Wie smart war Tyrannosaurus rex? So schlau wie Krokodile besagt eine Studie30. April 2024 Montierter Skelett-Abguss von Tyrannosaurus rex im Senckenberg-Museum Frankfurt am Main. Dieser Raubsaurier lebte vor 66 Millionen Jahren und kam ausschließlich im westlichen Nordamerika vor. Abb.: © HHU/Kai R. Caspar Ein internationales Team von Paläontologen, Verhaltensforschern und Neurologen hat herausgefunden, dass Dinosaurier wohl so intelligent waren wie Reptilien, etwa Krokodile. Die Forschenden aus Kanada, Spanien, Österreich, dem Vereinigten Königreich und den USA veröffentlichten ihre anhand von Größe und Struktur der Gehirne der Tiere gewonnenen Ergebnisse in der Fachzeitschrift Anatomical Record. Eine im Jahr 2023 veröffentlichte Studie (DOI: 10.1002/cne.25453) kam zu dem Ergebnis, dass Dinosaurier wie der Tyrannosaurus rex (T. rex) eine außergewöhnlich hohe Anzahl von Neuronen hatten und wesentlich intelligenter waren als zuvor angenommen. Außerdem wurde postuliert, dass eine hohe Neuronenzahl direkte Informationen über Intelligenz, Stoffwechsel und Lebensgeschichte liefern könne.Eine neue, nun in „The Anatomical Record“ veröffentlichte Studie untersuchte die Techniken, die zur Vorhersage der Gehirngröße und der Anzahl der Neuronen in Dinosauriergehirnen verwendet werden. Die Autoren fanden heraus, dass die früheren Annahmen über die Gehirngröße von Dinosauriern und die Anzahl der in ihren Gehirnen enthaltenen Neuronen unzulässig waren.Beteiligt an der Studie waren die Universitäten von Alberta in Edmonton (Kanada), Bristol, Düsseldorf, Southampton, Maryland in College Park (USA), die Vetmeduni Wien, das Royal Ontario Museum und das Institut Català de Paleontologia Miquel Crusafont in Barcelona. Erstautor ist Dr. Kai R. Caspar, der am Institut für Zellbiologie der HHU arbeitet.Die Forschungsarbeiten schließen an jahrzehntelange Analysen an, in denen Paläontologen und Biologen die Größe und Anatomie von Dinosauriergehirnen untersucht haben und diese Daten nutzten, um auf Verhalten und Lebensweise zurückzuschließen. Informationen über die Gehirne von Dinosauriern stammen aus mineralischen Füllungen der Schädelhöhle, den so genannten Endocasts, sowie aus den Formen der Schädelhöhlen selbst.Das Forschungsteam fand heraus, dass die Größe des Gehirns und damit auch die Zahl der Neuronen bei T. rex überschätzt wurde, etwa um das Zwei- bis Zehnfache. Darüber hinaus zeigen sie, dass die geschätzte Neuronenzahl kein zuverlässiger Hinweis auf die Intelligenz ist.Um die Biologie längst ausgestorbener Arten zuverlässig rekonstruieren zu können, sollten – so die Forschenden – mehrere Beweismittel herangezogen werden: darunter die Skelettanatomie, die Knochenhistologie, das Verhalten lebender Verwandter und Spurenfossilien – also nichtkörperliche Überreste wie etwa Fußspuren. „Um die Intelligenz von Dinosauriern und anderen ausgestorbenen Tieren zu bestimmen, sollte man sich nicht allein auf Schätzungen der Neuronenanzahl verlassen, sondern mehrere Beweislinien heranziehen, die von anatomischen Vergleichen bis zu fossilen Fährten reichen”, erklärt Hady George von der School of Earth Sciences in Bristol.Caspar betont: „Es ist nicht sinnvoll, Intelligenz bei ausgestorbenen Arten vorherzusagen, wenn hierfür nur Schätzungen zur Neuronenzahl vorliegen, die von Endocasts abgeleitet sind.” Dr. Ornella Bertrand aus Barcelona ergänzt: „Neuronenzahlen sind keine guten Prädiktoren für kognitive Leistungen. Sie zur Vorhersage von Intelligenz bei längst ausgestorbenen Arten zu verwenden, kann zu äußerst irreführenden Interpretationen führen.”Die Endocasts von Krokodilen gleichen denen von T. rex in vielen relevanten Punkten, zum Beispiel bei den Proportionen der verschiedenen Hirnregionen und dem Volumen im Vergleich zur Körpermasse. Diese Muster leiten sich von den gemeinsamen Vorfahren der Krokodile und Dinosaurier/Vögel ab, den ursprünglichen Archosauriern. In den Entwicklungslinien, die bis hin zu den modernen Krokodilen bzw. den Tyrannosauriern führen, erfuhren sie nur geringfügige Veränderungen. Der Saurier von vor über 60 Millionen Jahren besaß also vermutlich eine vergleichbare Neuroanatomie und eine ähnliche Verhaltensflexibilität wie heutige Krokodile.
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