Woche des Sehens: Trübe Aussichten für Babyboomer?

Die neue Broschüre “Sehen und Sehverlust in Deutschland”. Bild: ©Woche des Sehens/graficzny.com.pl

Je älter wir werden, umso mehr steigt das Risiko einer Augenkrankheit. Nun kommen die geburtenstarken Jahrgänge in die Jahre. Das deutsche Gesundheitssystem ist darauf nach Experten-Einschätzung nicht vorbereitet.

“Da kommt was auf uns zu”, sagt Prof. Robert Finger von der Universitätsaugenklinik Bonn mit Blick auf die augenärztliche Versorgungslage in Deutschland. Gemeinsam mit Prof. Alexander Schuster von der Universitätsaugenklinik Mainz hat er aktuelles Zahlenmaterial rund um das Thema “Sehverlust in Deutschland” zusammengetragen – von der Häufigkeit der einzelnen Augenerkrankungen über Prognosen zum Versorgungsbedarf bis zur Entwicklung der augenärztlichen Kapazitäten. Hinzu kommen Daten zur Lebensqualität der Betroffenen und zu gesundheitsökonomischen Auswirkungen von Blindheit und Sehbehinderung.

Die Woche des Sehens, ein Zusammenschluss von Organisationen aus den Bereichen Selbsthilfe, Augenmedizin und Entwicklungszusammenarbeit (s.u.), veröffentlicht jetzt diese Daten in der Broschüre “Sehen und Sehverlust in Deutschland”.
In der Zusammenführung der Zahlen, so heißt es, werde deren Brisanz deutlich. Drei Augenkrankheiten seien in Deutschland die häufigsten Ursachen für eine Sehbehinderung oder Erblindung: die Altersabhängige Makula-Degeneration (AMD), das Glaukom und die Diabetische Retinopathie. Im Zeitraum 2002 bis 2017 ist die Zahl der Menschen, die von diesen drei Erkrankungen betroffen sind, laut Mitteilung um 22 Prozent gestiegen. Finger und Schuster prognostizieren eine Fortsetzung der Entwicklung. Die augenmedizinische Versorgungskapazität sei dagegen im selben Zeitraum nur um ein Prozent gewachsen.

“Bereits jetzt ist die “Ressource Augenarzt” in Teilen Deutschlands ein rares Gut”, konstatieren die Partner der Woche des Sehens. Um ein Eskalieren der Situation zu verhindern, schlagen sie ein umfangreiches Maßnahmenpaket vor. Es zielt darauf ab, einerseits die Zahl der Erblindungen und die der Menschen mit massiven Seheinschränkungen spürbar zu verringern und andererseits die Folgen eines nicht therapierbaren Sehverlustes zumindest teilweise auszugleichen – zum Beispiel mit einem regelhaften Reha-Angebot, das in Deutschland bisher fehle.

Broschüre “Sehen und Sehverlust in Deutschland”
Der 24-Seiter im Format DIN A4 bietet neben den genannten Inhalten einen Blick auf die Herausforderungen bei seltenen Erkrankungen und eine Betrachtung der weltweiten Situation. Download und Bestellmöglichkeit unter: https://www.woche-des-sehens.de/broschuere-sehverlust

Die Partner der Woche des Sehens
Die Woche des Sehens 2020 hat am 8. Oktober mit dem “Welttag des Sehens” begonnen und endet mit dem internationalen “Tag des weißen Stocks” am 15. Oktober. Getragen wird die Informationskampagne von der Christoffel-Blindenmission, dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband, dem Berufsverband der Augenärzte Deutschlands, dem Deutschen Komitee zur Verhütung von Blindheit, der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, dem Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf sowie der Pro Retina Deutschland. Unterstützt wird sie zudem von Aktion Mensch und Zeiss.