Wissenschaftler tagen in Tübingen zu Seh- und Hörforschung27. Februar 2018 Universitätsklinikum Tübingen: Luftaufnahme der beiden Klinikum-Areale Berg und Tal. Foto: Manfred Grohe Über 200 internationale und nationale Spitzenforscher diskutieren bei dem Symposium „Neue Horizonte in der Seh- und Hörforschung“ vom 5. bis zum 7. März 2018 am Universitätsklinikum Tübingen neueste technische Entwicklungen und Forschungsergebnisse. Jeder zweite Deutsche entwickelt im Laufe seines Lebens eine Seh- oder Hörbehinderung, etwa 80 Millionen Europäer leiden an diesen Erkrankungen. Die starke Zunahme der neurosensorischen Erkrankungen in den Industrienationen lässt sich nur teilweise mit der gestiegenen Lebenserwartung erklären, die eigentlichen Ursachen sind komplexer Natur: Neben persönlichen Lebensgewohnheiten tragen bisher weitgehend unbekannte Faktoren erheblich zu diesem Erkrankungsspektrum bei. Da Auge und Ohr eng verwandte Funktionsweisen haben und gemeinsame molekulare Systemkomponenten nutzen, sind häufig die Hör- und die Sehfähigkeit betroffen. Verschiedenen Erkrankungen liegt eine gemeinsame genetische Grundlage für eine gestörte Reizübertragung beider Sinnessysteme zugrunde, wobei die komplexen, sehr ähnlichen molekularen Stoffwechsel- und Transportvorgänge in den sensorischen Zellen von Auge und Ohr eine große Rolle spielen. Forschungsfragen zur Reizverarbeitung in den Sinnesorganen und zu zentralen neurosensorischen Verarbeitungsprozessen und ihren Störungen sind in weiten Bereichen ähnlich. Das Zentrum für Neurosensorik am Universitätsklinikum Tübingen hat sich in den letzten Jahren zu einem Hotspot in der Seh- und Hörforschung entwickelt. Hier wurde die erste klinische Studie zur Gentherapie am Auge in Deutschland durchgeführt und die Entwicklung von Seh-und Hörimplantaten vorangetrieben. Worin liegen die Ursachen für den Verlust von Seh- und Hörfähigkeit? Sind es genetische Ursachen oder Umweltfaktoren? Sind Stress, ständige Erreichbarkeit und exzessive Mediennutzung Gründe für die Zunahme sensorischer Erkrankungen im Alter? Erhöhen Hörstörungen das Risiko an Alzheimer zu erkranken? Oder senkt das Tragen einer Brille bei altersbedingter Sehschwäche die Gefahr einer Demenz? Kann man mit Gentherapie, Stammzellen oder elektronischen Implantaten neue Wege der Behandlung neurosensorischer Störungen entwickeln? Diese und andere Fragen diskutieren die Forscher aus dem In- und Ausland auf dem Symposium. Gentherapeutische Intervention bei Netzhaut- und Ohrerkrankungen (Profs. Ali, Dalkara, Fischer, Smith, Lentz, Sieving und Reisinger) sowie epidemiologische und genetische Faktoren von Pathophysiologien der beiden Sinnessysteme (Profs. Klaver, Scholl, Fauser, Sahel und Petit) werden erörtert. Ausgewiesene Experten zu den neuesten technischen Entwicklungen und der Prothetik (Profs. Kollmeier, Picaud, Lenarz, Lauer und Shepherd) spannen den Bogen zu Erkenntnissen über neuronale Schaltkreise (Profs. Herrmann, Strettoi, Warren und Dedek) und Zusammenhänge zu Alter und Alzheimer (Profs. Launer, Warren). New Horizons 2018: Das Symposium wird ausgerichtet vom Zentrum für Neurosensorik mit Unterstützung der DFG, der Hector Stiftung sowie des Universitätsbundes und des Werner Reichardt Centrums für Integrative Neurowissenschaften (CIN). Federführende Organisatoren sind der Augenarzt Prof. Eberhart Zrenner und die Hörforscherin Prof. Marlies Knipper.
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