Wenn Kinder große Augen bekommen

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Das Glaukom bei Kindern ist sehr selten, dennoch häufiger als angenommen. Bei dieser Erkrankung gilt: „Gefahr erkannt – Gefahr gebannt“, denn eine frühe Diagnose kann zur vollständigen Heilung führen. Darauf machte jetzt Prof. Norbert Pfeiffer, Vorstand der Stiftung Auge und Direktor der Universitäts-Augenklinik Mainz, anlässlich einer Pressekonferenz der Stiftung aufmerksam.

Beim kindlichen Glaukom ist der Abflusskanal für das Kammerwasser anlagebedingt nicht richtig ausgebildet, wodurch der Augeninnendruck zu hoch ist. Unbehandelt führt dieser gestörte Kammerwasserabfluss zur Erblindung. Die Glaukom-Erkrankung verläuft bei Kindern etwas anders als bei älteren Menschen. Die Lederhaut des Auges ist in jungen Jahren noch weich und auf Wachstum ausgelegt. Deshalb reagiert das Auge auf den ansteigenden Druck mit einer Vergrößerung. Die betroffenen Kinder machen sprichwörtlich „große Augen“, verdeutlichte Pfeiffer. Bei Erwachsenen hingegen bleibt die Größe des Augapfels mit ansteigendem Druck durch die Festigkeit der Lederhaut gleich.

Ein weiteres Symptom, das auf ein Glaukom hinweisen könnte, ist eine erhöhte Lichtempfindlichkeit. Die betroffenen Kinder sind leicht geblendet, kneifen dadurch oft die Augen zusammen, haben vermehrten Tränenfluss oder blinzeln häufig. Im fortgeschrittenen Stadium kann es durch den erhöhten Augeninnendruck auch zu Übelkeit und Erbrechen und infolgedessen zu einem gestörten Wachstum kommen.

Die Häufigkeit des kindlichen Glaukoms wird unterschätzt, verwies Pfeiffer auf die Mainzer Gutenberg-Gesundheitsstudie. Dieser Studie zufolge wird in Deutschland etwa eines von 10.000 Kindern mit einem Glaukom geboren. Das sind mehr Kinder als bisher angenommen. Zudem wird die Erkrankung meist erst spät diagnostiziert – etwa dann, wenn die Hornhaut des Auges durch den erhöhten Augeninnendruck bereits trübe wird und schon ein Großteil des Sehvermögens unwiederbringlich verloren gegangen ist. Dabei gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten, solange die Erkrankung rechtzeitig erkannt wird.

Die Therapie der Wahl ist nicht wie bei älteren Menschen das Tropfen von Medikamenten, sondern eine hoch spezialisierte Operation, erläuterte Pfeiffer. Bei dieser werden die extrem feinen Abflusswege des Kammerwassers mithilfe einer Kanüle unter dem Mikroskop eröffnet, damit diese Flüssigkeit wieder ablaufen kann. Durch ein neues Verfahren, die 360-Grad-Trabekulotomie, können die Erfolgsaussichten sogar noch einmal verbessert werden. Diese Methode kann in den meisten Fällen zu einer kompletten Heilung des kindlichen Glaukoms führen – solange es frühzeitig erkannt und noch kein Gewebe unwiederbringlich zerstört wurde.

Zu den Risikofaktoren gehören neben einer genetischen Disposition durch eine bereits bestehende Glaukom-Erkrankung im engen Verwandtenkreis auch andere Augenerkrankungen sowie ein diagnostizierter Diabetes Mellitus. Aber auch eine enge Verwandtschaft zwischen Ehepartnern kann die Gefahr erhöhen. Deshalb rät Pfeiffer: „Sollte in der Familie ein Glaukom-Leiden bekannt sein, sollte man frühzeitig mit den Kindern zum Augenarzt gehen.“(SaS)