Wenn der Beckenboden nach Schwangerschaft und Geburt gelitten hat

Dr. Alexandra Köhler (rechts im Bild) und Dr. Anna Kolterer, Oberärztinnen der Klinik für Geburtsmedizin am UKJ, bieten betroffenen Frauen eine Anlaufstelle bei Beckenbodenfunktionsstörungen nach Schwangerschaft und Geburt. Foto: Inka Rodigast/UKJ

Die Geburtsmedizin des Universitätsklinikums Jena bietet betroffenen Frauen eine Anlaufstelle bei Beckenbodenfunktionsstörungen vor und nach der Entbindung.

Es ist gar nicht mal so selten: Etwa jede dritte Schwangere berichtet von Harninkontinenz nach der Geburt. Zehn bis 40 Prozent der Frauen entwickeln in den Folgejahren nach der Schwangerschaft eine Blasenschwäche oder Senkungen des sognannten Inneren Genitale – das sind Gebärmutter, Eierstöcke und Scheide. Das alles können Folgen der Belastung des Beckenbodens während Schwangerschaft und Geburt sein. Und sie schränken die Lebensqualität der betroffenen Frauen ein. Gesprochen wird darüber leider immer noch viel zu selten.

Das ändern und vor allem Betroffenen helfen möchten Dr. Alexandra Köhler und Dr. Anna Kolterer, Oberärztinnen in der Klinik für Geburtsmedizin des Uniklinikums Jena (UKJ). Die beiden Ärztinnen haben am UKJ eine Sprechstunde etabliert, die sich mit Beckenbodenfunktionsstörungen vor und nach der Entbindung befasst. Es soll sich um die einzige Anlaufstelle dieser Art in einer Klinik in Thüringen handeln.

Was sind Beckenbodenfunktionsstörungen?

„Der Beckenboden wird während der Geburt sehr stark gedehnt. Dabei kann es zu sichtbaren und unsichtbaren Verletzungen kommen“, erklärt Köhler. Der Beckenboden schließt die Bauchhöhle nach unten ab und hält die Organe – Blase, Scheide, Gebärmutter und Darm – in der Körperhöhle. Ein funktionierender Beckenboden ermöglicht Wasserlassen, Stuhlgang und Geschlechtsverkehr.

Beckenbodenfunktionsstörungen können sich entsprechend vielfältig äußern: „Möglich sind neben Blasenschwäche oder Stuhlinkontinenz auch Probleme beim Geschlechtsverkehr und ein unangenehmes Gefühl, dass sich das innere Genitale abgesenkt hat“, beschreibt es Köhler. „Diese Beschwerden betreffen eben nicht nur ältere Frauen, die ihre Familienplanung schon abgeschlossen haben, sondern auch jüngere Patientinnen, die gerade ihr erstes Kind bekommen haben. Sie treten also mitunter in der produktivsten Phase ihres Lebens auf und schränken die Lebensqualität und die Sexualität der Frauen ein“, weiß Kolterer. „Dabei gibt es Möglichkeiten, ihnen zu helfen.“

Individuelle Behandlungsmöglichkeiten

In der Beckenbodensprechstunde am UKJ beraten und betreuen die Oberärztinnen Köhler und Kolterer betroffene Frauen. Je nach Diagnose richtet sich dann die individuelle Behandlung: von konservativen hin zu operativen Möglichkeiten. „Mit Physiotherapie lässt sich oft schon viel erreichen“, weiß Kolterer. „Vor allem möchten wir gemeinsam mit den Patientinnen Vorbeugemaßnahmen entwickeln, die sich gut in deren Alltag integrieren lassen.“ Auch über die Planung einer weiteren Schwangerschaft sprechen die Ärztinnen in der Sprechstunde. Die Beckenbodensprechstunde findet montags und donnerstags in der Klinik für Geburtsmedizin statt. Termine können über die geburtshilfliche Ambulanz vereinbart werden (Telefonnummer: 03641 9329250).