Herzinsuffizienz das Herz-Kreislauf-System bereits belastet. Das System ermöglicht Ärzten eine noch detailliertere, kontinuierlichere und präzisere Überwachung der Herzleistung als gängige telemedizinische Messmethoden wie EKG, Blutdruck- oder Pulsmessung. Die Daten werden nahezu täglich automatisch übermittelt und erlauben so eine engmaschige Kontrolle des Krankheitsverlaufs – deutlich früher und zuverlässiger als bisher möglich. Bleibt der Druck trotz optimaler medikamentöser Behandlung dauerhaft erhöht, deutet das auf eine drohende Verschlechterung hin. Die Betroffenen können dann frühzeitig für weiterführende Therapien wie den Einsatz eines VAD-Systems in Betracht gezogen werden. Erster Studienteilnehmer am DHZC eingeschlossen Am DHZC wurde nun der erste Patient außerhalb der USA in die TEAM-HF-Studie eingeschlossen. Der 66-Jährige erlitt bereits 2010 seinen ersten Herzinfarkt. In den Folgejahren kamen weitere Infarkte hinzu, die die Pumpleistung seines Herzens zunehmend schwächten. Heute lebt er mit einer schweren Herzinsuffizienz. Für ihn könnte der Einsatz eines VAD-Systems in Zukunft eine wichtige Therapieoption sein. Wann genau dieser Zeitpunkt gekommen ist, soll die kontinuierliche Überwachung mit dem speziellen Sensor zeigen – und genau dazu möchte die TEAM-HF-Studie einen entscheidenden Beitrag leisten. Hoffnung auf präzisere Therapieentscheidungen „Angesichts des anhaltenden Mangels an Spenderorganen bleiben mechanische Kreislaufunterstützungssysteme für viele Patientinnen und Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz auf absehbare Zeit eine der wenigen lebensrettenden Therapieoptionen“, sagt Schönrath, Leiter des Studienteams am DHZC. „Es muss unser Anspruch sein, diese Therapie so gezielt und individuell wie möglich einzusetzen. Mit dieser Studie wollen wir dazu einen entscheidenden Beitrag leisten.“
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