Woche des Sehens 2021: Regeneration des Sehnervs erscheint möglich

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Schäden am Sehnerv, die durch eine Glaukomerkrankung entstanden sind, lassen sich nicht heilen. Damit mussten sich Patientinnen und Patienten bisher abfinden. Neue Erkenntnisse aus Untersuchungen an Mäusen wecken die Hoffnung, dass künftig eine Gentherapie wie eine Verjüngungskur für den Sehnerv wirken kann. Anlässlich der Woche des Sehens 2021 schildert Prof. Verena Prokosch-Willing von der Universitäts-Augenklinik in Köln die neuen Ansätze.

Etwa 923.000 Menschen in Deutschland sind vom Glaukom betroffen. Diese tückische Augenkrankheit bleibt lange unbemerkt, weil sie keine Schmerzen und auch sonst oft jahrelang keine Symptome verursacht. Nach und nach stirbt der Sehnerv ab, wenn die Krankheit nicht behandelt wird. Es entstehen blinde Flecken erst am Rand des Gesichtsfeldes, später schreiten sie zum Sehzentrum fort. Erst wenn schon der überwiegende Teil des Sehnervs zerstört ist, bemerken die Betroffenen selbst die Ausfälle im Gesichtsfeld. Heute verfügbare Behandlungen können die Krankheit aufhalten, indem der Augeninnendruck gesenkt und der Sehnerv entlastet wird. Der weitere Verlust von Sehvermögen kann so verhindert werden. Die bereits vorhandenen Schäden am Sehnerv lassen sich aber bisher nicht rückgängig machen.

Hoffnung auf wiedergewonnenes Sehvermögen
Neue Einsichten in das Krankheitsgeschehen wecken nun jedoch die Hoffnung, dass es in der Zukunft sogar möglich sein wird, verlorenes Sehvermögen zurückzugewinnen. Besonders interessant sind hier altersabhängige Veränderungen. Forschungsarbeiten an Mitochondrien und Arbeiten zur Epigenetik zeigen vielversprechende Ergebnisse. Die Mitochondrien sind die „Kraftwerke der Zelle“, die Epigenetik beschreibt Veränderungen des Erbguts durch Umwelteinflüsse.

Epigenetische Information „zurückdrehen“
Bei Mäusen ist es gelungen, mit einer Gentherapie epigenetische Information wieder „zurückzudrehen“, sodass es zu einer Verjüngung des Sehnervs kam. Nach der Behandlung reagierten die am Glaukom erkrankten Mäuse wieder auf optische Reize und konnten sich anhand von Mustern in einem Raum orientieren. Das erlaubt den Schluss, dass ihr Sehvermögen in einem gewissen Umfang zurück gekehrt war. Gelänge es, diesen Therapieansatz auch beim Menschen anzuwenden, könnte dies der Anfang einer neuen Ära der Medizin sein. Denn der Sehnerv ist ein Teil des Gehirns. Lässt er sich „verjüngen“, dann wird es unter Umständen sogar möglich sein, gealterte und geschädigte Gehirne erfolgreich zu behandeln, erläutert Prof. Prokosch-Willing.

Woche des Sehens: Die „Woche des Sehens“ findet bundesweit vom 8. bis 15. Oktober statt. In diesem Jahr lautet das Thema „Neue Einsichten“. Mehr Informationen unter: www.woche-des-sehens.de