Wie lässt sich Hepatitis in Deutschland bis 2030 ausrotten?

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Chronische Virusinfektionen der Leber (HCV, HBV) sind nach wie vor weltweit verbreitet: Rund 240 Millionen Menschen sind chronisch mit HBV infiziert, etwa 71 Millionen mit HCV. In Deutschland gehen Experten von mehreren Hunderttausend infizierten Menschen aus.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bereits 2016 beschlossen, die globale Elimination der HBV und HCV bis 2030 voranzutreiben. Während viele europäische Länder „on track“ sind, hinkt Deutschland leider hinterher. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Medizin und Politik diskutiert die Leberstiftung im Rahmen eines Strategietreffens am 9. Februar 2022, welche Maßnahmen es braucht, um das WHO-Ziel in Deutschland zu erreichen.

Möglichkeiten gibt es, sie müssen aber umgesetzt werden

Hepatitis C war bis vor Kurzem einer der häufigsten Gründe für eine Lebertransplantation. Denn unbehandelt kann sie zu Leberzirrhose und Leberzellkrebs führen. Heute können Patientinnen und Patienten mit chronischer Hepatitis C (HCV) mit direkt wirkenden antiviralen Substanzen (DAAs) effektiv behandelt und in kurzer Zeit, nahezu ohne Nebenwirkungen, sogar geheilt werden. Auch die Hepatitis B (HBV) ist mit den derzeit zugelassenen Medikamenten und Impfstoffen sehr gut kontrollierbar. „Das Instrumentarium für die von der WHO angestrebte Ausrottung dieser Krankheit steht also zur Verfügung. Jetzt braucht es konkrete Maßnahmen und eine Strategie, wie wir dieses Ziel in Deutschland auch wirklich erreichen“, sagt Prof. Heiner Wedemeyer, Co-Direktor der europäischen Hepatitis B & C Public Policy Association sowie Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover MHH.

„Wie wichtig die Ausrottung der Virushepatitis ist, zeigen die Daten des Deutschen Hepatitis C-Registers“, betont Wedemeyer. Erfreulicherweise bestätigt eine im November vergangenen Jahres publizierte Auswertung, dass durch die aktuellen Behandlungsmöglichkeiten der Bedarf an Lebertransplantationen aufgrund von HCV dramatisch gesunken ist. „Dies erhöht wiederum die Chance auf ein lebensrettendes Spenderorgan für diejenigen Patientinnen und Patienten, deren Erkrankung nicht gut behandelt oder geheilt werden kann“, so der Experte. Das Register umfasst Daten aus zahlreichen hepatologischen Zentren von mehr als 18.000 Patientinnen und Patienten und ist damit eines der weltweit größten Register zu dieser Erkrankung.

Diskussion beim Hepatitis Summit 2022

Um die Elimination dieser Viruserkrankung zu beschleunigen, wird die Deutsche Leberstiftung in Kooperation mit der Hepatitis B & C Public Policy Association (HepBCPPA) beim Hepatitis Summit 2022 mit Expertinnen und Experten aus Medizin und Politik geeignete Strategien diskutieren. Bei dem „Strategietreffen Virushepatitis in Deutschland eliminieren 2022“, unter Wedemeyers Vorsitz soll vor einem hochkarätig besetzten Plenum ein Austausch über die Möglichkeiten zur Prävention, Früherkennung und Therapie von Virushepatitis-Erkrankungen stattfinden.

Die Themenkomplexe sind vielfältig: Neben Zahlen und Fakten zur Prävalenz, welche das Robert-Koch-Institut präsentiert, sprechen die Teilnehmenden ebenso über die klinische Problematik. Ein weiterer Aspekt, den das Programm abbildet, ist die Situation, Therapie und Versorgung von vulnerablen Gruppen, beispielsweise Patientinnen und Patienten mit HIV oder im Justizvollzug. Sie stehen in besonderer Weise im Zentrum der Überlegungen: „Viele Menschen gerade im Justizvollzug haben vorher Drogen konsumiert und sich dabei mit Hepatitis infiziert. Sie optimal zu behandeln, ist ein wichtiger Meilenstein darin, die Krankheit auszurotten“, so Wedemeyer.

Ziel des diesjährigen Hepatitis Summits ist ein breiter Konsens zwischen Wissenschaft und politischen Entscheidungsträgern darüber, welche Maßnahmen helfen, Virushepatitis in Deutschland zu eliminieren. Die bei dem Strategietreffen entwickelten Maßnahmen werden im Anschluss in einem Positionspapier zusammengefasst und veröffentlicht.