Warum Antivenine die Symptome von Mamba-Bissen verschlimmern können

Schwarze Mamba: Ihr Gift löst unterschiedliche Lähmungen aus und reduziert die Wirksamkeit von Antiveninen. (Foto: © John Marais)

Eine Studie der University of Queensland zeigt, dass das Gift von drei Mamba-Arten neurologisch komplexer ist als bisher angenommen, was erklären könnte, warum Antivenine in manchen Fällen eine Verschlimmerung der Symptome bewirken.

Die Studie zeigt, dass die Gifte dreier Mamba-Arten neurologisch weitaus komplexer seien als bisher angenommen. Dies erkläre, warum Gegengifte manchmal wirkungslos seien.
„Die Schwarze Mamba, die Westliche Grüne Mamba und die Jameson-Mamba verwenden nicht nur eine Form chemischer Wirkstoffe, sie starten einen koordinierten Angriff an zwei verschiedenen Punkten des Nervensystems.“, erklärt Prof. Bryan Fry von der School of the Environment der University of Queensland.

Unterschiedliche Arten der Lähmung

Prof. Fry erklärt, dass ein Biss von drei der vier Mamba-Arten zunächst zu schlaffer Lähmung führt, verursacht durch postsynaptische Neurotoxine. Während die aktuellen Antivenine diese Lähmung behandeln können, zeigt die Studie, dass das Gift dieser Arten anschließend einen weiteren Teil des Nervensystems angreift und spastische Lähmung durch präsynaptische Toxine verursacht. Bisher ging man davon aus, dass nur die Östliche Grüne Mamba spastische Lähmungen auslösen kann. Dies erklärt, warum manche Patienten zunächst auf Antivenin ansprechen und Muskeltonus sowie Bewegung zurückgewinnen, später jedoch schmerzhafte, unkontrollierte Krämpfe entwickeln. „Das Gift blockiert zunächst die Nervenimpulse zu den Muskeln, nach der Gabe von Antivenin kann es die Muskeln jedoch überstimulieren. Es ist wie das Behandeln einer Krankheit und gleichzeitig das Offenbaren einer anderen“, erläutert Prof. Fry.

Bedeutung für die klinische Praxis

Mamba-Bisse (Gattung Dendroaspis) sind in Subsahara-Afrika eine bedeutende Gesundheitsgefahr und führen jährlich zu etwa 30.000 Todesfällen. PhD-Kandidat Lee Jones, der die experimentellen Arbeiten durchgeführt hat, betont die Bedeutung neuer Antivenine:
„Wir wollten die unterschiedlichen Giftwirkungen zwischen den Mamba-Arten verstehen. Wir erwarteten klar postsynaptische Effekte, die schlaffe Lähmung auslösen, und eine effektive Neutralisation durch Antivenin. Was wir nicht erwartet hatten, war, dass das Gegengift die andere Hälfte der Giftwirkung auf präsynaptische Rezeptoren sichtbar machte. Außerdem haben wir festgestellt, dass die Giftwirkung der Mambas je nach geographischem Standort variiert, insbesondere bei Schwarzen Mambas aus Kenia und Südafrika. Dies erschwert die Behandlung, da die Antivenine nicht auf die unterschiedlichen Gifte abgestimmt sind.“

Bedeutung für die Entwicklung zukünftiger Antivenine

Prof. Fry betont, dass die Ergebnisse dazu beitragen könnten, die Entwicklung spezialisierter Antivenine zu verbessern. Die Studie zeigt, dass alle getesteten Antivenine zwar wirksam gegen die schlaffe Lähmung durch postsynaptische Toxine sind, ihre Kapazität, die spastische Lähmung durch präsynaptische oder acetylcholin-potenzierende Toxine zu neutralisieren, jedoch begrenzt ist. Zudem gibt es intra-spezies Variationen, etwa bei D. polylepis, die die Wirksamkeit weiter einschränken und auf ähnliche Unterschiede bei den anderen Arten hindeuten könnten. „Dies ist ein direkter Hinweis an Kliniker und Hersteller von Antiveninen: Indem wir die Grenzen der aktuellen Präparate erkennen und die gesamte Bandbreite der Giftwirkung verstehen, können wir die evidenzbasierte Behandlung von Schlangenbissen verbessern. Solche translationalen Studien helfen Ärzten, bessere Entscheidungen in Echtzeit zu treffen und retten Leben.“

(BIERMANN/lj)