Wiederholter Stress verringert bei Mäusen die Schallwahrnehmung

Schematische Darstellung der Zwei-Photonen-Bildgebung während der Grundlinie und der wiederholten Stressbedingungen. Bei repetitiven Stress-Sitzungen wurden die Mäuse für 30 Minuten in ein 50-ml-Röhrchen gesetzt, um leichten Stress zu erzeugen. Die Bildgebungssitzung begann direkt nach der Ruhigstellung. Einzelne Zellen wurden über Tage hinweg verfolgt. Abgebildet sind Beispiele von 2 Bildgebungsebenen an Tag 1 und Tag 9 (Maßstabsbalken, 50 μm) und die durch Lärm ausgelösten Reaktionen von drei Beispielzellen (Mittelwert ± SE). (Quelle: © Bisharat G et al., 2025, PLOS Biology, CC-BY 4.0 [https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/])

Nach einer Woche Stress zeigen Mäuse Veränderungen in der Art und Weise, wie ihr Gehirn Geräusche verarbeitet, wodurch sie laute Geräusche weniger gut wahrnehmen. Dies geht aus einer Studie hervor, die von israelischen Forschenden geleitet wurde.

Wiederholter Stress hat negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, die über psychiatrische Störungen hinausgehen können. Er kann auch dazu führen, dass wir die Welt anders wahrnehmen, dass wir bei lauten Geräuschen zusammenzucken oder durch kratzige Pullover oder unangenehme Gerüche leicht irritiert werden. Um zu verstehen, wie sich wiederholter Stress auf die Verarbeitung sensorischer Informationen durch das Gehirn auswirken kann, setzten die Autoren der Studie Mäuse eine Woche lang täglich eine halbe Stunde lang auf engem Raum Stress aus. Anschließend maßen sie, wie ihre Gehirne Geräusche verarbeiteten.

Nach einer Woche Stress blieb die Hörfähigkeit der Tiere – gemessen im auditorischen Hirnstamm – normal. Im auditorischen Kortex hatten die gestressten Tiere jedoch eine höhere spontane neuronale Aktivität. Als Reaktion auf Geräusche zeigten Somatostatin-exprimierende hemmende Zellen eine höhere Reaktion, während Parvalbumin-exprimierende Neuronen und mutmaßliche Pyramidenneuronen weniger empfindlich waren.

Bei einer Verhaltensaufgabe, bei der die gestressten Mäuse Geräusche als laut oder leise einstufen mussten, meldeten sie lautere Geräusche eher als leise, was auf eine verringerte Wahrnehmung von Lautstärke hindeutet. Auch wenn es sich bei der aktuellen Studie um eine Mäusestudie handelt, zeigen die Ergebnisse den Forschenden zufolge, dass wiederholter Stress die Art und Weise verändern kann, wie Tiere ihre Umwelt wahrnehmen und auf sie reagieren.

Die Autoren fügen hinzu: „Unsere Forschung deutet darauf hin, dass sich wiederholter Stress nicht nur auf komplexe Aufgaben wie Lernen und Gedächtnis auswirkt, sondern auch die Art und Weise verändern kann, wie wir auf alltägliche neutrale Reize reagieren.“