Weniger ist mehr – Radiotherapie bei Kopf-Hals-Tumoren2. Juli 2021 Foto: © Markus Mainka (www.markus-mainka.de) – stock.adobe.com Im Rahmen des DEGRO-Kongresses erläuterte Prof. Cordula Petersen, President-Elect der DEGRO, Nutzen und Möglichkeiten einer Radiotherapie-Deeskalation bzw. -Optimierung bei ausgewählten Patientengruppen. Maßnahmen zur Therapie-Deeskalation bzw. -Optimierung sind etwa die intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT), der simultan integrierte Boost (SIB), eine verbesserte Bildgebung (PSMA PET/CT) zur exakteren Therapieplanung sowie die Hypofraktionierung der Gesamtbestrahlungsdosis. Weniger ist mehr – Fortschritte der Radioonkologie bei Kopf-Hals-Tumoren Pro Jahr erkranken etwa 13.000 Männer und 4.500 Frauen an bösartigen Tumoren im Kopf-Hals-Bereich. Neben der Operation stellen Strahlentherapie, Chemotherapie sowie inzwischen auch die Immuntherapie wichtige Säulen der Behandlung dar. Insbesondere die Strahlentherapie ist ein sehr wichtiger Teil der Behandlung, wobei verschiedene technische Fortschritte heute eine nebenwirkungsärmere Bestrahlung erlauben, als es früher der Fall war. Die Möglichkeiten der Therapie-Deeskalation beinhalten neben einer Deintensivierung der Radiotherapie verschiedene Kombinationstherapien mit Antikörpern und Immuntherapeutika. Insgesamt dienen multimodale Behandlungskonzepte durch eine sinnvolle Kombination der Möglichkeiten und geeigneter Patientenselektion dem interdisziplinären Ziel, Toxizitäten zu verringern. Intensitätsmodulierte Radiotherapie Bei den Bestrahlungsformen kommt als schonende Option die IMRT zum Einsatz. Dabei erfolgt eine Verkleinerung bzw. Individualisierung der Bestrahlung durch die Anpassung der Bestrahlungsfelder unter laufender Therapie (adaptive Bestrahlung). Anstelle der standardisierten Bestrahlungsfelder früherer Zeiten sind durch moderne rechnergestützte Planung und reproduzierbare Lagerung der Patienten (Tumorvolumenerfassung) individuelle dreidimensionale Bestrahlungsfelder unter Aussparung empfindlicher Nachbargewebe möglich geworden. Die Bestrahlung erfolgt fächerförmig bei gleichzeitiger Bestrahlung unterschiedlicher Dosisbereiche. Ziel ist im Kopf-Hals-Bereich die Tumorzerstörung bei gleichzeitiger Schonung der Speicheldrüsen und dem Erhalt einer normalen Schluckfunktion (Dysphagie-Reduktion) durch Schonung der Schluckmuskulatur – insbesondere für ältere Patienten, bei denen die Ernährung nicht selten ohnehin ein Problem darstellen kann. Auch sogenannte SIB-Konzepte (SIB = simultan integrierter Boost) spielen eine Rolle. Das bedeutet, dass nur das makroskopische Tumorvolumen bzw. Regionen mit der höchsten Dichte an Krebszellen eine einzelne, zusätzliche höhere Strahlendosis erhält, während Umgebungsstrukturen geschont werden. Studien zur Deintensivierung beziehungsweise Optimierung Aktuell laufen in Deutschland noch zwei große Studien zur Therapie-Deintensivierung bzw. Therapieoptimierung. Die PATHOS-Studie („Postoperative Adjuvant Treatment for HPV-positive Tumor“) ist eine EORTC („European Organisation for Research and Treatment of Cancer“)-Phase-III-Studie, die risikostratifizert untersucht, ob eine verringerte Intensität der adjuvanten Behandlung zu weniger Schluckstörungen führt (durch eine reduzierte Strahlendosis oder Verzicht auf eine Chemotherapie, wenn keine Operation im Gesunden möglich war). Wie die PATHOS-Studie so wird auch die Phase-III-Studie EORTC-1420 „Best-Of“ von der Deutschen Krebshilfe gefördert. Bei Patienten mit kleinen Kopf-Hals-Tumoren (oropharyngeale, supraglottische Karzinome T1–T2, N0–N1 sowie hy-popharyngeale Karzinome T1, N0) erfolgt dabei ein Direktvergleich „Best of Chirurgie versus Best of Radiotherapie“, d. h. eine primäre, transorale Operation („TOS“) gegenüber einer primären Bestrahlung. Studienziel ist ebenfalls der langfristige Funktionalitätserhalt.
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