Wirtschaftliche Stimmungschwankungen bei Ärzten und Heilberuflern

Erstmals wieder aus dem roten Bereich: Die wirtschaftliche Stimmung der niedergelassenen zweiten Quartal 2024 deutlich verbessert – vor allem wegen der gestiegenen Erwartung für die kommenden Monate. (Grafik: Stiftung Gesundheit)

Laut Stimmungsbarometer der Stiftung Gesundheit hat zum ersten Mal seit über einem Jahr die wirtschaftliche Stimmung der Ärzte den roten Bereich verlassen. Bei Heilberuflern hat sie sich im zweiten Quartal leicht verschlechtert.

Mit einem Plus von 7,5 Punkten kletterte die Stimmung bei den Medizinern im zweiten Quartal 2024 auf einen Wert von -25,2 Punkten. So das Ergebnis der Erhebung der Stiftung Gesundheit, an der mehr als 800 Ärzte teilnahmen. Verbessert habe sich insbesondere die Erwartung für die kommenden sechs Monate (plus 10,0 Punkte), aber auch die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage stieg deutlich an (plus 4,5 Punkte).

Die größte Verbesserung war dem Barometer zufolge bei den Zahnärzten zu beobachten (plus 12,8 Punkte), gefolgt von den Fachärzten (plus 9,9 Punkte). Ebenfalls sind die Stimmungswerte der Psychologischen Psychotherapeuten (plus 6,2 Punkte) und der Hausärzte (plus 3,0 Punkte) gestiegen.

Einfluss belastender Faktoren sinkt weiter

Als belastende Faktoren nannten die Ärzte vor allem wieder Entscheidungen und Vorgaben von Politik und Selbstverwaltung (71,6 Prozent) sowie die Digitalisierung (62,0 Prozent). Beide Werte sind der Stiftung Gesundheit zufolge jedoch erneut gesunken und liegen nun rund zehn bzw. 15 Punkte niedriger als vor einem halben Jahr.

Ende der Krise oder kurzer Hoffnungsschimmer?

Auch nach wiederholter Verbesserung der wirtschaftlichen Stimmung sieht Forschungsleiter Prof. Konrad Obermann noch keinen klaren Trend: „Auf den ersten Blick geben die Ergebnisse zwar Grund zur Hoffnung, sie spiegeln aber keine Zufriedenheit mit der gesundheitspolitischen Entwicklung wider.“ Für die aktuelle Entwicklung seien mehrere Ursachen denkbar: „Möglicherweise blicken Ärzte trotz ihrer oft bekundeten Unzufriedenheit mit der allgemeinen Gesundheitspolitik nun optimistischer in die Zukunft, da positive Entwicklungen an anderen Stellen die Situation in den Praxen verbessern“, so Obermann. Auch eine genügsamere Erwartungshaltung durch die vielen Krisen sei eine mögliche Erklärung. Unabhängig von dem Grund hält Obermann eine Entwarnung für verfrüht: „Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sind das Rückgrat der medizinischen Versorgung – ihr Befinden und die damit verbundene Bereitschaft zur qualitativ hochwertigen Versorgung sollten daher weiterhin sorgfältig beobachtet und ernst genommen werden.“

Leicht verschlechterte Stimmung bei den Heilberuflern

Anders die Erbebnisse bei den Heilberuferlern: Diese hat sich laut Stimmungsbarometer leicht verschlechtert, bleibt jedoch mit -8,2 Punkten weiter über dem Durchschnitt der letzten zwei Jahre. „Die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage hat sich leicht verbessert, dafür ist die Erwartung für die kommenden sechs Monate um 5,4 Punkte gesunken“, so Obermann.

Ergotherapeuten und Heilpraktiker bleiben im Stimmungshoch

Trotz des leichten Stimmungsdämpfers entwickelten sich einzelne Fachgruppen der Erhebung zufolge auch positiv: Zum zweiten Mal in Folge verzeichneten die Ergotherapeuten einen deutlichen Anstieg mit einem Plus von 13,7 Punkten. Auch bei den Apothekern entwickelte sich die Stimmung leicht aufwärts (plus 0,4 Punkte). Den stärksten Rückgang gab es dagegen bei den Logopäden (minus 8,0 Punkte). Insgesamt ist die aktuelle wirtschaftliche Stimmung bei den Heilpraktikern, Ergotherapeuten und Physiotherapeuten am besten.

Arbeitszeit auf Platz zwei der Störfaktoren

Den mit Abstand größten negativen Einfluss auf die wirtschaftliche Stimmung in den Heilberufen haben weiterhin Entscheidungen und Vorgaben von Politik und Selbstverwaltung (57,4 Prozent). „Aktuelle Ereignisse dagegen haben als Störfaktor an Bedeutung verloren und sind von Platz 2 im vergangenen Quartal auf Platz 6 abgerutscht“, so Obermann. Stattdessen ist mit 40,7 Prozent die eigene Arbeitszeit auf den zweiten Platz vorgerückt, gefolgt von der Personalsituation mit 38,1 Prozent.