Wie hängt die stille Entzündung mit dem Sport, der Darmflora und Mikronährstoffen zusammen?

Foto: Danijela – stock.adobe.com

Eine gestörte Mikroflora im Darm kann zu Allergien und anderen Reaktionen des Immunsystems führen. Zudem korreliert sie mit einem höheren Aufkommen von Autoimmunerkrankungen. Dies und die gestörte Darmschleimhautbarriere können die Resorption von Nährstoffen beeinträchtigen und zu Leistungsschwäche beitragen. Gerade Sportler sollten deshalb auf den Darm und die Ernährung achten.

„Im Sport hat man einen höheren Sauerstoff-Umsatz und ein Teil davon wird zu Sauerstoff-Radikalen. Können diese nicht kompensiert werden, entsteht oxidativer Stress. Dieser kann Schäden an den Zellen begünstigen, und es können ‚stille Entzündungen‘ entstehen – wie beispielsweise am Arterien-Endothel und in der Darmschleimhaut. Von diesen Prozessen bemerkt man zunächst nichts, weshalb sie ‚silent inflammation‘ genannt werden. Zwischen Entzündungen und ‚oxidativem Stress‘ gibt es sich gegenseitig fördernde Prozesse“, erläutert Prof. Werner Seebauer, Dozent für Präventionsmedizin mit Focus auf Sporternährung, der auf dem 16. Zeulenrodaer Kongress für Orthopädie und Sportorthopädie (ZKOS) zu diesem Thema referieren wird.

Manche Defizite und Erkrankungen entwickeln sich langsam

Die Mikroflora im Darm hat ihrerseits auch Einfluss auf die Integrität der Darmschleimhaut. Wenn die Darmschleimhaut als natürliche Schutzbarriere gestört ist, können einige Nährstoffe schlechter aufgenommen oder manche Nahrungsbestandteile wie Laktose, Fruktose, etc. schlechter toleriert werden. In bestimmten Bereichen kann die Versorgung schlechter werden, wie beispielsweise bei natürlichen Antioxidantien wie Vitaminen und Sekundären Pflanzenstoffen (z. B. Flavonoiden und Karotinoiden), oder auch bei wichtigen Amino- oder Fettsäuren, so der Experte. „Epidemiologische Studien zeigen in Verbindung mit der gestörten Darmflora eine höhere Prävalenz von Allergien und auch Autoimmunerkrankungen. Einige ursächlich beteiligte Faktoren diesbezüglich sind gut erforscht“, so Seebauer.

Präventiv empfiehlt er insbesondere Sportlern, die höherem oxidativen Stress unterliegen, eine äußerst ausgewogene Ernährung. Für die „Symbiose der Darmflora und die Vermeidung einer Dysbiose“ sei es wichtig, auf lösliche und nicht lösliche Ballaststoffe zu achten.

„Salate und fermentierte Lebensmittel, die eine Milchsäuregärung durchlaufen haben, tragen besonders zur Förderung einer gesunden Darmflora bei. Allerdings spielen viele weitere Faktoren eine entscheidende Rolle. Die Zusammenhänge sind komplexer, als oft angenommen wird“, erklärt Dr. Seebauer. Er weist darauf hin, dass bei der Optimierung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit die Interaktionen des gesamten biologischen Systems berücksichtigt werden sollten, da ein einseitiger Fokus auf ein einzelnes System nicht ausreiche.

In der Ernährungswissenschaft und Präventionsmedizin würden diese Themen daher in umfassenden Studiengängen behandelt. Seebauers Vortrag auf dem ZKOS bietet wertvolle Einblicke in diese Thematik.