Wenn die Angst mit googelt, dann steigt die Motivation zur Krebsvorsorge8. Februar 2018 Foto: semisatch/Fotolia Forscher des Leibniz-Instituts für Wissensmedien haben herausgefunden: Die Angst vor Krebs beeinflusst, ob Menschen nach der Internet-Suche von medizinischer Information eher zur Vorsorgeuntersuchung gehen oder nicht. Menschen, die online Informationen zur Krebsvorsorge suchen, planen danach häufiger zu dieser zu gehen – aber nur dann, wenn sie auch Angst vor Krebs haben. Auch wenn die moderne Medizin viele Fortschritte in der Krebsbekämpfung gemacht hat, ist die Angst vor Krebserkrankungen weit verbreitet. Dennoch ist die Teilnahme an der Krebsvorsorgeuntersuchung noch keine Selbstverständlichkeit. Nur knapp jeder Fünfte über 55 Jahren hat beispielsweise bereits eine Darmspiegelung vornehmen lassen, obwohl sie für diese Altersgruppe zur Krebsvorsorge empfohlen wird. Was beeinflusst, ob Menschen diese Vorsorge durchführen lassen? Bei der Entscheidung für oder gegen die Vorsorge wird häufig das Internet zu Rate gezogen. Psychologen des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) in Tübingen um Prof. Kai Sassenberg haben herausgefunden, dass diese Internetnutzung die Entscheidung für oder gegen die Vorsorge beeinflusst. Dabei ist überraschend: Je mehr jemand Angst vor Krebs hat, desto motivierter ist er nach der Internetrecherche zum Thema Darmkrebs auch die Vorsorge durchführen zu lassen. Psychologe Sassenberg erklärt: „Unsere Forschung zeigt, dass Patienten bei der Informationssuche im Internet mehr positive Links auswählen und sich häufiger an positive Informationen aus den gelesenen Texten erinnern, um Gefühle wie Angst oder Bedrohung zu reduzieren.“ Den Grund vermuten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darin, dass Angst zu einer einseitigen Auswahl und Verarbeitung von Informationen führt. Das bedeutet, viele Menschen konzentrieren sich bei der Internetrecherche zu einem angstbesetzen Thema unbewusst auf die positiven Informationen (z.B. Chancen) und blenden die negativen Informationen (z.B. Risiken) aus. Menschen mit höherer Angst kompensieren also womöglich: Sie suchen im Internet positivere Informationen und formen sich somit auch einen besseren Eindruck von Krebsvorsorgemaßnahmen. Entsprechend sind sie motivierter, die Vorsorge durchführen zu lassen. Die Internetnutzung kann also helfen, die Angst vor Krebs und vor der Vorsorge zu reduzieren. Diese Effekte traten unabhängig von tatsächlichen medizinischen Risikofaktoren auf, sie sind also psychologischer Natur – das heißt sie betreffen die persönliche Wahrnehmung der Patienten. Gleichzeitig zeigte sich aber auch: Menschen mit wenig Angst vor Krebs entscheiden sich nach intensiver Internetrecherche eher gegen eine Darmspiegelung. Diese Personen geben vermutlich unangenehmen Aspekten der Darmspiegelung (z.B. Risiken, über die sie im Internet Informationen finden) größeres Gewicht. Diese Befunde wurden in einer Studie mit zwei Befragungen im Abstand von 6 Monaten gewonnen. Die Teilnehmenden waren zwischen 45 und 55 Jahre alt und gehörten somit einer Altersgruppe an, die sich laut Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit Krebsvorsorge auseinandersetzen sollte. Bei Personen, mit viel Angst und starker Internetnutzung zum ersten Erhebungszeitpunkt, war die Intention zur Krebsvorsorge 6 Monate später besonders stark ausgeprägt; bei Personen mit wenig Angst und starker Internetnutzung war die Vorsorgeintention besonders schwach ausgeprägt. Fazit: Die Internetnutzung kann also dabei helfen, Menschen zur Vorsorge zu motivieren und auch in anderen Fällen einen Arzt aufzusuchen. Dies gilt aber vor allem für Menschen, die Angst vor einer Krankheit haben. Bei Menschen, die ohnehin wenig Angst vor Krebs (oder einer anderen Krankheit) haben, hält die Internetnutzung eher von der Vorsorge und dem Arztbesuch ab.
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