Wie sich Post-COVID auf die kleinsten Blutgefäße auswirkt: Vaskuläre Langzeitfolgen untersucht21. September 2022 Das interdisziplinäre Forschungsteam: Michael Mohr, Alexandros Rovas, Philipp Kümpers und Irina Osiaevi (v.l.n.r.) Foto: © WWU/E. Wibberg Laut Studien leiden bis zu 60 Prozent aller COVID-19-Patienten an Langzeitfolgen und anhaltenden Symptomen, also an Post-COVID. Eine Kooperation von Forschenden der Universität Münster hat das Phänomen nun auf vaskulärer Ebene genauer untersucht. Patienten, die auch nach der akuten Krankheitsphase an langanhaltenden Leistungseinschränkungen leiden, sind für Dr. Irina Osiaevi und PD Dr. Michael Mohr in der pneumologischen Ambulanz des Universitätsklinikums Münster keine Seltenheit. Anders geht das Letztautor der Studie Dr. Alexandros Rovas und Prof. Philipp Kümpers: Die beiden in der Notaufnahme der Uniklinik tätigen Mediziner sehen dort in der Regel keine Post-COVID-Patienten. Um ihren Forschungsschwerpunkt, die Mikrozirkulation, auch auf diese Patientengruppe auszuweiten, kam den beiden Internisten der Medizinischen Klinik D (Med D) die Idee einer Kooperation mit der Med A wie gerufen. Gemeinsam will das interdisziplinäre Team dem Phänomen von Post-COVID auf den Grund gehen – denn: Weder an Herz noch Lunge sind bleibende Beeinträchtigungen nachweisbar. Warum einige Patienten an Post-COVID erkranken und andere nicht, ist bis heute unerforscht. Bei einer schweren SARS-CoV-2-Infektion werden die Kapillaren geschädigt. Erschwerend kommt hinzu: Die Rekrutierung von Reserve-Kapillaren funktioniert, anders als bei Gesunden, in der akuten SARS-CoV-2-Infektion nicht. „Eine akute COVID-19-Infektion beeinträchtigt die Mikrozirkulation somit ganz erheblich. Unsere Vermutung war daher, dass eine verbliebene mikrovaskuläre Störung bei Post-COVID ebenso eine entscheidende Rolle spielen könnte“, sagt Rovas. In ihrer Pilotstudie bestätigte sich die Hypothese: Die Post-COVID-Patienten zeigten weiterhin eine schwere mikrovaskuläre Beeinträchtigung. Mit anderen Worten: Ähnlich wie akut Infizierte zeigen auch Post-COVID-Betroffene deutlich weniger kleine Kapillaren und eine verminderte Kapillarrekrutierung. Dabei spielt es offenbar weder eine Rolle, wie schwer die zurückliegende Infektion war, noch wie lange diese her ist. Klar ist: Die kleinsten Kapillaren fehlen. „Ob kleine Blutgerinnsel oder andere Gründe eine Rolle für die schwere mikrovaskuläre Schädigung spielen, ist uns noch nicht bekannt“, erläutert Rovas. Die Autoren der Publikation sind zufrieden – stellen aber zugleich klar: „Bei unserer Forschung handelt es sich um eine Beobachtungsstudie mit einer kleinen Fallzahl“. Eine direkte Kausalität zwischen Schäden der Kapillaren und Post-COVID-Symptomatik sei dadurch noch nicht endgültig bewiesen. Dennoch: Die Daten deuten auf einen starken Zusammenhang zwischen der immer noch anhaltenden kapillaren Rarefizierung und dem Corona-Virus hin – selbst 18 Monate nach der tatsächlichen Infektion. Neben der Suche nach der Ursache wirft die Studie weitere Fragen auf – unter anderem nach der Reversibilität der kapillaren Schädigung. Sollte dieser Zustand anhalten, könnten möglicherweise andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen weniger gut kompensiert und vorzeitig symptomatisch werden. Der nächste wichtige Schritt ist daher für die Forschenden, die Mechanismen der kapillaren Rarefizierung bei Post-COVID-Patienten im Detail zu untersuchen – und zu verstehen.
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