Wenn jede Bewegung schmerzt: Inverse Schulterprothese bringt Rettung

Kongresspräseident (DGOOC) Markus Scheibel erläutert den Erfolg der inversen Schulterprothese.

Die Schulter ist eine ausgeklügelte Konstruktion. Doch was passiert, wenn sie bei jeder Bewegung schmerzt und Medikamente keine Linderung mehr bringen? Eine mögliche Lösung ist die inverse Endoprothese besonders bei Schulterarthrose oder Sehnenverschleiß1. Mehrere Sessions dazu gibt es auf dem DKOU in Berlin.

Seit Jahrzehnten nimmt die Zahl der implantierten Schultergelenke zu. Der Grund: Immer mehr Menschen möchten auch im hohen Alter aktiv bleiben und ihren Lieblingssport schmerzfrei ausüben. Arthrose im Schultergelenk ist weit verbreitet: Rund 240.000 Menschen zwischen 60 und 70 Jahren in Deutschland sind betroffen – das sind drei von 100.2 „Die Ursache für Arthrose ist vielfältig“, erläutert Prof. Markus Scheibel Chefarzt der Schulter- und Ellenbogenchirurgie an der Züricher Schulthess Klinik und Schulterchirurg an der Charité in Berlin. Meistens sind eine oder mehrere Sehnen durch jahrelange Beanspruchung oder Fehlbelastung verletzt oder abgenutzt. Manchmal bleibt die Ursache auch unbekannt. In beiden Fällen verändern sich Knorpel und Knochen, was zu einem deformierten Gelenk führt. 

Sportfähigkeit nach Schulteroperation wieder hergestellt 

„Eine inverse Schulterendoprothese kann Schmerzen reduzieren und die Funktionsfähigkeit sowie Beweglichkeit verbessern“, erklärt Scheibel. Sportbegeisterte Menschen müssen nach einer Operation nicht auf ihr Hobby verzichten und sind bereits nach einigen Monaten wieder voll sportfähig. Eine Studie zeigt, dass Frauen und Männer im Durchschnittsalter von 72 Jahren, die vor der Operation Sportarten wie Golfen, Segeln oder Tennis ausübten, nach dem Eingriff wieder eine gute Schulterfunktion erlangten.3 Nach fünf Jahren und sportlicher Aktivität hatte sich die Prothese trotz Belastung nicht gelockert. Der Experte dazu: „Die inverse Schulterprothese hat den sportlichen und aktiven Menschen ihre Lebensqualität zurückgeben.“ 

So funktioniert ein inverses Schulterprothese

Wie eine inverse Schulterprothese funktioniert, erklärt der Spezialist im Vorfeld des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU), den er dieses Jahr als Präsident (DGOOC) begleitet. Ein normales Schultergelenk besteht aus dem Oberarmkopf und der Schulterpfanne. Beides wird von der Rotatorenmanschette ummantelt. Diese ist eine derbe aus Sehnen bestehende Kappe, die das Schultergelenk umfasst. Insgesamt sind daran vier Sehnen beteiligt, die von vier Hebemuskeln vom Schulterblatt zum Oberarmknochen verlaufen und dort fixiert sind. So lässt sich der Arm etwas eleganter als eine Zugbrücke in alle Richtungen anheben. 

Bei einer inversen Schulterprothese werden Schulterpfanne und Oberarmkopf vertauscht, wodurch sich der Drehpunkt des Gelenks leicht nach unten verlagert. So lässt sich der Arm wieder aktiv bewegen. Dieses Konzept kompensiert abgenutzte oder verletzte Sehnen sowie einen irreparablen Abriss der gesamten Rotatorenmanschette. Daher ist die Prothese nicht nur bei fortgeschrittener Arthrose und entzündlichen Erkrankungen des Schultergelenks geeignet, sondern oft die einzige Behandlungsmöglichkeit nach schweren Stürzen oder Sportunfällen. 

Bedeutung und Erfolg der inversen Schulterprothese 

Mit dem Alter nehmen Stürze und Knochenbrüche zu, weshalb die inverse Schulterprothese vor dem Hintergrund des demografischen Wandels immer bedeutender wird. Bei intakten Sehnen kann auch eine anatomische Prothese eingesetzt werden. Diese ist jedoch nicht so lange haltbar wie ihr inverses Pendant, verbessert aber ebenfalls die Lebensqualität der Betroffenen deutlich. Das Einsetzen einer inversen Schulterprothese erfolgt unter Vollnarkose und dauert meist weniger als eine Stunde. Nach etwa sechs Wochen können Behandelte ihre Schulter wieder schmerzfrei bewegen, nach drei Monaten ist die Beweglichkeit deutlich verbessert und nach sechs Monaten fast vollständig normalisiert. Ab dem vierten Monat können sportliche Menschen wieder moderat aktiv sein. 

Erfolgsgeschichte der inversen Schulterprothese 

Jedes Jahr werden hierzulande etwa 30.000 Schulterprothesen eingesetzt.4 „Die meisten Patienten sind sehr zufrieden“, sagt Scheibel. Das Wichtigste ist die Schmerzfreiheit und eine gute Funktion der Schulter.“ Damit wurde in den letzten Jahren eine Erfolgsgeschichte geschrieben, die den Stellenwert innovativer chirurgischer Verfahren unterstreicht.

➤ Der DKOU widmet sich am Publikumstag dieses Jahr Gelenkschmerzen und Bewegungseinschränkungen bei Arthrose. Außerdem befassen sich mehrere Sessions mit der Schulterendoprothetik

Patiententag Aktionstag Arthrose
Gelenkschmerzen und Bewegungseinschränkungen, Schmerzen in der Schulter – operative und nichtoperative Maßnahmen
➤ Donnerstag 24.10. / 15:00–19:30 Uhr
Großer Saal

Schulterchirurgie – Primärendoprothetik
(Arthrose und inverse Schulterprothese)
➤ Dienstag 22.10. / 14:30–15:30 Uhr
Helsinki 1 

Komplexfrakturen Schulter und Ellbogen
(Inverse Prothesen bei Bruch)
➤ Mittwoch, 23.10. / 15:30–16:30 Uhr
Festsaal 

Primärendoprothetik Schulter
(große Gelenke mit Prothesen versorgen)
➤ Donnerstag, 24.10. / 14:30–15:30 Uhr
New York 2