Wie lange leben Menschen nach einer Demenzdiagnose?16. Januar 2025 Die Diagnose einer Demenz stellt einen großen Einschnitt im Leben dar. (Foto: © Leffy/peopleimages.com – stock.adobe.com) Die durchschnittliche Lebenserwartung von Menschen, bei denen eine Demenz diagnostiziert wurde, beträgt bei 60-Jährigen rund neun Jahre, bei 80-Jährigen etwa 4,5 Jahre. Etwa ein Drittel der Menschen mit Demenz wird innerhalb von drei Jahren nach der Diagnose in ein Pflegeheim eingewiesen, so das Ergebnis eines aktuellen systematischen Reviews. Weltweit erhalten jedes Jahr fast zehn Millionen Menschen eine Demenzdiagnose. Schätzungen zur Lebenserwartung nach der Diagnose variieren allerdings stark, und nur wenige Studien haben die Zeitspanne bis zur Einweisung in ein Pflegeheim untersucht. Um dies besser zu verstehen, haben sich niederländische Forscher daran gemacht, die Prognose für Menschen mit einer Demenzdiagnose zu ermitteln, und zwar sowohl für die verbleibende Lebenserwartung als auch für die Zeit bis zur Aufnahme in ein Pflegeheim. Ihre Ergebnisse basieren auf 261 Studien, die zwischen 1984 und 2024 veröffentlicht wurden (235 zum Überleben und 79 zur Aufnahme in ein Pflegeheim) und an denen mehr als fünf Millionen Menschen mit Demenz (Durchschnittsalter 79 Jahre, 63 % Frauen) beteiligt waren. Die Studien stammten hauptsächlich aus Europa und Nordamerika und hatten eine durchschnittliche Nachbeobachtungszeit von sieben Jahren. Abhängigkeit vom Alter bei Diagnosestellung Nach Bewertung der Studienqualität stellten die Forscher fest, dass die durchschnittliche Überlebenszeit ab der Diagnose offenbar stark vom Alter abhängt und von 8,9 Jahren im Durchschnittsalter von 60 Jahren bei Frauen bis zu 2,2 Jahren im Durchschnittsalter von 85 Jahren bei Männern reicht. Insgesamt verringerte die Demenz die Lebenserwartung von Menschen mit einer Diagnose im Alter von 85 Jahren um etwa zwei Jahre, bei einer Diagnose im Alter von 80 Jahren um drei bis vier Jahre und bei einer Diagnose im Alter von 65 Jahren um bis zu 13 Jahre. Die durchschnittliche Überlebenszeit war bei der asiatischen Bevölkerung um bis zu 1,4 Jahre länger und bei Menschen mit Alzheimer-Krankheit um 1,4 Jahre länger als bei anderen Demenzarten. Die durchschnittliche Zeit bis zur Einweisung in ein Pflegeheim betrug etwas mehr als drei Jahre, wobei 13 Prozent der Menschen im ersten Jahr nach der Diagnose eingewiesen wurden, was sich nach drei Jahren auf ein Drittel (35 %) und nach fünf Jahren auf mehr als die Hälfte (57 %) erhöhte. Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass diese Schätzungen weniger zuverlässig sind und mit Vorsicht interpretiert werden sollten. Es handelt sich um Beobachtungsergebnisse, und die Autoren räumen ein, dass Unterschiede in den Studienmethoden und eine uneinheitliche Berichterstattung über Messgrößen wie sozioökonomischer Status, Ethnie, Schwere der Erkrankung und Vorerkrankungen ihre Schätzungen beeinflusst haben könnten. Sie weisen jedoch darauf hin, dass die sorgfältige Suche und Datenextraktion die Analyse der bisher größten Anzahl von Studien über einen langen Zeitraum ermöglichte, was „Potenzial für individualisierte prognostische Informationen und Pflegeplanung bietet“. Sie schlussfolgern: „Künftige Studien zur individualisierten Prognose sollten idealerweise die Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose einbeziehen, persönliche Faktoren, soziale Faktoren, das Krankheitsstadium und Komorbiditäten berücksichtigen und über das reine Überleben hinaus relevante funktionelle Ergebnismaße bewerten.“ In einem verlinkten Leitartikel erklären norwegische Forscher, dass sich das Verständnis für das Überleben bei Demenz zwar erheblich verbessert hat, die Komplexität der Vorhersage des Zeitpunkts der Aufnahme in ein Pflegeheim jedoch fortbesteht. „Um die künftige Gesundheitsversorgung zu verbessern und die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihren Familien zu optimieren, ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir uns weiterhin um präzisere, kontextsensitive Erkenntnisse bemühen“, so die Autoren.
Mehr erfahren zu: "Patientenversorgung nach bestem verfügbaren Wissensstand bis heute nicht sichergestellt" Patientenversorgung nach bestem verfügbaren Wissensstand bis heute nicht sichergestellt Zum Welttag der evidenzbasierten Gesundheitsversorgung (20.10.) hat Cochrane Deutschland für das Land noch Nachholbedarf bei diesem Thema ausgemacht.
Mehr erfahren zu: "Klinikfinanzierung: Höhere Ausgaben auch mit Entlastungspaket" Klinikfinanzierung: Höhere Ausgaben auch mit Entlastungspaket Um Beitragserhöhungen zu vermeiden, soll eine Kostenbremse für die Zahlungen an die Krankenhäuser kommen. Die Kliniken können laut Bundesgesundheitsministerium aber trotz des Entlastungspakets für die Krankenkassen mit Mehreinnahmen in 2026 […]
Mehr erfahren zu: "Praxisbarometer Digitalisierung 2025: „Niedergelassene bleiben Vorreiter“" Praxisbarometer Digitalisierung 2025: „Niedergelassene bleiben Vorreiter“ Die Zufriedenheit mit den im Praxisalltag bereits etablierten digitalen Anwendungen ‒ elektronisches Rezept (eRezept) und elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) ‒ ist zuletzt deutlich gestiegen, wie das Praxisbarometer Digitalisierung 2025 zeigt.