Wie Hautkrebszellen dem Immunsystem entkommen

Die Suche nach neuen Therapiemöglichkeiten beim Melanom geht weiter. Durch die Elimination eines bestimmten Proteins, dem „inducible cAMP early repressor” lässt sich das Tumorwachstum verlangsamen. Foto: © M.Dörr & M.Frommherz – Fotolia.de

Einen neuen Signalweg, wie Hautkrebszellen sich dem Angriff des Immunsystems entziehen können, haben Mainzer Wissenschaftler entdeckt.

Im Laufe der Evolution hat das Immunsystem effektive Mechanismen entwickelt, um von außen in den Körper eingedrungene Krankheitserreger zu erkennen und zu beseitigen, bevor diese einen erheblichen Schaden anrichten können. Jedoch drohen dem Körper auch Gefahren von innen, beispielsweise durch veränderte Zellen, aus denen sich letztlich ein Tumor entwickeln kann. Aber wie schaffen es diese entarteten Zellen einer Erkennung durch das Immunsystem zu entgehen? 

Über einen neuen Signalweg, wie Hautkrebszellen sich dem Angriff des Immunsystems entziehen können, berichten Mainzer Wissenschaftler in ihrem im Nature Immunology veröffentlichten Artikel. „In unserer Publikation konnten wir einen bisher unbekannten, von schwarzem Hautkrebs (Melanom) genutzten Immunevasionsmechanismus aufdecken“, erläutert Dr. Toszka Bohn vom Institut für Immunologie in einer Meldung der Universitätsmedizin Mainz. Krebszellen sind unter anderem durch ein sehr schnelles Wachstum gekennzeichnet. Hierfür benötigen die Tumorzellen viel Energie, die sie durch einen hohen Stoffwechselumsatz gewinnen. „Wir konnten zeigen, dass vor allem Melanome eine sehr hohe Stoffwechselrate besitzen, wodurch es zu einer starken Ansäuerung der Tumorumgebung kommt“, ergänzt Prof. Tobias Bopp, Koautor und Sprecher des Forschungszentrums für Immuntherapie (FZI). Dieses saure Mikromilieu des Tumors wiederum führt dazu, dass sich bestimmte Immunzellen, so genannte Makrophagen, die in den Tumor eingewandert sind, zu einem spezifischen Subtyp anti-inflammatorischer Makrophagen, den M2-Makrophagen, entwickeln.

Normalerweise beteiligen sich M2-Makrophagen an Wundheilungsprozessen und am Wiederaufbau verletzten Gewebes. Diese Eigenschaften kommen jetzt jedoch dem Tumor zugute, wodurch dieser weiter wachsen kann. Durch genauere Analyse des Mechanismus konnten die Forscher zeigen, dass an der Makrophagen-Entwicklung hin zum M2-Subtyp ein bestimmtes Protein, der „inducible cAMP early repressor“ (ICER), maßgeblich beteiligt ist. „Im Tiermodell konnten wir weiter nachweisen, dass sich die Immunantwort auf Tumoren verbessert beziehungsweise das Wachstum von Krebs verlangsamt, wenn wir ICER eliminieren oder den dazugehörigen Signalweg unterbrechen“, sagt Bohn. „Parallele Untersuchungen an menschlichen Gewebeproben unterstreichen dabei die klinische Relevanz unserer Erkenntnisse“, wird Bohn weiter in der Meldung der Universitätsmedizin Mainz zitiert.

Das Protein ICER, an dem die Mainzer Wissenschaftler forschen, steht im Mittelpunkt eines von 18 Teilprojekten des in diesem Jahr gestarteten neuen SFB 1292 „Gezielte Beeinflussung von konvergierenden Mechanismen ineffizienter Immunität bei Tumorerkrankungen und chronischen Infektionen“. Ziel des SFB ist es, aufbauend auf den gewonnenen Erkenntnissen neue personalisierte Immuntherapien für die Behandlung sowohl von Tumoren als auch von chronischen Infektionen zu entwickeln.