Wenn Ernährung zur Therapie wird: Wenig Zucker und viel Fett gegen polyzystische Nierenerkrankung

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Eine klinische Studie zu speziellen Diäten an der Universität zu Köln zeigt vielversprechende Ergebnisse zum Einsatz einer ketogenen Diät als mögliche Behandlung der hereditären polyzystischen Nierenerkrankung (ADPKD).

Die Studie mit dem Namen Keto-ADPKD wurde von Prof. Roman-Ulrich Müller und seinem Team am Universitätsklinikum Köln und dem Exzellenzcluster Altersforschung CECAD der Universität zu Köln durchgeführt. Die Abteilung für translationale Nephrologie unter der Leitung von Müller am CECAD konzentriert sich auf diätetische Interventionen, die die Lebensdauer verlängern und Krankheiten bekämpfen.

In der KETO-ADPKD-Studie wurde eine dieser Diäten – die ketogene Diät – zur Behandlung der polyzystischen Nierenerkrankung untersucht. Die Studie „Machbarkeit und Auswirkungen ketogener Ernährungsinterventionen bei polyzystischer Nierenerkrankung: KETO-ADPKD – eine randomisierte kontrollierte Studie“ wurde jetzt als Titelgeschichte in der Fachzeitschrift „Cell Reports Medicine“ veröffentlicht.

Die Ergebnisse der Studie stellte Müller im November 2022 auf der „Kidney Week“ der American Society of Nephrology vor. Die endgültigen Ergebnisse der Phase-II-ähnlichen Studie, die jetzt vorliegen, haben ebenfalls gezeigt, dass sich eine Umstellung auf eine ketogene Ernährung positiv auf die Nierenfunktion von ADPKD-Patienten auswirken kann.

An der Studie nahmen 66 Patienten teil und wurden in drei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe hielt sich drei Monate lang an eine ketogene Diät, eine zweite Gruppe machte einmal im Monat drei Tage lang Wasserfasten – eine Art Nulldiät, bei der nur Wasser getrunken werden darf – und eine dritte Kontrollgruppe hielt sich an die Standard-Ernährungsempfehlungen.

Eines der wichtigsten Ergebnisse war, dass 95 Prozent der Patienten in der ketogenen Gruppe und 85 Prozent in der Wasserfasten-Gruppe angaben, die Diät sei machbar. Viele Kritiker waren zunächst recht skeptisch: Eine entsprechende Umstellung der Ernährung im Alltag sei nicht möglich. Allerdings waren die Teilnehmer hierzu unterschiedlicher Meinung. Darüber hinaus konnten die Forscher mithilfe von in Blutproben gemessenen Biomarkern – Ketonkörpern – zeigen, dass sich die Teilnehmer tatsächlich an die vorgeschriebene Diät gehalten hatten.

Im Gegensatz zu vielen anderen Ernährungsstudien entspricht das Design dieser Studie dem einer gängigen Arzneimittelstudie (randomisiert kontrolliert) und wird somit höchsten Ansprüchen gerecht.

Bei der ketogenen Diät handelt es sich um eine Diät, die auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, da sie auf Kohlenhydrate wie Zucker oder Mehl verzichtet und man dafür mehr Fett zu sich nimmt. Auch diese Ernährungsform wurde hinsichtlich ihrer allgemein lebensverlängernden Wirkung untersucht.

Offenbar kann diese Ernährungsform von den Patienten tatsächlich im Alltag umgesetzt werden, was eine wichtige Erkenntnis bei KETO-ADPKD sei, sagt der Forschungsgruppenleiter und beschreibt es recht anschaulich: „Man muss auf Brot und Süßigkeiten verzichten und zum Beispiel mehr Olivenöl verwenden – auch fetter Fisch wie Lachs ist in dieser Hinsicht ein gutes Lebensmittel.“

Die Studie konnte Folgendes nachweisen: Bereits nach drei Monaten zeigten sich positive Veränderungen bei wichtigen Parametern wie der Nierenfunktion und es traten keine unerwarteten Nebenwirkungen auf. Die positiven Veränderungen der Nierenfunktion waren statistisch signifikant und übertrafen die Erwartungen der Forscher.

Müller ist überzeugt, dass die Ergebnisse der Studie ein wichtiger Schritt für die Entwicklung einer möglichen neuen Behandlung der polyzystischen Nierenerkrankung sind. Allerdings betont er auch, dass diese Daten aus einer Phase-II-ähnlichen Designstudie noch nicht ausreichten, um die ketogene Diät generell für Patienten mit polyzystischer Nierenerkrankung zu empfehlen.

Weitere größere Studien an mehreren Standorten seien erforderlich, um die Ergebnisse zu bestätigen und zu klären, ob nachhaltige Verbesserungen der Nierenfunktion langfristig ohne Nebenwirkungen erreicht werden können.

Generell sei die vorliegende Studie jedoch schon deshalb sehr wichtig, weil sie dank ihres Aufbaus in Analogie zu einem Medikamentenversuch beweist, dass Lebensmittel genauso wirksam sein können wie ein Medikament. „Dies könnte der Ausgangspunkt für viele diätetische Behandlungsstrategien sein“, ist Müller überzeugt.