Zigarettenrauch und HPV erhöhen Risiko für Kopf-Hals-Krebs19. Juli 2023 Foto: onephoto/stock.adobe.com Rauchen und Humane Papillomviren (HPV) sind bekannte Risikofaktoren für Kopf-Hals-Krebs. Eine aktuelle brasilianischen Studie konnte Synergie-Effekte der beiden Risikofaktoren nachweisen. Zusammen erhöhen diese das Risiko weiter. Im Jahr 2020 waren 830.000 Menschen weltweit von Kopf-Hals-Krebs betroffen. Allein Brasilien war Kopf-Hals-Krebs 2019 für den Tod von 21.000 Personen verantwortlich, das zeigen Daten das National Cancer Institute in Brasilien (INCA). Hauptsächliche Risikofaktoren waren in der Vergangenheit Alkohol, Tabak und schlechte Mundhygiene, aber in den letzten Dekaden ist HPV zu einem signifikanten Risikofaktor geworden – insbesondere bei jüngeren und relativ gutverdienenden Patienten. Kopf-Hals-Krebs ist heute eine der mit HPV assoziierten Krebsarten mit den am schnellsten wachsenden Fallzahlen. „Anstatt weiterhin Rauchen und HPV als onkogene Faktoren separat zu untersuchen, haben wir uns auf ihre mögliche Interaktion fokussiert“, erklärt Studienautor Enrique Boccardo, Professor der Abteilung für Mikrobiologie am Biomedical Sciences Institute der University of São Paulo (ICB-USP), São Paulo (Brasilien). Sowohl Rauchen als auch HPV sind Baccardo zufolge mit erhöhtem oxidativem Stress und DNA-Schäden assoziiert. Diese Faktoren können die Superoxid-Dismutase 2 (SOD2) regulieren, ein möglicher Biomarker für Oralkrebs und andere mit HPV assoziierte Erkrankungen. Die Forschenden setzten in vitro orale Zellen, die die HPV-16-Onkoproteine E6 und E7 exprimierten und so eine Infektion mit HPV 16 anzeigten, Zigarettenrauch-Kondensat aus. Dabei zeigte sich, dass die Level für SOD2 und DNA-Schäden signifikant zunahmen, verglichen mit den Kontrollen, was auf eine schädliche Verbindung zwischen HPV und Tabakrauch hindeutete. Die Kontroll-Zellen exprimierten weniger SOD2 als die Zellen, die zugleich E6 und E7 bildeten oder die Zellen, die nur Zigarettenrauch ausgesetzt waren. Zellen, die die Onkogene exprimierten und zugleich Zigarettenrauch ausgesetzt waren mehr SOD2 bildeten als die beiden anderen Zellgruppen. Das legte eine Interaktion zwischen HPV und Zigarettenrauch nahe. In der zweiten Projektphase wurden die Genomdaten von 613 Proben aus „The Cancer Genome Atlas“ (TCGA) analysiert. Dabei konzentrierten sich die Forscher auf die Analyse von SOD2-Transkriptionen, um ihre Ergebnisse zu bestätigen. „Auch wenn die In-Vitro-Studien in künstlicher Umgebung stattgefunden haben, sind sie der Ausgangspunkt, um zu verstehen, was in komplexeren Modellen passiert“, so Boccardo. Die Ergebnisse könnten Basis für künftige Interventionen sein. So sei beispielsweise die HPV-Impfung im Moment nur für Kinder zwischen 9 und 14 Jahren verfügbar, weil in Studien die Effizienz gegen genitale Pathologien belegt ist, so Boccardo weiter. Er plädiert dafür, die Impfung anderen Altersgruppen zugänglich zu machen, um Krankheiten in anderen Körperregionen vorzubeugen. „Der nächste Schritt sollte sein, die Komplexität des verwendeten Models zu steigern, um funktionelle Fragen im Kontext normaler Expression virale Proteine zu klären, bei denen der HPV-Promotor die Expression von E6 und E7 reguliert“, erklärte Boccardo. Man dürfe nicht vergessen, dass etwa Entzündungsprozesse in vitro nicht beobachtet werden könnten. Von diesen sei aber bekannt, dass sie eine wichtige Rolle bei der Erkrankung spielen. (ja)
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