Ziehen, veröden, verkleben – was hilft am besten gegen Krampfadern?

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Darüber diskutieren Experten vom 07.-09. November bei der 34. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Dermatochirurgie (DGDC) in München. Venenleiden sind in der Bevölkerung weit verbreitet, am häufigsten ist die Varikose. Fast jeder dritte Erwachsene hat in unterschiedlicher Ausprägung mit den nicht nur optisch unschönen Aussackungen der hautnahen Venen zu tun, die im Laufe der Zeit zunehmend Beschwerden verursachen und schließlich zum ernsten Gesundheitsrisiko werden können. Schweregefühl, Schwellungen und Schmerzen in den Beinen sind Alarmsignale. Bei fortschreitender Erkrankung drohen im schlimmsten Fall Komplikationen wie Thrombose, Lungenembolie oder ein „offenes Bein“.

Minimal-invasive Techniken verschließen Venen mittels Hitze, Kleber oder Schaum

Krampfadern, die Beschwerden verursachen und die bereits sichtbar sind, gehören in die Hand eines Spezialisten. Bestenfalls sollten Patienten an ein phlebologisches Fachzentrum überwiesen werden. Bei ausgeprägten Varizen der Stammvenen oder bereits drohenden schweren Komplikationen führt an einem Eingriff kein Weg vorbei. Die betroffene Ader wird dabei von allen in den Venenstern einmündenden Venen abgeschnürt (Crossektomie) und durch kleine Hautschnitte herausgezogen (Stripping). Mittlerweile gibt es daneben eine Reihe von Alternativen aus dem Bereich der endovenösen Therapie. Dabei werden die betroffenen Gefäße minimal-invasiv von innen verschlossen oder stillgelegt.

Die endovenösen Verfahren lassen sich in thermische und nicht-thermische Therapien unterteilen. Bei den thermischen Verfahren werden betroffene Gefäße minimal-invasiv mittels Radiofrequenzenergie, Laser oder auch Heißdampf behandelt. Die mittels Katheter eingebrachte Hitze schrumpft die Vene, die sich schließlich ganz verschließt und mit der Zeit vom Körper abgebaut wird. Zu den nicht-thermischen Methoden zählen u.a. das Versiegeln durch einen speziellen Venenkleber oder die Verödung der Besenreiser mittels Flüssigkeit bzw. bei dickeren Besenreisern durch einen Schaum.

Weniger Nebenwirkungen, dafür häufiger ein Rezidiv

Die endovenösen Verfahren bieten eine Reihe von Vorteilen. Sie können ambulant durchgeführt werden, in der Folge genießen die Patienten eine höhere Lebensqualität als nach der offenen OP. Außerdem muss der anschließend benötigte Kompressionsstrumpf im Vergleich kürzer getragen werden.

Andererseits weist die aktuelle Studienlage darauf hin, dass nach wie vor bei den endovenösen Verfahren die Rezidivquote erhöht ist. Dass in Deutschland im internationalen Vergleich immer noch weitaus häufiger auf klassische chirurgische Eingriffe gesetzt wird, liegt allerdings wohl eher daran, dass nach wie vor einige Krankenkassen für die endoskopischen Alternativen nicht aufkommen. Auch gibt es anatomische „Begrenzungen“ für die Anwendung eines Hitzeverfahrens: Ist die Krampfadervene im Durchmesser etwa zu groß oder liegt zu oberflächlich unter der Haut, ist die klassische OP die bessere Wahl, um unansehnliche Hautverbrennungen zu vermeiden sowie das Risiko eines Rezidivs nicht zu erhöhen.

Mit den Vor- und Nachteilen der etablierten und neuen Verfahren und mit aktuellen Entwicklungen und technischen Fortschritten im Bereich der endovenösen Methoden setzen sich Fachärzte aus Deutschland und Österreich bei ihrer gemeinsamen Tagung auseinander. 350 Teilnehmer werden für ein thematisch vielseitig angelegtes wissenschaftliches Update Dermatochirurgie sowie zum intensiven Erfahrungsaustausch erwartet. Die wissenschaftliche Leitung obliegt Prof. Dr. med. Christian Kunte (München), PD Dr. med. Gerd Gauglitz (München) sowie Primarius Dr. Werner Saxinger (Wels/Österreich).

Lieber keine hohen Absätze: Barfuß arbeitet die Venenmuskelpumpe am effektivsten
Indes: Eine unterstützende Maßnahme gegen das Krampfaderleiden ist die präventive! Übergewicht und Bewegungsmangel gelten als wichtigste Risikofaktoren. Eine Gewichtsreduktion und regelmäßige sportliche Betätigung – insbesondere, wenn der Berufsalltag zu langem Sitzen zwingt – gehören folglich zu den ersten Gegenmaßnahmen. Ausdauersport ist besonders empfehlenswert, das Tragen von Kompressionsstrümpfen, die heute modisch kaum zu Abstrichen führen, ebenfalls. Beides unterstützt den Blutrücktransport. Schuhe mit hohen Absätzen begünstigen die Bildung von Krampfadern. Barfuß arbeitet die Muskelpumpe hingegen am effektivsten.