Wechseljahre: Eine Hormontherapie könnte die Herzgesundheit bei Frauen verbessern

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Laut einer Studie unter der Leitung von Prof. Matthew Nudy vom Penn State College of Medicine, USA, kann die langfristige Anwendung östrogenbasierter Hormontherapien während der Wechseljahre positive Auswirkungen auf die Herzgesundheit haben.

Das Forschungsteam interessierte sich für die langfristigen Auswirkungen der Hormontherapie auf kardiovaskuläre Biomarker, die bisher nicht über einen längeren Zeitraum untersucht wurden. Frühere Forschungen auf diesem Gebiet untersuchten vor allem die kurzfristigen Auswirkungen.

Das multidisziplinäre Team analysierte Daten aus klinischen Hormontherapiestudien im Rahmen der Women’s Health Initiative (WHI). Es zeigte sich, dass eine östrogenbasierte Hormontherapie Biomarker im Zusammenhang mit der Herz-Kreislauf-Gesundheit im Laufe der Zeit verbesserte. Insbesondere deutet die Studie darauf hin, dass eine Hormontherapie den Lipoprotein(a)-Spiegel senken kann, einen genetischen Risikofaktor, der mit einem höheren Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall einhergeht. Die neuen Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Obstetrics & Gynecology“ veröffentlicht.

Biomarker analysiert

Das Team analysierte über einen Zeitraum von sechs Jahren Biomarker, die mit der Herz-Kreislauf-Gesundheit in Zusammenhang stehen, bei einer Untergruppe von Frauen, die an einer klinischen Studie zur oralen Hormontherapie im Rahmen des WHI teilgenommen hatten. Die Teilnehmerinnen wurden zufällig einer von zwei Gruppen zugeteilt – einer Östrogen-Monotherapiegruppe und einer Östrogen-plus-Progesteron-Gruppe. Sie waren zum Zeitpunkt der Gruppenzuteilung zwischen 50 und 79 Jahre alt und befanden sich in der Postmenopause. Sie gaben zu Studienbeginn sowie nach einem, drei und sechs Jahren Blutproben ab. Insgesamt analysierten sie Proben von 2.696 Frauen, etwa 10 Prozent aller Studienteilnehmerinnen.

Das Forschungsteam stellte fest, dass die Hormontherapie im Laufe der Zeit sowohl in der Östrogen-Monotherapie- als auch in der Östrogen-plus-Progesteron-Gruppe einen positiven Effekt auf die meisten Biomarker hatte. Der LDL-Cholesterinspiegel sank um etwa 11 Prozent, während das Gesamtcholesterin und die Insulinresistenz in beiden Gruppen abnahmen. Der HDL-Cholesterinspiegel stieg in der Östrogen-Monotherapie-Gruppe um 13 Prozent bzw. in der Östrogen-plus-Progesteron-Gruppe um 7 Prozent. Allerdings stiegen die Werte von Triglyceriden und Gerinnungsfaktoren an.

Lipoprotein(a)-Konzentrationen gesunken

Überraschender war, so das Forscherteam, dass die Lipoprotein(a)-Konzentrationen in der Östrogen-Monotherapiegruppe um 15 Prozent bzw. 20 Prozent sanken. Im Gegensatz zu anderen Cholesterinarten, die durch Lebensstil und Gesundheitsfaktoren wie Ernährung und Rauchen beeinflusst werden können, gehe man davon aus, dass die Lipoprotein(a)-Konzentration hauptsächlich genetisch bedingt sei, erklärte Nudy. Patienten mit einer hohen Lipoprotein(a)-Konzentration haben ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, insbesondere in jüngeren Jahren. Auch das Risiko einer Aortenstenose, bei der sich Kalzium an einer Herzklappe ablagert, sei erhöht.

„Für mich als Kardiologe ist dieser Befund der interessanteste Aspekt dieser Forschung“, betont Nudy. „Derzeit gibt es keine von der Food and Drug Administration [US-amerikanische Gesundheitsbehörde, FDA] zugelassenen Medikamente zur Senkung des Lipoprotein(a)-Spiegels. Hier haben wir im Wesentlichen festgestellt, dass eine orale Hormontherapie die Lipoprotein(a)-Konzentration langfristig signifikant senkt.“

Nudy empfiehlt allen, die eine Hormontherapie in den Wechseljahren in Erwägung ziehen, eine Risikobewertung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, auch wenn die betroffene Person zuvor weder einen Herzinfarkt noch einen Schlaganfall erlitten hat oder keine Herz-Kreislauf-Erkrankung diagnostiziert wurde.