Wirbelsäulenverletzungen: Der lange Weg zurück zum Sport  

Kontaktsportarten wie Rugby können schwere Wirbelsäulenverletzungen zur Folge haben. (Foto: Alex – stock.adobe.com)

Wirbelsäulenverletzungen sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Erst recht nicht, wenn Betroffene nach erfolgreicher Therapie wieder Sport treiben wollen. Experten diskutieren das Thema auf dem Kongress für Orthopädie und Sportorthopädie, der derzeit in Zeulenroda stattfindet.

Bei den 15- bis 30-Jährigen ist der jeweils intensiv betriebene Sport selbst zu rund 14 Prozent die Ursache schwerer Wirbelsäulenverletzungen. Um welche es sich meist handelt und wie sie therapiert werden – darüber referiert in Zeulenroda Dr. Markus Pietrek, Wirbelsäulenchirurg und Leitender Arzt der Klinik für Spinale Chirurgie an der Schön Klinik Hamburg Eilbek.

Schwere Wirbelsäulenverletzungen entstehen unter anderem häufig beim Skifahren, im Kampfsport, beim Reiten und bei harten Kontaktsportarten wie American Football und Rugby. Im Fußball und Basketball dagegen gibt es sie nicht so häufig, betont die Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) anlässlich des Kongresses (29.-31.08).

Überwiegend sind es Wirbelbrüche, seltener auch traumatische Bandscheibenschäden, wenn der Sportler eine genetische Veranlagung dafür hat. In letzterem Fall reicht schon eine falsche Bewegung vor allem in den Rotations-Sportarten, wie zum Beispiel Golf oder Tennis, und schon kann eine Bandscheibe funktionsuntüchtig werden, so die Experten der Sportorthopädie.

Bei stabilen Brüchen der Halswirbelsäule, unteren Brustwirbelsäule und Lendenwirbelsäule reichen eine konservative Therapie mit vorübergehender Sportkarenz und Schonung, und nachfolgend einem Training ohne Belastung der Wirbelsäule. Nach acht Wochen kann das Training erhöht werden, nach zehn bis zwölf Wochen kann der Sportler meist wieder in das sportartspezifische Training einsteigen, erläutert die GOTS weiter.

„Stärkere Brüche hingegen sind meist eine OP-Indikation“, so Pietrek, „Hier kommt es darauf an, in welchem Winkel, also wie schräg der Wirbel steht, und welche Anteile betroffen sind.“ Bei über 15 bis 20 Grad sollte der Patient möglichst schnell, das heißt binnen zwei bis vier Tagen operiert werden. Es handelt sich um einen kleinen Eingriff mit vier Schrauben, die nach einem dreiviertel Jahr wieder entfernt werden. Bereits am Tag nach der OP gibt es schon eine physiotherapeutische Mobilisation, 14 Tage nach der OP kann der Betroffene langsam wieder mit einem leichten Training beginnen. Pietrek: „Meist erreichen die Sportler nach einem Jahr das Level, was sie vorher hatten – auch wenn die OP an der Halswirbelsäule stattfand.“

Bei Berstungsbrüchen, wo ein Großteil des Wirbels komplett „kaputt ist“, werde es schon schwieriger und langwieriger. Hier müsse für einen Wirbelkörper-Ersatz gesorgt werden, der lange einheilen muss.

Wirbelbrüche mit Rückenmarksverletzungen sind dem Experten zufolge der worst Case: meist gibt es dann kein Zurück mehr in den ursprünglichen Sport.

Die sehr individuell gestalteten Trainingstherapien nach den Operationen umfasst dem Experten zufolge ein breites Spektrum. Entscheidend für den Erfolg sei ein stetes Begleiten der Behandlung durch das gesamte Team von Physiotherapeuten, Sporttherapeuten, behandelnden Ärzten und natürlich den Trainern. In Hamburg wurde dazu ein spezielles Programm („Return to Activity“) entwickelt, welches Patienten nach ihrer Wirbelsäulen-OP im eigenen großen Trainings- und Therapiezentrum durchlaufen.