Zentrum für erblichen Darmkrebs am UKL gegründet

“Betroffene möglichst früh finden”: Prof. Ines Gockel, Leiterin des Bereichs Viszeralchirurgie am UKL., Foto: Stefan Straube / UKL

Mediziner der Leipziger Viszeralchirurgie, Humangenetik, Gastroenterologie und Onkologie starten mit der ersten Sprechstunde im neuen Zentrum für erblichen Darmkrebs.

Der erste Patient ist schon da: Er ist 43 Jahre alt, wurde wegen einer Darmkrebserkrankung operiert und seine Großmutter soll an Krebs gestorben sein. Nun will Zentrum für erblichen Darmkrebs, frisch gegründet am Leipziger Universitätsklinikum, ermitteln, ob er an einer erblichen Erkrankung litt. Denn das ist nicht nur für ihn, sondern auch für seineGeschwister und seine Kinder wichtig.

“In unserem Zentrum für erblichen Darmkrebs werden Viszeralchirurgie, Humangenetik, Gastroenterologie und Onkologie Hand in Hand zusammenarbeiten, um betroffene Personen möglichst früh zu finden”, so Prof. Ines Gockel, die die Viszeralchirurgie leitet. “Dafür erarbeiten wir interdisziplinär ein einheitliches diagnostisches Vorgehen: Welche Untersuchungen sind bei welchen Voraussetzungen nötig? Denn einerseits behandeln Gastroenterologen Patienten, die zwar noch keinen Darmkrebs haben, aber eine Beratung wegen Krebserkrankung eines Familienangehörigen suchen. Andererseits kommen zu uns in die Chirurgie Patienten, bei denen die Krebserkrankung schon ausgebrochen ist.”

Die große Herausforderung für das neue Zentrum für erblichen Darmkrebs wird also sein, die
Antwort auf die Frage zu finden: Wie gelingt es, alle gefährdeten Patienten zu identifizieren?

Dafür wurden bei der konstituierenden Sitzung des Zentrums erste Rahmen gesteckt: Darmkrebs-Patienten, die unter 45 Jahre alt sind und alle mit mehr als einem Tumor, diese werden genauer unter die Lupe genommen.
“Wenn die Patienten bestimmte Testkriterien erfüllen, erfolgen molekularpathologische und zuletzt auch molekulargenetische Untersuchungen”, erläutert Prof. Dr. Johannes Lemke, Leiter des Instituts für Humangenetik. “Mit der Panel-Diagnostik haben wir eine Methodik, die uns aufzuklären hilft, ob eine Erkrankung eine genetische Ursache hat. Daraus erwächst dann die Chance, weiteren Familienmitgliedern eine zielgerichtete Untersuchung anbieten zu können.”

Bei der ersten Sitzung diskutierten die vier medizinischen Fachdisziplinen, welche Abläufe
wichtig sind. Natürlich braucht es eine Dokumentation und eine zentrale Schaltstelle. Vorerst
stellt das zertifizierte Zentrum für Darmkrebs am UKL den organisatorischen Rahmen, und es
werden Viszeralchirurgie, Gastroenterologie und Onkologie bei ihren Patienten spezielle
Kriterien erfragen, auf auffällige Krankengeschichten achten und diese dann
zusammenführen. So wie mit dem Patienten Nr. 1 des Zentrums für erblichen Darmkrebs, der
dann im Mittelpunkt der ersten interdisziplinären Sprechstunde stand. Das Ziel aber brachte
der Viszeralchirurg Dr. Boris Jansen-Winkeln auf den Punkt: “So gut wir bei unserer
Zusammenarbeit sind: Wir müssen Automatismen entwickeln, damit uns keiner durchs Raster
fällt.”