Wie gut sind Patienten mit Rheuma in Deutschland versorgt?2. September 2019 Rotraut Schmale-Grede (Quelle: Deutsche Rheuma-Liga) Rotraut Schmale-Grede, Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga, hat auf einer Pressekonferenz im Vorfeld des Rheuma-Kongresses in Dresden aktuelle Zahlen vorgestellt. Therapeutischen Erfolgen steht eine zu geringe Zahl an Rheumatologen gegenüber. “Die gute Nachricht zuerst: Rheumakranke Menschen können immer besser behandelt werden. Ihre krankheitsbedingten Einschränkungen werden immer geringer, weil die Krankheit besser beherrscht werden kann und die durchschnittliche Krankheitsaktivität kontinuierlich sinkt. Das heißt, dass rheumakranke Menschen im Jahr 2019 deutlich funktionsfähiger sind als noch vor zehn bis 15 Jahren”, erklärte Schmale-Grede in Berlin. Diese Verbesserung dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass nach wie vor große Versorgungsprobleme bestehen. “In Deutschland vergeht immer noch zu viel Zeit, bis Menschen, die neu an entzündlichem Rheuma erkranken, ihre Therapie beginnen”, so Schmale-Grede. So brauchten 2017 zum Beispiel immer noch 17 Prozent der Patienten mit Rheumatoider Arthritis und 41 Prozent der Patienten mit ankylosierender Spondylitis mehr als zwei Jahre, bis sie bei einem Rheumatologen behandelt wurden und somit ihre Therapie starten konnten, konstatierte sie auf der Grundlage von Daten, die regelmäßig von regionalen Rheumazentren erhoben werden. Dies bedeute, dass viele Betroffene die Chance auf eine schnell Therapie und eine medikamentenfreie Remission verpassten, die nur innerhalb der ersten drei bis sechs Monate möglich sei. “Einer der Gründe für die späte Versorgung beim Facharzt ist der Mangel an Rheumatologen in Deutschland”, betonte sie. Der Deutschen Rheuma-Liga sei es zu verdanken, dass bei der Neuordnung der Bedarfsplanung für Vertragsärzte durch den G-BA knapp 100 Arztsitze für Rheumatologen zusätzlich bereitgestellt werden. Allerdings wisse man auch, dass diese nicht alle sofort besetzt werden können, da es zu wenige Rheumatologen gebe. Mit dem Patient-Partner-Programm der Deutschen Rheuma-Liga reagiere man darauf, indem Patientenwissen über die Erkrankung an die Ärzte weitergegeben wird, um einen entscheidenden Impuls für eine Auseinandersetzung mit der Krankheit zu geben. “Ein später Start der Therapie, verursacht durch den Rheumatologen-Mangel, ist einer der Gründe für die nicht optimale Versorgung Rheumakranker in Deutschland. Und hinzu kommt dann auch noch eine viel zu geringe Versorgung mit Heilmitteln”, kritisierte Schmale-Grede. Laut der Kerndokumentation des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums haben weniger als 30 Prozent der Betroffenen 2017 Krankengymnastik erhalten. Sogar Betroffene mit starken Funktionseinschränkungen (FFbH unter 50) bekamen bei den Männern nur zu 35 Prozent und bei den Frauen zu 51 Prozent Krankengymnastik verschrieben. Ergotherapie haben nur vier Prozent der Männer und sechs Prozent der betroffenen Frauen unter den schwer betroffenen Rheumakranken erhalten. Dabei seien in den letzten Jahren die Möglichkeiten zur Verordnung ohne eine Gefahr von Regressen durch den G-BA wesentlich verbessert worden, so die Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga.
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