Zi-Umfrage: Ausbildungstätigkeit in Praxen und Medizinischen Versorgungszentren

Symbolbild.©contrastwerkstatt-stock.adobe.com

Die Ausbildungsquote in der vertragsärztlichen Versorgung ist mit 42 Prozent zwar hoch, jedoch ist die Bewerbungsquote zu niedrig. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des Zentralinstitutes für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Um die Wettbewerbsposition der vertragsärztlichen Einrichtungen im Ausbildungsmarkt zu verbessern, so das Fazit, bedürfe die Ausbildungsordnung einer zeitnahen Aktualisierung.

Derzeit bilden 42 Prozent der Praxen und Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) in Deutschland aus. Diese Ausbildungsquote zeigt, dass die Ausbildungsbereitschaft innerhalb der vertragsärztlichen Versorgung als hoch einzustufen. Allerdings stellt die schwierige Bewerbungslage ein substanzielles Hindernis für die Ausbildung dar: In fast der Hälfte der Praxen und MVZ waren im Schnitt nicht einmal die Hälfte der Bewerber je Ausbildungsstelle geeignet. In fast einem Drittel hatten die eingestellten Auszubildenden in der Regel einen geringeren als den von den Inhabern und Leitern erwarteten Schulabschluss der „Mittleren Reife“. Dabei bestehende Entwicklungsbedarfe bei Soft-Skills-Faktoren, wie Sozialkompetenz und Belastbarkeit, müssen dann in den Praxen während der Ausbildung geschlossen werden. Zudem verschärfen häufige Ausbildungsabbrüche den Personalmangel und erhöhen den Aufwand in den Praxen zusätzlich. In den Jahren 2017 bis 2021 sind rund ein Drittel der ausgewerteten Praxen und MVZ von Ausbildungsabbrüchen betroffen gewesen. Die in den Praxen und MVZ verbleibenden Auszubildenden sind hingegen stark engagiert.

Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Erhebung des Zi zur „Ausbildung von Medizinischen Fachangestellten (MFA) in Praxen und Einrichtungen der vertragsärztlichen Versorgung“. „Unsere Umfrageergebnisse zeigen eines sehr deutlich: Die derzeitige Ausbildungsordnung erscheint vielen Praxisinhaberinnen und -inhabern nicht mehr an die modernen Arbeitsplatzerfordernisse angepasst. Grundlagenkenntnisse und Soft Skills müssen stärker vermittelt werden, damit die Bewerberinnen und Bewerber besser auf die Tätigkeit als Medizinische Fachangestellte vorbereitet sind. Qualifikations- und Ausbildungsdefizite später ausgleichen zu müssen, belastet den Workflow in den Arzt- und Psychotherapiepraxen“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. Er wies zudem daraufhin, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen hierbei nicht direkt helfen könnten, da die Zuständigkeit für die Ausbildung von Medizinischen Fachangestellten bei den Ärztekammern liege.

Um die Wettbewerbsposition der vertragsärztlichen Einrichtungen im Ausbildungsmarkt zu verbessern, sollte bei der Überarbeitung der Ausbildungsordnung eine anspruchsvollere Ausrichtung angestrebt werden. „Medizinische Fachangestellte sind elementarer Teil der Sicherstellung ärztlicher Versorgung. Eine modulare Ausrichtung der MFA-Ausbildung könnte helfen, das dafür notwendige Qualifikationsniveau breiter und schneller zu erreichen. Grundlagenkenntnisse sollten gezielt vertieft und in Teilen mit wählbaren Schwerpunkten kombiniert werden können, zum Beispiel im Bereich der Praxisorganisation und Digitalisierung. Auf diesen könnten attraktive Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die besten Kandidatinnen und Kandidaten aufsetzen“, so von Stillfried weiter. Um die notwendige Attraktivitätssteigerung ihres Ausbildungsberufes zu erreichen und dadurch dem medizinischen Fachkräftemangel entgegenzuwirken, seien Praxen und MVZ aber auch auf monetäre und nicht-monetäre Unterstützung durch Staat und Gesellschaft angewiesen. Denkbar seien hier beispielsweise breitenwirksame Ausbildungs- und Wertschätzungsoffensiven. Um qualifiziertere Bewerberinnen und Bewerber zu erhalten, müssten Aus- und Weiterbildung aber auch besser bezahlt werden können. Die Kassenärztlichen Vereinigungen könnten beispielsweise einen Zuschuss zur Aus- und Weiterbildung zahlen, wenn die Krankenkassen dies in Summe, etwa als Fonds einer Qualifizierungsinitiative gegenfinanzieren würden, erklärte der Zi-Vorstandsvorsitzende.

Die Erhebung erfolgte per Online-Fragebogen im Rahmen der jährlichen Erhebung des Zi-Praxis-Panels 2021 und des Zi-MVZ-Panels 2022. Im Rahmen des Zi-Praxis-Panels wurden insgesamt 58.894 Praxen der vertragsärztlichen und -psychotherapeutischen Versorgung per postalischem Einladungsverfahren um Teilnahme an der Erhebung gebeten. Von den 58.894 angeschriebenen Praxen haben 4.535 Angaben zum Schwerpunktthema Ausbildung gemacht. Somit beteiligten sich etwa 7,7 Prozent. Im Rahmen der Erhebungswelle 2022 des Zi-MVZ-Panels wurden 3.838 zugelassene MVZ und ihnen gleichgestellte Einrichtungen postalisch eingeladen teilzunehmen. Insgesamt 230 MVZ haben Angaben zum Schwerpunktthema gemacht. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa sechs Prozent.

Zi-Publikation: Oettel J, Dr. Zschille M, Leibner M; Die Ausbildung von MFA in Praxen und Einrichtungen der vertragsärztlichen Versorgung. (2022) https://www.zi.de/fileadmin/images/content/Publikationen/Zi-Paper_23-2022_MFA_Ausbildung.pdf