Wirken sich verschreibungspflichtige Opioide auf die kognitive Funktion älterer Menschen aus?20. April 2023 Foto: ©LIGHTFIELD STUDIOS – stock.adobe.com Der Konsum von verschreibungspflichtigen Opioiden könnte sich langfristig negativ auf die kognitiven Funktionen älterer Menschen auswirken. Dies geht aus einer aktuellen Studie der Mayo Clinic hervor, die im „Journal of the American Geriatrics Society“ veröffentlicht wurde. Schmerzen sind bei älteren Erwachsenen weit verbreitet, denn mehr als die Hälfte der über 65-Jährigen leidet an den meisten Tagen unter Schmerzen. In die aktuelle bevölkerungsbezogene Beobachtungsstudie wurden 4218 Personen mit einem medianen Alter von 76 Jahren (Interquartilsabstand 72–82; 51% Männer) inkludiert. Über einen Zeitraum von durchschnittlich 7,5 Jahren hatten 71 Prozent der Teilnehmenden mindestens ein Opioidrezept erhalten. Für die Untersuchung verwendeten Erstautorin Dr. Nafisseh Warner, Anästhesistin und Schmerzmedizinerin an der Mayo Clinic in Rochester (USA), und Kollegen die Daten aus der Mayo Clinic Study of Aging – einer Forschungsinitiative, die seit fast 20 Jahren den kognitiven Leistungsabfall bei älteren Menschen in den Vereinigten Staaten untersucht. In der Studie wurde jede Verschreibung von Opioiden mit einer Verschlechterung der kognitiven Leistung in Verbindung gebracht, insbesondere in den Bereichen Gedächtnis, Sprache und Aufmerksamkeit. Diejenigen, die Opioide erhalten hatten, wiesen auch ein um 20 Prozent höheres Risiko auf, eine leichte kognitive Beeinträchtigung zu entwickeln, einen Zustand des kognitiven Abbaus, der über den normalen Alterungsprozess hinausgeht. Ob es sich bei den beobachteten Assoziationen um kausale Zusammenhänge handelt oder ob verschreibungspflichtige Opioide ein Marker für andere Erkrankungen sind, die mit kognitiver Dysfunktion in Verbindung stehen, ist noch ungeklärt. Dennoch halten Warner et al. ihre Ergebnisse für relevant: „Diese Informationen sind wichtig, um sie in die gemeinsame Entscheidungsfindung von Patienten und ihren medizinischen Betreuern hinsichtlich optimaler Schmerzbehandlungsstrategien einzubeziehen“, sagt Warner. Die Studienautoren schlagen vor, dass bei der Verwendung von verschreibungspflichtigen Opioiden bei älteren Erwachsenen die Behandlung auf jeden einzelnen Patienten zugeschnitten werden sollte – und zwar durch eine Abwägung von Risiken und Nutzen und eine enge klinische Überwachung. Warner erklärt weiter, dass bei jeder Behandlungsentscheidung berücksichtigt werden sollte, was für den Patienten am wichtigsten ist, einschließlich seiner Gesundheit, seiner Lebensziele und seiner Pflegepräferenzen. In diesem Zusammenhang rät sie bei der Entscheidung für eine Opioidtherapie, andere Faktoren zu optimieren, die vor einem kognitiven Abbau schützen können, wie Schlaf, Bewegung und soziale Kontakte. Die Forschenden sind der Ansicht, dass die Ergebnisse ihrer Studie zur Entwicklung wirksamerer Behandlungsstrategien für ältere Erwachsene führen und dazu beitragen könnten, die negativen Auswirkungen verschreibungspflichtiger Opioide auf die kognitiven Funktionen abzuschwächen. Insgesamt bräuchte es jedoch weiterer Forschung in dem Feld. (ah)
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