Was tun, wenn die Bindehaut entzündet ist?

Das Auge ist rot, es juckt und brennt. Das sind typische Symptome einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis), der mit Abstand häufigsten Augenkrankheit. Dr. Ludger Wollring, Pressesprecher des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands (BVA) erläutert, weshalb auf jeden Fall eine augenärztliche Untersuchung sinnvoll ist.

Mit einer Entzündung reagiert die Bindehaut des Auges auf ganz verschiedene Auslöser: Infektionen mit Bakterien, Pilzen oder Viren sind häufig die Ursache, doch es können auch Bestandteile von Make Up oder Medikamenten sein, die eine allergische Reaktion auslösen. Wer Heuschnupfen hat, erlebt oft, dass auch die Augen auf die Allergene reagieren. Umweltreize wie Staub, Zugluft, Rauch oder grelles Sonnenlicht können ebenfalls zu einer Konjunktivitis führen. Und sie kann schwerwiegende Augenkrankheiten wie eine Entzündung der Hornhaut, der Regenbogenhaut und der Lederhaut begleiten.

Es kann aber auch sein, dass hinter den Symptomen, die der Betroffene für eine harmlose Bindehautentzündung hält, etwas anderes steckt, zum Beispiel eine Hornhautverletzung, die man vielleicht gar nicht wahrgenommen hat, oder ein Fremdkörper. Eine augenärztliche Untersuchung schafft hier Klarheit und eine sichere Diagnose als Grundlage für das weitere Vorgehen.

„Hausmittel“ können Allergien auslösen
So verschieden die Ursachen der Entzündung sind, so unterschiedlich ist  auch die Behandlung. “Hier einfach wahllos Augentropfen zu nehmen, die einem Bekannte empfehlen oder auf vermeintlich altbewährte Hausmittel zu setzen, kann das Problem noch vergrößern. Wenn beispielsweise Viren die Entzündung auslösen und man nun Augentropfen mit Antibiotika und/oder Kortison verwendet, dann richtet man damit möglicherweise zusätzlichen Schaden an”, erklärt  Wollring. Es sei auch keine gute Idee, Beutel mit Kamillentee auf gerötete Augen aufzulegen: „Viele Menschen reagieren an Augen und Lidern allergisch auf Kamille“, weiß Wollring. Deshalb sei es wichtig, zuerst einmal den Auslöser der Beschwerden festzustellen und dann die passende Therapie zu wählen.

Antibiotika mit Bedacht einsetzen
Augentropfen mit Antibiotika sollten ausschließlich gegen von Bakterien verursachte Entzündungen eingesetzt werden, unterstreicht der BVA, denn sonst fördere man die Entwicklung von Resistenzen. Dann könnten immer mehr Bakterienstämme entstehen, gegen die diese Wirkstoffe nichts mehr ausrichteten. Wenn Augenärzte aber doch einmal Antibiotika verordneten, dann nach dem Motto „klotzen, nicht kleckern“: Über mehrere Tage erfolge eine intensive Behandlung, damit die Krankheitserreger im Auge keine Chance haben.
Bei einer Herpesinfektion der Augenoberfläche, die häufig anfangs sehr ähnliche Beschwerden wie eine bakterielle Bindehautentzündung verursache, so der BVA, müsse möglichst frühzeitig eine spezielle Augensalbe gegen die Herpesviren eingesetzt werden, um dauerhafte Schäden zu verhindern.

Die Nebenwirkungen im Blick haben
Bei bestimmten Augenkrankheiten wie einer Entzündung der Iris und umgebender Gewebe seien Augentropfen, die Kortison enthalten, das Mittel der Wahl. Doch dann gelte es, mögliche Nebenwirkungen zu beobachten, rät der Berufsverband: Kortison kann den Augeninnendruck erhöhen, sodass es zum Glaukom kommt. Auch eine Katarakt ist bei längerdauernder Behandlung eine mögliche Folge. Würden kortisonhaltige Augentropfen unkritisch bei einer Infektion mit Bakterien, Herpes-Viren oder Pilzen eingesetzt, dann bestehe die Gefahr, dass die Krankheit noch schlimmer werde. Denn das Kortison verringere die körpereigene Abwehr.

Wollrings Fazit: „Eine Bindehautentzündung kann viele Ursachen haben. Eine augenärztliche Untersuchung stellt sicher, dass die richtige Therapie gewählt wird, damit die Beschwerden rasch abklingen.“

Quelle: BVA