Workshop: Förderung von Artenvielfalt in der Landwirtschaft20. November 2023 Vierbindiger Schmalbock auf einer Dolde des Engelwurzes. Foto: © mojolo – stock.adobe.com Bei einem Workshop am 24. November 2023 stellt das interdisziplinären Forschungsprojekt „Ökosorten für Biodiversität und Klimaschutz“ (AgroBioDiv) seine neuesten Forschungsergebnisse an der Universität Heidelberg vor. Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, die ökologisch bewirtschaftet werden, ist die Ackerwildkrautflora als repräsentativer Teil der biologischen Vielfalt höher als auf Feldern mit konventionellem Anbau. Um aber eine Trendumkehr des Artenverlustes herbeizuführen, bedarf es größerer Anstrengungen als spezielle Getreidesorten einzusetzen und auf synthetischen Pflanzenschutz zu verzichten. Gefordert sind vor allem politische Ansätze, um nachhaltige Anreizstrukturen zu schaffen. Das ist eine zentrale Erkenntnis aus dem Forschungsprojekt „Ökosorten für Biodiversität und Klimaschutz“ (AgroBioDiv), das unter der Leitung des Biologen Prof. Dr. Marcus Koch und der Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Jale Tosun durchgeführt wird. Die Forschungsergebnisse sollen im Rahmen eines Workshops vorgestellt werden. Zu der Abschlussveranstaltung am 24. November 2023 lädt das Heidelberg Center for the Environment, das umweltwissenschaftliche Forschungszentrum der Ruperto Carola, ein. Erwartet werden rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Verwaltung, Landwirtschaft, Umweltverbänden und Wissenschaft. Die Forschungsarbeiten im Rahmen des AgroBioDiv-Projekts sollten Aufschluss darüber geben, welchen Einfluss der Öko-Landbau auf die Biodiversität in der Agrarlandschaft hat, insbesondere auch im Hinblick auf die Auswirkungen für den gesamten Landschaftsraum. „Am Anfang unserer Aktivitäten stand zunächst die Frage, welchen Beitrag ökologisch gezüchtete Getreidesorten zu einer nachhaltigen Entwicklung der Agrar-Ökosysteme in Baden-Württemberg leisten. Das Forschungsprogramm hat sich schließlich zu einer umfassenden Untersuchung der baden-württembergischen Landwirtschaft in all ihren verschiedenen Ausprägungen weiterentwickelt“, betont Prof. Tosun, die am Institut für Politische Wissenschaft der Universität Heidelberg unter anderem zur staatlichen Regulierung in den Bereichen Umwelt, Energie, Klimawandel und Nachhaltigkeit forscht. Zu der für das Projekt ursprünglich ausgewählten Bio-Region am Bodensee kamen Standorte hinzu, an denen konventionelle oder hybride Formen von Landwirtschaft betrieben werden. In Kooperation mit Landwirten wurden Daten zu den angebauten Kulturpflanzen mit dem Schwerpunkt auf Getreide erhoben und die Vielfalt der begleitenden Ackerwildkrautflora erfasst. Regionale und nachhaltige Vermarktungsketten sind wichtiger Bestandteil „Mit dem fortschreitenden Verlust biologischer Vielfalt in traditionellen Agrarlandschaften ist die sogenannte Agro-Biodiversität ein zentraler Baustein im ökologischen Gefüge eines Landschaftsraumes“, sagt Prof. Koch, Leiter der Forschungsgruppe Biodiversität und Pflanzensystematik am Centre for Organismal Studies der Universität Heidelberg. So weisen hybrid bewirtschaftete Felder, bei denen temporär auf den Einsatz von synthetischem Pflanzenschutz verzichtet wird, immerhin noch eine größere Vielfalt an Ackerwildkräutern auf als landwirtschaftliche Flächen mit konventionellem Anbau. Diese intermediäre Bewirtschaftungsform, so der Heidelberger Forscher, kommt dann zum Einsatz, wenn die in dieser Form „unbehandelten“ Feldfrüchte für die jeweiligen Marken der Erzeugergemeinschaften genutzt werden. Gerade regionale und nachhaltige Vermarktungsketten sind ein wichtiger Bestandteil für einen dauerhaft positiven landwirtschaftlichen Transformationsprozess, so die beiden Projektleiter. „Um aber eine echte Trendwende beim Artenverlust in Agrarlandschaften zu erreichen, müssen größere Anstrengungen unternommen werden, die den gesamten Landschaftsraum im Blick haben.“ Als wissenschaftliche Mitarbeiterin hat Cornelia Wiethaler an den Forschungsarbeiten mitgewirkt. Ausgerichtet wird der Workshop, finanziell unterstützt vom Heidelberg Center for the Environment, von den beiden Nachwuchswissenschaftlerinnen Laura Kellermann und Charlene Marek, die im Rahmen des Projekts promovieren. Das Projekt AgroBioDiv ist Teil des vom Land aufgelegten Forschungsprogramms „Ökologischer Landbau“. Ziel des Landesprogramms ist es, thematische Forschung zu bündeln und Forschungsaktivitäten mit nicht-akademischen Akteuren weiterzuentwickeln. Die mit rund 400.000 Euro geförderten Arbeiten an der Universität Heidelberg haben im Juli 2020 begonnen und werden bis Juni 2024 abgeschlossen.
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