Zeitspanne zwischen Chirurgie und Strahlentherapie entscheidend

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Inwieweit beeinflusst der zeitliche Abstand zwischen chirurgischer Entfernung eines Plattenepithelkarzinoms an Kopf oder Hals und einer Strahlentherapie das Gesamtüberleben?

Dieser Frage gingen Radioonkologen der Universitätsklinik Stanford nach und führten anhand der Daten von 25.216 entsprechend erkrankten Patienten (75 % Männer, 25 % Frauen; Durchschnittsalter 59 Jahre; Daten aus der National Cancer Database) eine beobachtende Kohortenstudie durch.

Bei 9765 (39 %) Patienten lag die Zeitspanne zwischen Chirurgie und Strahlentherapie (time from surgery to the start of radiation, TS-RT) unter 42 Tagen; für 4735 (19 %) belief sich TS-RT auf 43–49 Tage. Das mediane Gesamtüberleben betrug 10,5 Jahre (95 %-Konfidenzintervall 10,0–11,1 Jahre) bei einer TS-RT von maximal 42 Tagen. Belief sich die TS-RT auf 43–49 Tage, verkürzte sich das Gesamtüberleben auf 8,2 Jahre (95 %-Konfidenzintervall 7,4–8,6 Jahre; absolute Differenz -2,4 Jahre, 95 %-Konfidenzintervall -1,5 bis -3,2 Jahre). Die Dauer des Gesamtüberlebens sank auf 6,5 Jahre (95 %-Konfidenz­intervall 6,1–6,8 Jahre; absolute Differenz -4,1 Jahre, 95 %-Konfidenzintervall -3,4 bis -4,7 Jahre), wenn TS-RT 50 oder mehr Tage betrug.

Mittels multivariabler Analyse errechneten die Autoren, dass es beim Vergleich der TS-RT von bis zu 42 Tagen und der TS-RT von 43–49 Tagen zu keinem signifikanten Anstieg der Mortalität kam (Risikoquotient 0,98; 95 %-Konfidenzintervall 0,93–1,04); betrug die TS-RT aber 50 Tage oder mehr, konnte der Anstieg der Mortalität als signifikant gelten (Risikoquotient 1,07; 95 %-Konfidenzintervall 1,02-1,12).

Ein signifikanter Zusammenhang wurde zwischen TS-RT und der Lokalisation des Tumors festgestellt: Besonders bei Patienten mit Tonsillenkarzinom kam es bei einer verlängerten TS-RT häufiger zu einer Verkürzung des Gesamtüberlebens (Risikoquotient 1,22; 95 %-Konfidenzintervall 1,05–1,43); bei anderen Subtypen nach Lokalisation konnte dieser Effekt nicht beobachtet werden. Eine beschleunigte Fraktionierung von 5,2 Fraktionen pro Woche ging im Vergleich zur Standardfraktionierung mit einem ­verbesserten Überleben einher (Risikoquotient 0,93; 95 %-Konfidenzintervall 0,87–0,99).

Das Fazit der Autoren: Eine verlängerte TS-RT von 50 Tagen oder mehr geht mit einem schlechteren Gesamtüberleben einher. Die zumeist multidisziplinär zusammengesetzten Ärzteteams sollten daher darauf achten, TS-RT kurz zu halten. Unvermeidbaren Verzögerungen sollte u. U. mit einer beschleunigten Fraktionierung begegnet werden. (am)