Weißes Rauschen schärft das Gehör13. November 2019 Foto: ©monsitj /Adobe Stock Lärm ist nicht gleich Lärm – und selbst eine stille Umgebung hat nicht denselben Effekt wie das sogenannte weiße Rauschen. Bei einem kontinuierlichen weißen Rauschen wird das Hören von reinen Tönen sogar präziser, wie Forschende der Universität Basel zeigen konnten. Ihre Erkenntnisse könnten in der Weiterentwicklung von Hörprothesen Anwendung finden. Trotz der Bedeutung des Gehörs für unsere Wahrnehmung ist relativ wenig darüber bekannt, wie unser Gehirn akustische Signale verarbeitet und ihnen Sinn verleiht. Klar ist: Je präziser wir Geräuschmuster unterscheiden können, desto besser ist unser Gehör. Doch wie gelingt es dem Gehirn, zwischen relevanten und weniger relevanten Informationen zu unterscheiden – besonders in einer Umgebung mit vielen Nebengeräuschen? Aktivitätsmuster im auditiven Cortex Forschende unter Leitung von Prof. Tania Rinaldi Barkat vom Departement Biomedizin an der Universität Basel haben nun die neuronalen Grundlagen der Schallwahrnehmung und Klangunterscheidung untersucht, und zwar unter komplexen akustischen Bedingungen. Im Zentrum stand dabei die Erforschung des auditiven Cortex. Gemessen wurden die jeweiligen Aktivitätsmuster im Gehirn einer Maus. Die Unterscheidung von Tönen wird bekanntlich schwieriger, je näher sie im Frequenzspektrum beieinanderliegen. Zunächst nahmen die Forschenden an, dass ein zusätzliches Rauschen eine solche Höraufgabe noch erschweren könnte. Tatsächlich ist es aber umgekehrt, wie sich herausstellte: Das Team konnte nachweisen, dass die Fähigkeit des Gehörs zur Unterscheidung von subtilen Tonunterschieden besser wurde, wenn noch ein weißes Rauschen im Hintergrund dazukam. Im Vergleich zu einer stillen Umgebung erleichterte das Rauschen somit die auditive Wahrnehmung. Weißes Rauschen drosselt Aktivität von Nervenzellen Die Messdaten der Forschungsgruppe zeigten, dass das Rauschen die Aktivität der Nervenzellen in den Versuchstieren deutlich hemmt. Paradoxerweise führte diese Unterdrückung des neuronalen Erregungsmusters zu einer präziseren Wahrnehmung der reinen Töne. „Wir haben festgestellt, dass es bei zwei getrennten Tondarstellungen zu weniger Überschneidungen zwischen den verschiedenen Neuronenpopulationen kommt”, so Barkat. „Daher führte die allgemeine Reduktion der neuronalen Aktivität zu einer deutlicheren Tondarstellung.” Um zu bestätigen, dass bei den Versuchen allein der auditive Cortex und nicht noch weitere Hirnareale für die neuronale Aktivität und Tonwahrnehmung zuständig waren, nutzen die Forschenden die lichtgesteuerte Technik der Optogenetik. Ihre Erkenntnisse könnten möglicherweise genutzt werden, um die auditive Wahrnehmung in Situationen zu verbessern, in denen Geräusche nur schwer zu unterscheiden sind. So wäre es denkbar, so Barkat, dass Hörprothesen mit einem Effekt ähnlich dem weißen Rauschen ausgestattet werden könnten, um die Frequenzauflösung und somit das Hörergebnis ihrer Trägerinnen und Träger zu verbessern.
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