Wieder hören lernen nach Cochlea-Implantation

Foto: ©Monika Wisniewska/fotlia.com

 

Das Deutsche Zentrum für Musiktherapieforschung (DZM e.V.) startet in enger Kooperation mit der HNO-Klinik der Universität Heidelberg das Forschungsprojekt MusiCi – Musiktherapie in der Frührehabilitation nach Cochlea-Implantation.

Im Mittelpunkt der Studie stehen die Auswirkungen von Musiktherapie auf die Entwicklung des Sprachverständnisses von Cochlea-Implantat (CI)-Patienten nach der Implantation im Mittelpunkt. Finanziell unterstützt wird diese Studie durch die Firma MED-EL Deutschland.

In Deutschland leben schätzungsweise 14 Millionen Menschen, die an einer hochgradigen Schwerhörigkeit leiden und dadurch im Alltag und ihrer Lebensqualität erheblich beeinträchtigt sind. Wenn eine Versorgung mit Hörgeräten nicht mehr ausreicht, kann eine Cochlea-Implantation helfen. Allerdings klingen Geräusche, Klänge und Stimmen mit CI oft blechern oder verzerrt, sprachliche Feinheiten werden nicht gut wiedergegeben. Daher kann es für CI-Träger eine große Schwierigkeit sein, „Kling Glöckchen“ von „Jingle Bells“ zu unterscheiden oder zu erkennen, ob ein Sprecher fröhlich oder wütend spricht.

Das Hören mit dem CI muss von den Patienten neu erlernt werden. Am Deutschen Zentrum für Musiktherapieforschung wird in Zusammenarbeit mit der HNO-Universitätsklinik Heidelberg seit 2010 intensiv daran geforscht, wie dieses Hören lernen mit CI verbessert werden kann. Seit 2014 haben Patienten an der Uniklinik Heidelberg die Möglichkeit, im Rahmen der Frührehabilitation auch Musiktherapie in Anspruch zu nehmen. 

Die positiven Wirkungen der Musiktherapie auf die allgemeine Hörwahrnehmung, sowie insbesondere die Musikwahrnehmung, konnten in vorangegangenen Studien belegt werden. Bisher existieren jedoch kaum Erkenntnisse über die Wirkungen der Musiktherapie, in denen die sprachliche Ebene im Fokus steht. Daher startet jetzt eine weiterführende Studie (finanziell unterstützt von MED-EL Deutschland), um zu überprüfen, inwiefern sich ein musikalisches Training auch auf das Sprachverständnis von CI-Nutzern auswirkt. 

Die Studie richtet sich an Erwachsene, die am Heidelberger HNO-Universitätsklinikum erstmalig mit einem CI versorgt werden. Interessenten müssen einseitig ertaubt sein und auf dem anderen Ohr eine deutliche Höreinschränkung haben, wobei diese Höreinschränkungen erst nach dem natürlichen Spracherwerb in der Kindheit erfolgt sein dürfen (postlinguale Ertaubung). 

Das musiktherapeutische Angebot umfasst sechs individuell abgestimmte Einzeltherapiesitzungen zu je 50 Minuten Dauer im DZM, sowie eine intensive, sorgfältige Betreuung und umfangreiche Testdiagnostik in Form von mehreren Hör- und Sprachtests. Da die sprachlichen Hörfähigkeiten getestet werden, müssen alle Teilnehmer aus Gründen der Vergleichbarkeit Deutsch als Muttersprache sprechen.

Insgesamt werden drei Untersuchungsgruppen verglichen: eine Patientengruppe erhält Musiktherapie mit einem sprachlichen Schwerpunkt (emotionaler Ausdruck in der Sprache, Klangqualitäten verschiedener Stimmen), eine Patientengruppe hat Musiktherapie mit einem allgemein audiotherapeutischen Schwerpunkt (Hören von Musik, musikalisches Training zum Hören in Alltagssituationen, z.B. Geräusche, Richtungshören) und Patienten einer Kontrollgruppe erhalten die Musiktherapie erst im zweiten Rehabilitationsjahr. Die Zuordnung zu den drei Untersuchungsgruppen findet nach Zufallsprinzip statt.