Wirtschaftliche Stimmung der Ärzte bleibt im Keller

Die wirtschaftliche Stimmung der niedergelassenen Ärzte liegt auch im 4. Quartal 2023 nur knapp über dem historischen Tief. Bild: Stiftung Gesundheit

Das Stimmungsbarometer der niedergelassenen Ärzte bleibt auch im 4. Quartal mit einem Wert von -38,5 niedrig: „Seit dem neuen historischen Tiefstand im Vorquartal ist der Wert lediglich um 0,2 Punkte gestiegen“, so Prof. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit.

Vor allem die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage verschlechterte sich erneut und liegt nun 2,7 Punkte niedriger als im vorherigen Zeitraum. Die Erwartung für die kommenden sechs Monate stieg um 2,5 Punkte. „Angesichts der schlechten Gesamtstimmung ist dies jedoch viel zu wenig, um eine Trendwende einzuleiten“, bilanziert Obermann.

Hauptfaktoren: Einflüsse von außen, Digitalisierung und Arbeitszeit

Schuld an der schlechten Stimmung sind aus Sicht der Ärzte vor allem negative Einflüsse von Entscheidungen und Vorgaben von Politik und Selbstverwaltung (80,7 Prozent) sowie die Digitalisierung im Gesundheitswesen (75,5 Prozent). Auf dem dritten Rang liegt in diesem Quartal die eigene Arbeitszeit, die mehr als die Hälfte der Ärzte als belastenden Faktor empfinden (53,8 Prozent).

Praxen vor dem Kollaps

„Die selbstverwaltete Zusammenarbeit zwischen den Krankenkassen, den Krankenhäusern und den Ärzten war lange Zeit in Deutschland sehr erfolgreich, aber das System bröckelt“, warnt Obermann: „Reformen verfehlen ihre Ziele, überfällige Initiativen werden in der Bund-Länder-Diskussion zerredet, und die Unzufriedenheit ist immens.“ Der Arzt und Gesundheitsökonom fordert erneut eine grundlegende Diskussion über Formen der ambulanten und stationären Versorgung: „Es gibt hierzu bereits sehr kluge Ansätze.“ Eine systemische Betrachtung mit dem ärztlichen Auftrag der Hilfe für Schwache und Kranke zu verbinden, sei auch in schwierigen Zeiten eine lohnende Aufgabe.