Wechseljahre: Europäisches Netzwerk erforscht Auswirkungen auf das Gehirn

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Das Universitätsklinikum Jena koordiniert ein europäisches Doktorandennetzwerk, das die Auswirkungen der Hormonumstellung auf die kognitiven Funktionen und das emotionale Wohlbefinden von Frauen in und nach den Wechseljahren erforscht.

Die Wechseljahre seien bislang noch wenig erforscht, heißt es eingangs in der Pressemitteilung des Universitätsklinikums Jena. „Wir wissen, dass die hormonellen Veränderungen in der Menopause ein erhebliches Risiko für die Gesundheit des Gehirns, die kognitiven Funktionen und das emotionale Wohlbefinden darstellen und gleichzeitig die Anfälligkeit für altersbedingte Krankheiten wie z.B. Alzheimer erhöhen“, betont Prof. Christian Gaser. „Noch ist jedoch wenig bekannt darüber, wie und warum sich das Gehirn in dieser Zeit verändert, und wie wir ungünstige Veränderungen frühzeitig erkennen und ihnen entgegenwirken können“, fügt er hinzu.

Der Neurowissenschaftler vom Universitätsklinikum Jena koordiniert das europäische Forschungsnetzwerk MenoBrain, das auf die Schließung dieser Wissenslücke zielt. An 18 wissenschaftlichen Institutionen (s.u.) beginnen 15 Doktoranden ihre Forschungsarbeit in eng aufeinander abgestimmten Projekten, die den Zusammenhang der Gehirngesundheit mit der Menopause untersuchen. Sie erforschen zum Beispiel wie sich die Hormontherapie in den Wechseljahren auf die kognitive Leistungsfähigkeit, die Darm-Hirn-Kommunikation und den Alterungsverlauf auswirkt, identifizieren Biomarker zur Früherkennung kognitiver Beeinträchtigungen, entwickeln neue Therapieansätze und fördern die personalisierte Medizin für Frauen in den Wechseljahren, so das Universitätsklinikum.

Drei Projekte am Universitätsklinikum Jena

Drei der Projekte sind direkt am Universitätsklinikum Jena angesiedelt:

  • Die Arbeitsgruppe von Gaser an der Klinik für Neurologie erweitert das von ihm entwickelte BrainAGE-Konzept, das anhand von MRT-Scans und maschinellen Lernalgorithmen das biologische Alter des Gehirns schätzt. Dazu Gaser: „Wir wollen künftig auch menopausenbedingte Alterungsmuster erkennen und den Einfluss von Hormontherapie quantifizieren können.“
  • Das Projekt von Prof. Kathrin Finke, der psychologischen Leiterin des Jenaer Gedächtniszentrums, untersucht neurokognitive Veränderungen und Hirnalterungsprozesse bei Frauen jenseits der Wechseljahre. Dabei werden die langfristigen Verläufe von Aufmerksamkeit, Gedächtnis und exekutiven Funktionen analysiert und mit den BrainAGE-Daten abgeglichen.
  • Dr. Christiane Frahm und Dr. Christian Schmeer vom Forschungslabor der Klinik für Neurologie richten den Fokus auf die Darmbakterien und die von ihnen freigesetzten Bläschen, die genetische Informationen und Stoffwechselprodukte ins Gehirn transportieren können. Das Projekt prüft, ob sich diese Vesikel bei Frauen nach den Wechseljahren mit hoher und niedriger kognitiver Leistungsfähigkeit unterscheiden.

Millionen-Förderung durch EU

Das MenoBrain-Netzwerk erstreckt sich über elf europäische Länder und verbindet Forschende aus Neurobildgebung, Neuropsychologie, Endokrinologie, Mikrobiomforschung und Bioinformatik. Die EU fördert das Netzwerk in den kommenden vier Jahren mit über 4,4 Millionen Euro. Die Doktoranden werden laut Universitätsklinikum Jena in den kommenden Wochen ihre wissenschaftlichen Projekte aufnehmen und dabei modernste Methoden der Bildgebung, molekularen Analytik und Datenintegration einsetzen. Durch Gastaufenthalte in Partnerlabors und interdisziplinäre Trainingsprogramme erwerben sie fachübergreifende Kompetenzen und knüpfen ein eigenes internationales Forschungsnetzwerk.

„MenoBrain will nicht nur ein weltweit relevantes Thema der Frauengesundheit aufgreifen, sondern auch die nächste Forschungsgeneration befähigen, sich diesem Thema im Sinne des gesunden Alterns und einer personalisierten Gesundheitsversorgung zu widmen“, betont Gaser.

Zu den beteiligten Institutionen zählen: Universitätsklinikum Jena, Diakonhjemmet Sykehus Oslo, Eberhard-Karls-Universität Tübingen Universiteit Leiden, Uppsala Universitet, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut National de la Sante et de la Recherche Medicale, Vilniaus Universitetas, Fundacio Barcelonabeta Brain Research Center, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Finnadvance Oy Helsinki, Alzheimer Europe, Synaptikon GmbH Berlin, Bastiaanse Communication Bilthoven, MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH, Science Matters Vlaardingen, Life Science Writing Wolfratshausen und University Pompeu Fabra Barcelona.