Wissenschaftsrat fordert: Open Access soll zum Standard gemacht werden26. Januar 2022 Foto: ©Tada Images – stock.adobe.com Der freie Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen stärke die Forschung, steigere die gesellschaftliche Rezeption und erhöhe die Wirtschaftlichkeit, so die Begründung des Wissenschaftsrates für seine Forderung nach Open Access. Je schneller und breiter Forschungsergebnisse rezipiert und diskutiert werden, desto schneller können andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darauf aufbauen. Nicht erst durch die COVID-19-Pandemie sei deutlich geworden, dass der unmittelbare freie Zugang zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen für den Fortschritt der Wissenschaft und für die Gesellschaft von großer Bedeutung ist, so der Wissenschaftsrat. Dieser tritt dafür ein, dass die Endfassungen (Version of Record) wissenschaftlicher Publikationen sofort, dauerhaft, am ursprünglichen Publikationsort und unter einer offenen Lizenz (CC BY) frei verfügbar gemacht werden.„Publizieren ist ein integraler Bestandteil des Forschungsprozesses, und es liegt im eigenen Interesse von Forschenden, ihre Ergebnisse so schnell und weit wie möglich zu verbreiten“, erklärt Prof. Dorothea Wagner, Vorsitzende des Wissenschaftsrats. Technisch sei die Umstellung durch die Digitalisierung problemlos möglich geworden: Der Lesezugriff kann für alle kostenlos über das Internet ermöglicht werden, sodass wissenschaftliche Einrichtungen für den Zugang zu Forschungsliteratur keine Lizenzgebühren mehr zahlen müssen. Gleichwohl fallen Kosten an, die gedeckt werden müssen. Bei publikationsbezogenen Finanzierungsmodellen sind für jede einzelne Publikation Gebühren zu entrichten. Durch die Transformation zu Open Access müssten deshalb die Zahlungsströme umgestellt werden. „Damit Publikationsdienstleistungen problemlos in Anspruch genommen werden können, müssen solche Kosten aus Sicht des Wissenschaftsrats Teil der Forschungsfinanzierung werden“, so Wagner. „Zugleich sollten gebührenfreie Publikationsmöglichkeiten rasch ausgebaut und als Alternativen gestärkt werden.“Dieser Paradigmenwechsel verändert die Rollen der Akteure im wissenschaftlichen Publikationssystem nach Ansicht des Wissenschaftsrates grundlegend: Verlage übernehmen durch die Transformation die Rolle von Publikationsdienstleistern, die mit anderen Anbietern in Konkurrenz treten. Um ihre Angebote vergleichbar zu machen, empfiehlt der Wissenschaftsrat der Allianz der Wissenschaftsorganisationen, Qualitätsstandards und Leistungsstufen zu definieren und so die Kostentransparenz und Kosteneffizienz des Publikationssystems zu verbessern.Insbesondere die Hochschulleitungen sind aus Sicht des Wissenschaftsrats gefordert, sich an die Spitze der Transformation zu setzen. Wichtige Leitungsaufgaben sieht er darin, Vorbehalte auszuräumen und die Publikationsfinanzierung neu zu regeln. Die Einrichtungen sollten in den nächsten drei Jahren transparente Informationsbudgets erstellen, um sich ein Gesamtbild ihrer Ausgaben zu verschaffen. Auf dieser Grundlage kann das Finanzierungssystem für eine reine Open-Access-Welt gestaltet werden.Wissenschaftliche Publikationen sollen außerdem mittelfristig nicht nur offen zugänglich, sondern auch maschinenlesbar sein. „Es ist wichtig, nicht nur an eine menschliche Leserschaft zu denken, sondern weitergehende Analysemöglichkeiten aktiv zu unterstützen“, betont Wagner.Bei alldem sollten die unterschiedlichen Publikationskulturen verschiedener Fächer und die damit verbundene Vielfalt an Publikationstypen berücksichtigt werden, betont der Wissenschaftsrat in einer Mitteilung. So können beispielsweise wissenschaftliche Bücher bei Bedarf zusätzlich auf Papier gedruckt werden. Während die Transformation von wissenschaftlichen Zeitschriften zeitnah vollständig erreicht werden kann, wird das Ziel für Sammelwerke und Monografien mittel- bis langfristig anvisiert. Sachbücher, Hand- und Lehrbücher oder Nachschlagewerke, die ein Publikum außerhalb der Wissenschaftsgemeinschaft erreichen sollen, erfordern gesonderte Regelungen.
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