Wirksamkeit von Reiseverboten zur Eindämmung von Infektionen unbekannt14. Februar 2020 In einer aktuellen Analyse stellen Wissenschaftler den Nutzen von Reiseverboten in Pandemiezeiten infrage. (Foto: © Shutter2U/Adobe Stock) Wegen des Ausbruchs von COVID-19, der neuen Lungenerkrankung mit Ursprung in China, die sich inzwischen auf mindestens 24 andere Länder ausbreitet hat, haben viele Regierungen weltweit ein Verbot von Reisen von und nach China erlassen beziehungsweise solche erheblich eingeschränkt. Doch wie sinnvoll ist eine solche Maßnahme? Zwar werden häufig Reiseverbote häufig eingesetzt, um die Ausbreitung einer neu auftretenden Infektionskrankheit zu stoppen – doch eine neue Studie von Wissenschaftlern der University of Washington (UW) und der Johns Hopkins University hat ergeben, dass man über die tatsächliche Wirksamkeit von Reiseverboten zu wenig weiß. Hauptautorin Nicole Errett, Dozentin am UW-Department für Umwelt- und Arbeitsmedizin an der School of Public Health, sagt, dass dies hauptsächlich auf die Tatsache zurückzuführen sei, dass nur sehr wenige Untersuchungen zum Effekt von Reiseverboten vorliegen. „Einige der Beweise deuten darauf hin, dass ein Reiseverbot das Auftreten einer Infektionskrankheit in einem Land um Tage oder Wochen verzögern kann. Es gibt jedoch nur sehr wenige Hinweise darauf, dass ein Reiseverbot das Risiko vollständig beseitigt, dass die Krankheit langfristig Grenzen überschreitet“, so Errett, Kodirektorin des ColLABorative on Extreme Event Resilience, eines Forschungslabors, das sich mit realen Problemen befasst, die für die Resilienz der Bevölkerung relevant sind. Die Forscher durchkämmten Tausende veröffentlichter Artikel, um solche zu finden, die sich direkt mit Reiseverboten befassten, deren Ziel es war, die geografischen Auswirkungen des Ebola-, des SARS-, des MERS- und des Zika-Virus zu verringern. Studien, die sich mit Influenzaviren beschäftigten, wurden von der Analyse ausgenommen, da sich in diesem Zusammenhang Reiseverbote bereits als langfristig unwirksam erwiesen haben. Am Ende konnten die Forscher nur sechs Studien identifizieren, die ihren Kriterien entsprachen. Diese sechs Untersuchungen basierten auf Modellen oder Simulationen und nicht auf Daten aus tatsächlichen Verboten nach deren Implementierung. Um die Forschung in diesem Bereich zu verbessern, empfehlen die Autoren der Studie daher, vor dem nächsten Ausbruch Forschungsfragen, Partnerschaften und Studienprotokolle festzulegen, damit empirische Daten schnell gesammelt und ausgewertet werden können. „Reiseverbote sind eine von mehreren rechtlichen Optionen, die Regierungen zur Eindämmung einer Pandemie eingesetzt haben“, erklärt Koautorin Lainie Rutkow, Professorin für Gesundheitspolitik und -management an der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health. „Vor dem Hintergrund der Verbreitung des Coronavirus verdeutlicht unserer Studie, wie wichtig es ist, die Wirksamkeit rechtlicher und politischer Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung der öffentlichen Gesundheit zu begreifen.“ „Bei der Beurteilung der Notwendigkeit und Gültigkeit eines Reiseverbotes ist es angesichts der begrenzten Evidenz wichtig zu fragen, ob es die am wenigsten restriktive Maßnahme ist, die die Gesundheit der Öffentlichkeit noch schützt. Selbst wenn dies der Fall ist, sollten wir diese Frage immer wieder und häufig stellen“, betont Koautorin Lauren Sauer, Assistenzprofessorin für Notfallmedizin an der School of Medicine der Johns Hopkins University und Einsatzleiterin des Office of Critical Event Preparedness and Response der Universität. Infolgedessen, schreiben die Autoren, seien zusätzliche Forschungsarbeiten für politische Entscheidungen „dringend erforderlich“, insbesondere angesichts der enormen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen ihrer Umsetzung.
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