Wenn Anästhesisten übernehmen: Schneller im OP bei Hüftfraktur17. Oktober 2025 Symbolfoto: ©kravka/stock.adobe.com Patienten, die aufgrund einer Hüftfraktur operiert werden müssen, gelangen schneller in den Operationssaal und haben weniger Komplikationen, wenn Anästhesisten den präoperativen Prozess leiten. Das zeigen neue Forschungsergebnisse, die auf der Jahrestagung Anesthesiology® 2025 vorgestellt wurden. Bei Patienten mit Hüftfrakturen kommt es häufig zu Operationsverzögerungen von 24 Stunden oder mehr. Grund dafür sind unnötige Konsultationen und medizinische Untersuchungen, die im vorhinein durchgeführt werden. Beispielsweise können verschiedene Tests angeordnet werden, um Herz-, neurologische oder andere Probleme auszuschließen, selbst wenn die Patienten keine aktiven Symptome haben oder die Testergebnisse die unmittelbare Behandlung des Patienten nicht beeinflussen. Dies kann die Operation um Stunden und manchmal sogar um Tage verzögern. Diese Verzögerungen wiederum können das Risiko von Komplikationen wie Thrombosen oder Infektionen und sogar die Sterblichkeit stark erhöhen. Da Patienten mit Hüftfrakturen in der Regel älter, gebrechlich und komorbide sind, kann die Immobilisierung zudem zu einer raschen Verschlechterung des körperlichen und geistigen Wohlbefindens führen. „Je schneller Patienten in den Operationssaal gelangen, um das Trauma zu beheben und mit der Genesung zu beginnen, desto besser ist das Ergebnis“, erklären die Verantwortlichen der jüngst präsentierten aber noch unveröffentlichten Forschungsergebnisse. Anästhesisten-geleiteter Prozess versus traditioneller Ansatz „Anästhesisten sind speziell dafür ausgebildet, schnell alle Zustände zu erfassen, die vor der Operation behandelt werden müssen, und diejenigen zu erkennen, die bis nach dem Eingriff warten können“, hebt Dr. Sabatino Leffe, leitender Studienautor vom Northwell Southshore University Hospital in Bay Shore, New York (USA), hervor. In den meisten Krankenhäusern würden Patienten mit Hüftfrakturen jedoch in der Notaufnahme oder von einem Orthopäden untersucht, der mit dem Internisten oder Krankenhausarzt zusammenarbeitet, um den Patienten aufzunehmen und den Operationstermin zu vereinbaren. Um festzustellen, ob das von Anästhesisten geleitete System einen Unterschied machte, verglichen die Forscher 130 Patienten, die mit dem traditionellen Ansatz behandelt wurden, mit 392 Patienten, die mit dem von Anästhesisten geleiteten Ansatz behandelt wurden. Das Durchschnittsalter der Patienten in beiden Gruppen betrug 79 Jahre. Anästhesisten beurteilen Operationstauglichkeit In der Studie entwickelten die Forscher einen von Anästhesisten geleiteten Prozess für die frühe Aufnahme von Patienten mit Hüftfrakturen. Anästhesisten untersuchten die Patienten, um sicherzustellen, dass sie gesund genug für eine Narkose waren, damit sie so schnell wie möglich in den Operationssaal gebracht werden konnten. Dazu stellten die Anästhesisten zunächst fest, ob Herz und Lunge des Patienten stabil waren, die Standardtests normal waren und weniger dringende Probleme nach der Operation behandelt werden konnten. Wenn ein ernstes Problem festgestellt wurde – wie beispielsweise ein unkontrollierter Herzrhythmus oder Flüssigkeit in der Lunge – konsultierte der Anästhesist den entsprechenden Spezialisten und legte klare Behandlungsziele fest, um den Patienten zu stabilisieren und so schnell wie möglich zu operieren. Fünf Stunden schneller im OP-Saal Die Patienten der traditionellen Gruppe wurden durchschnittlich 30,8 Stunden nach der Aufnahme in den Operationssaal gebracht, während die Patienten der Anästhesisten-geführten Gruppe durchschnittlich 25,7 Stunden nach der Aufnahme in den Operationssaal gebracht wurden – also etwa fünf Stunden schneller. Die Patienten in der Gruppe unter der Leitung von Anästhesisten hatten zudem deutlich weniger Komplikationen als die Patienten in der traditionellen Gruppe. Beispielsweise hatten die Patienten in der Gruppe unter der Leitung von Anästhesisten 59 Prozent weniger Herz- oder Lungenkomplikationen und 75 Prozent weniger thromboembolische Komplikationen als die Patienten in der traditionellen Gruppe. Hinsichtlich der Aufenthaltsdauer, Infektionen oder Todesfällen gab es jedoch keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen. „Unsere Studie zeigt, dass ein vor allem vom Anästhesisten geleiteter präoperativer Prozess zu einer deutlich verbesserten Operationszeit führt, mit weniger Komplikationen und ohne Anstieg der Todesfälle oder der Aufenthaltsdauer“, sagte Surya Indukuri, Hauptautor der Studie und Medizinstudent an der Zucker School of Medicine der Hofstra University in Uniondale, New York. „Wir sind zuversichtlich, dass diese beschleunigte Versorgung unnötige Tests reduzieren und Krankenhausaufenthalte verkürzen wird, was zu erheblichen Kosteneinsparungen führen dürfte.“ (ah/BIERMANN)
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