Wilde Schimpansen lernen die Kommunikation von Mutti & Co.8. August 2025 Eine Schimpansenmutter und ihr Nachwuchs aus der Kanyawara-Gemeinschaft. Foto: © Ray Donovan (CC-BY 4.0) Junge Schimpansen lernen ihren Kommunikationsstil von ihrer Mutter und ihren mütterlichen Verwandten, weisen jedoch wenig Ähnlichkeit mit dem Kommunikationsverhalten ihres Vaters und Verwandten väterlicherseits auf. Dies geht aus einer Studie hervor, die am 5. August im Open-Access-Journal „PLOS Biology“ von Joseph Mine von der Universität Zürich und Kollegen veröffentlicht wurde. Außerdem kamen die Wissenschaftler zu der Schlussfolgerung, dass Kombinationen aus vokalen und nonverbalen Signalen auch bei Schimpansen sozial erlernt werden und wahrscheinlich nicht genetisch bedingt sind. Der Nachwuchs schaut sich’s von der Mutter ab Menschenkinder lernen im Laufe ihrer Entwicklung zu kommunizieren, und ihr Kommunikationsverhalten wird stark von ihren wichtigsten Bezugspersonen beeinflusst. Obwohl Schimpansen auch über stimmliche Signale, Gesten, Körperhaltungen und Mimik kommunizieren, ist unklar, ob diese Verhaltensweisen erlernt oder genetisch bedingt sind. Zur Untersuchung beobachteten Forscher das Verhalten von 22 wilden Schimpansen (Pan troglodytes), die an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt sind, im Kibale-Nationalpark in Uganda. Sie zeichneten stimmliche Signale wie Grunzen, Bellen und Wimmern sowie non-vokale Kommunikation wie Armbewegungen, Blickrichtung und Körperhaltung auf. Sie fanden heraus, dass der Kommunikationsstil der Schimpansen, gemessen an der Anzahl der typischen Kombinationen von stimmlichen und nonverbalen Verhaltensweisen, eine starke Ähnlichkeit mit dem ihrer Mutter und mütterlichen Verwandten aufwies, nicht jedoch mit dem ihres Vaters und väterlicher Verwandter. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Kommunikationsstil von Schimpansen eine erlernte Komponente beinhalten könnte, da Schimpansenmütter die Hauptbezugspersonen sind und Väter nicht zur Erziehung beitragen. Die Studie zeigt, dass die Art und Weise, wie Schimpansen stimmliche und nonverbale Signale kombinieren, wahrscheinlich nicht so stark genetisch bedingt ist wie bisher angenommen, sondern stattdessen sozial erlernt werden könnte, ähnlich wie Menschen kommunizieren lernen. Alle in der Studie beobachteten Schimpansen waren über zehn Jahre alt und begannen, unabhängiger von ihrer Mutter zu werden. Dies deutet darauf hin, dass der Einfluss mütterlicher Verwandter das Kommunikationsverhalten von Schimpansen nachhaltig beeinflusst. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass soziales Lernen von Kommunikation evolutionär älter ist als bisher angenommen, so die Autoren. Joseph Mine fügt hinzu: „Wir beobachten, dass bestimmte Schimpansenmütter dazu neigen, viele vokal-visuelle Kombinationen zu produzieren, während andere nur wenige produzieren. Und die Nachkommen verhalten sich letztendlich wie die Mütter, was zu familienspezifischen Tendenzen führt.“ Co-Autor Simon Townsend merkt an: „Beim Menschen umfasst die Körpersprache Handgesten und Mimik, aber auch viele subtile Verhaltensweisen wie Veränderungen der Körperhaltung und Blickrichtung. Mit unserem Ansatz konnten wir beurteilen, ob Schimpansen auch diese weniger auffälligen Merkmale erlernen.“ Und Co-Autorin Katie Slocombe fasst zusammen: „Ich finde es faszinierend, dass Mütter, die beim Lautäußern mehr visuelle Verhaltensweisen zeigen, Nachkommen großziehen, die diesem Beispiel folgen. Der nächste spannende Schritt wird sein zu untersuchen, ob die Nachkommen neben der Anzahl der visuellen Verhaltensweisen, die sie beim Lautäußern zeigen, auch bestimmte Arten von visuell-vokalen Kombinationen von ihren Müttern lernen.“
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