WHO stuft chronische Nierenkrankheit als globale Volkskrankheit ein7. August 2025 Foto: © may1985/stock.adobe.com In einer aktuellen Resolution hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die chronische Nierenkrankheit (CKD) als globale Volkskrankheit anerkannt. Laut der WHO gehört die CKD mit weltweit 674 Millionen Betroffenen bereits heute zu den am schnellsten wachsenden Todesursachen. Bis 2050 wird sie voraussichtlich auf Platz fünf der Todesursachen liegen. Auch in Deutschland sind Schätzungen zufolge über zehn Prozent der Bevölkerung betroffen, häufig ohne es zu bemerken. Die gesundheitspolitische Relevanz ist groß, betont die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) in ihrer aktuellen Pressemitteilung. Die Versorgung von CKD-Patienten verursachte in Deutschland im Jahr 2020 Gesundheitskosten in Höhe von mehr als 24 Milliarden Euro – das sind rund fünf Prozent der Gesamtausgaben. Bereits bei einer nur moderat eingeschränkten Nierenfunktion liegen die Gesundheitsausgaben um das 2,8-Fache höher als in der Allgemeinbevölkerung. Eine Dialysetherapie verursacht aktuell jährliche Kosten von rund 60.000 Euro pro Patient, heißt es weiter. „Die Kosten von CKD können durch Früherkennung und den Einsatz neuer Medikamente, die das Fortschreiten der Krankheit verzögern, reduziert werden”, betonen Prof.Martin Kuhlmann, Präsident der DGfN sowie Prof. Lutz T. Weber, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft für Pädiatrische Nephrologie (GPN). In der neuen WHO-Resolution werden alle Mitgliedstaaten dazu aufgefordert, ihre Investitionen in die Prävention, Früherkennung und frühzeitige Therapie der CKD zu verstärken, Forschungsprogramme zu fördern, die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Fachdisziplinen auszubauen und die Bevölkerung über Risikofaktoren aufzuklären. Auch der Ausbau der Nierentransplantation als bevorzugte Behandlungsform bei Nierenversagen ist Teil der Resolution. Hausärztliche Versorgung als Schlüssel Die meisten der Patienten mit CKD können hausärztlich betreut werden. „Schreitet die CKD jedoch rasch fort, liegt die eGFR unter 30 ml/min/1,73 m² oder besteht eine eGFR unter 60 ml/min/1,73 m² zusammen mit weiteren Zeichen einer Nierenkrankheit, empfehlen wir die Überweisung an eine nephrologische Facharztpraxis“, erklärt Kuhlmann. Dies gelte auch bei genetischen Störungen und Syndromen wie multiplen Zystennieren. Auch für Säuglinge, Kinder und Jugendliche spielen die Nieren eine zentrale Rolle für die Gesundheit. Im Gegensatz zur Erwachsenenmedizin erfolgt die ambulante Versorgung von Kindern mit Nierenkrankheiten im Wesentlichen durch spezialisierte Fachabteilungen von Kliniken. Um eine hohe Versorgungsqualität zu gewährleisten, sei die Anerkennung der Kindernephrologie im Rahmen der Krankenhausreform als eigene Leistungsgruppe von großer Bedeutung, heißt es in der Pressemitteilung der DGfN. Dies ist in der dritten Stellungnahme der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung bereits berücksichtigt. Niedergelassene Kinderärzte spielen gleichwohl eine wichtige Rolle in der Prävention und Früherkennung, heißt es weiter. „Gerade vor dem Hintergrund zunehmender Zahlen von angeborenen und genetisch bedingten Nierenkrankheiten sowie der großen Bedeutung optimaler präventiver und die Progredienz verzögernder Maßnahmen im Kindesalter für die lebenslange Prognose nierenkranker Menschen ist die starke Verankerung der Kindernephrologie in der klinischen Versorgungslandschaft höchst bedeutsam“, sagt Lutz T. Weber. Nephrologen fordern Nierenplan für Deutschland Aus Sicht der DGfN und der GPN müssen die in der Resolution geforderten Maßnahmen zügig in Angriff genommen werden: „Gerade Deutschland, das über eines der leistungsfähigsten Gesundheitssysteme weltweit verfügt, muss dieses wichtige Zeichen für Nierengesundheit setzen“, so Kuhlmann. „Die WHO-Resolution ist ein starkes Signal, dass die CKD als eine bedeutende Volkskrankheit anerkannt wird, die wachsende Herausforderungen für die öffentliche Gesundheit mit sich bringt – auch hierzulande“, fügt er hinzu. Kuhlmann appelliert an die Bundesregierung, diese wichtige internationale Entwicklung zügig durch nationales Handeln zu unterstützen. Wesentlich dabei sei auch die starke Verankerung der Kindernephrologie in der klinischen Versorgungslandschaft: „Nur so wird es gelingen, den Krankheitsverlauf bei Millionen Betroffenen zu verlangsamen, Leid zu lindern und Kosten für Arbeitsunfähigkeit, Dialyse und Transplantation zu reduzieren“, erklärt Kuhlmann.
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